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Berlin: Zur Miete im Adlon

Das Filmmuseum plant eine Hommage an Hardy Krüger. Und der hat sich in Berlin jetzt ein exklusives Apartment zugelegt

Trenchcoat plus Rolli und Hose in Beige. Das ist so eine Art Wiedererkennungsmerkmal älterer Weltstars, könnte man sagen. Alain Delon trug das dauernd. Horst Buchholz mag das immer noch. Und auch Hardy Krüger trägt Trench, Rolli und beigefarbene Bundfaltenhose an diesem eiskalten Tag in Berlin. Er steigt aus dem Lift im Filmmuseum, schlägt die etwas milchig gewordenen blauen Augen gen Journalistenpulk auf und lächelt in die Runde. „So viele Fotografen habe ich das letzte Mal um Brigitte Bardot herum gesehen“, scherzt er. „Und da hatte sie nicht viel an.“ Hardy Krüger in Berlin – das ist immer noch eine kleine Sensation.

Mehrmals im Jahr kommt Krüger nach Berlin, in seine Heimatstadt, wo Mutter Gustchen ihren Eberhard vor 74 Jahren in die Welt gesetzt hat. So oft kommt er her, dass er für sich und seine Frau Anita im Adlon jetzt eine Wohnung gemietet hat; beim Frühstück gucken sie aufs Brandenburger Tor. Vier Berliner Tage sind es diesmal, bevor die beiden abreisen, um Weihnachten in Hamburg zu feiern und Silvester in Venedig. Vier Tage für Lesungen aus Krügers neuem Buch – und weil das Filmmuseum im kommenden Jahr eine Hommage an ihn plant. „Netterweise haben sie mich gefragt, ob ich mitplanen will“, sagt Krüger. Er will. Er lege Wert darauf, dass vor allem die Filme aus seiner Zeit in Frankreich – Welterfolge, die aber in Deutschland seinerzeit schlecht liefen – gezeigt werden, sagt er und posiert vor MarleneDietrich-Postern mit den Händen in der Hosentasche. Er sagt das sehr nachdrücklich, fast trotzig.

Vor einem Jahr hatte Hardy Krüger in einem Interview mal gesagt, dass es ihn doch manchmal traurig mache, im Ausland mit größeren Ehren bedacht zu werden als in seiner Heimat. Das war, nachdem ihm der französische Botschafter in Berlin den Orden der Ehrenlegion, die höchste französische Auszeichnung, verliehen hatte. Krüger habe das Bild des Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg in Frankreich positiv verändert, hatte Martin damals gesagt. Er hatte besonders den Film „Der Franziskaner von Bourges“ hervorgehoben, in dem Krüger einen von der Gestapo verfolgten Franziskaner spielt. Die erste ist eine Folter-Szene.

„Über diese Szene sind die deutschen Verleiher damals nie hinausgekommen“, sagt Krüger und stopft die Hände noch ein bisschen fester in die Hosentasche, „sie sind aufgestanden und gegangen.“ Jetzt wird der Film doch noch in Deutschland laufen, im November 2003, wenn die Krüger-Hommage beginnt. Vielleicht ist das eine Genugtuung, aber das würde Krüger nicht zugeben. „Es ist spät, aber nicht zu spät“, sagt er. rcf

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