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Wache Augen. Je zwei Polizisten und BVG-Sicherheitsmitarbeiter gehen wieder gemeinsam auf Streife. 2003 waren diese Einsätze aufgegeben worden.

© Maurizio Gambarini/dpa

Zusammen auf Streife: Die Polizei fährt wieder U-Bahn

Die „Doppelstreifen“ bei der BVG kehren zurück. Fünf Teams sollen täglich unterwegs sein.

Statistisch passiert praktisch nichts. Um Opfer einer Straftat zu werden, muss ein BVG-Fahrgast, der täglich unterwegs ist, 900 Jahre fahren, bis es so weit ist, hat BVG-Chefin Sigrid Evelyn Nikutta ausrechnen lassen. Weil der Alltag etwas anders aussieht und das Sicherheitsgefühl der Fahrgäste auch nicht ganz zu der Statistik passt, greifen BVG und die Polizei auf ein bewährtes Konzept zurück, das sie aber weiterentwickelt haben: Gemeinsame Streifen von Polizisten und BVG-Sicherheitsmitarbeitern. Am Freitag wurde im U-Bahnhof Alexanderplatz die Kooperationsvereinbarung unterzeichnet.

Von nun an sollen täglich bis zu fünf „Doppelstreifen“– bestehend jeweils aus zwei Polizisten und zwei BVG-Mitarbeitern – im Einsatz sein, verteilt über den gesamten Betriebszeitraum, kündigte Polizeipräsident Klaus Kandt beim Unterschreiben an. Mindestens zwei Streifen sollen nachts unterwegs sein – in der Zeit, in der sich Fahrgäste am unsichersten fühlten, sagte Kandt. Anders als bis 2003, als die Beamten nur wenige Stunden am Tag gemeinsam mit ihren BVG-Kollegen auf Streife waren, sind sie jetzt über die gesamte Schicht im BVG- Einsatz. Sie werden von den Abschnitten und bei Bedarf von der Bereitschaftspolizei gestellt, sagte Kandt weiter.

Doppelstreifen konzentrieren sich zunächst auf Brennpunkt-Stationen

Zunächst würden sich die Streifen auf die Brennpunkt-Stationen Alexanderplatz, Kottbusser Tor, Osloer Straße und Bahnhof Zoo konzentrieren, sagte Innensenator Andreas Geisel (SPD). Sie sollen sich aber im gesamten Netz zeigen, auch in Bussen und Straßenbahnen. Und auch Außenbezirke erreichen.

Ziel sei es, Straftaten zu verhindern, sagte Geisel. Hier verwies BVG-Chefin Sigrid Evelyn Nikutta auf die Videotechnik. Durch die Installation moderner Kameras hätten sich die Vandalismusschäden halbiert, sagte sie. Insgesamt sei der Nahverkehr sicher. Seit 2008 habe sich die Zahl körperlicher Gewalttaten um 20 Prozent verringert, gleichzeitig sei die Zahl der Fahrgäste um 20 Prozent auf über eine Milliarde im Jahr gestiegen. So ergibt sich ihre Rechnung mit den 900 Jahren statistischer Sicherheit.

Für Nikutta war das Unterzeichnen der Kooperationsvereinbarung ein „historischer Tag“ und der Start in ein „neues kleines Zeitalter.“ Jahrelang hatte sie sich für die Rückkehr der Doppelstreifen eingesetzt. Deren Installation gehört jetzt zu den ersten Amtshandlungen des neuen Innensenators Geisel, der damit einen Punkt des Hundert-Tage-Programms der Koalition umsetzt. Für den innenpolitischen Sprecher der FDP, Marcel Luthe, ist die Vereinbarung nur „ein Tropfen auf den heißen Stein.“

Das Konzept gab es schon einmal - bis 2003

Die „Doppelstreifen“ waren 2003 von Polizei und Politik innerhalb des damaligen Sparkonzepts abgeschafft worden. Zurückgezogen habe sich die Polizei bei der BVG aber nicht, sagte Geisel. Gemeinsame Präventionseinsätze habe es ebenso weiter gegeben wie die Unterstützung bei schwerpunktmäßigen Fahrscheinkontrollen. Auch Zivilbeamte, die vorwiegend Taschendiebe im Blick haben, seien geblieben.

Allein im vergangenen Jahr habe es 168 000 Einsatzstunden der Polizei bei der BVG gegeben, bilanzierte Geisel. Durch die gemeinsamen Streifen sollen es jetzt etwa 200 000 Stunden werden. Hinzu kämen weiter die aktuellen Einsätze der Polizei.

In der Kooperationsvereinbarung ist auch eine modernere Technik vorgesehen. Schon seit Jahren hat die Polizei einen Arbeitsplatz – mit Zugriff auf die Kamerabilder – in der Zentralen Leitstelle der BVG. In Zukunft soll der Beamte dort direkt den Einsatz seiner Kollegen in den Streifenwagen steuern können, was den Umweg über die Leitstelle der Polizei erspart. Im April solle die Technik installiert sein, sagte Kandt.

Die Vereinbarung der „Doppelstreifen“ gelte nur für die BVG, betonte Kandt. Mit privaten Sicherheitsdiensten arbeite man nicht auf diese Weise zusammen. Die Sicherheitsmitarbeiter der BVG, deren Zahl nach Nikuttas Angaben weiter aufgestockt wird, werden von der Polizei auch ausgebildet. Sie sollen unter anderem lernen, wie man Handschellen anlegt oder wie man sich beim Fund einer mutmaßlichen Bombe verhalten soll. Nur eines sollen sie nicht: Fahrscheine kontrollieren. Das machen die BVG und die beauftragten Firmen weiter allein.

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