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Berlin: Zusammen tanzen, getrennt entsorgen

Pfingsten ist in Kreuzberg wieder Straßenkarneval angesagt Und um den Müll, der dabei anfällt, kümmert sich eine neue Initiative.

Lächeln, Farben, Rhythmen, Wagen, Menschen mit einem Becher Caipi in der Hand – in Kreuzberg verheißt auch der 17. Karneval der Kulturen zu Pfingsten wieder ein sonniges Lebensgefühl. Hunderttausende Besucher werden erwartet. Zum Straßenfest am Blücherplatz, das gestern begonnen hat und bis Montagabend geht. Zum Kinderkarneval am heutigen Sonnabend, der seit sechs Jahren mit einem eigenen kleinen Umzug vom Mariannenplatz zum Görlitzer Park zieht und dort in ein multikulturelles Kinderfest mündet. Und natürlich zur großen Festparade, die Sonntagmittag am Hermannplatz startet und dann bis abends durch Kreuzberg zieht und an der Möckernstraße endet. Rund 5000 Karnevalisten machen dabei mit.

Berlin erlebt über Pfingsten „das quirligste verlängerte Wochenende des Jahres“, jubeln die Tourismuswerber von Visit Berlin. Mehr als zwei Millionen Touristen sind in der Stadt – und für viele ist der Karneval die Attraktion Nummer 1. Allerdings hat das Megafest auch weniger schöne Seiten: Zum einen für Autofahrer, die seit Donnerstagabend am Tempelhofer Ufer in Höhe Blücherplatz vor Absperrungen stehen und sich Umwege suchen müssen. Zum anderen, weil die tolle Party eine Müllschleuder ist. Deshalb hat die Landschaftsplanerin Birte Jung aus Prenzlauer Berg eine Initiative für mehr Umweltbewusstsein gestartet.

97 000 Kilogramm Müll sind dort 2011 beim Umzug und Straßenfest angefallen. Essensreste, Verpackungen, Papierfetzen. Meist ungetrennt, teils nicht wiederverwertbar. Damit soll nun Schluss sein. Gemeinsam mit Ulrich Nowikiow von der „Grünen Liga Berlin“ hat Jung im Rahmen des Projekts „Abfallarme Veranstaltungen“ die Aktion „Karneval goes clean“ ins Leben gerufen.

Am Pfingstwochenende ist sie, wie viele andere auch, erstmals als ehrenamtliche „Trenntmeisterin“ auf dem Straßenfest am Halleschen Tor unterwegs – und hat ein Auge auf den Abfall. „Wir sprechen das Thema bei den Händlern an und erklären, wie der Müll richtig getrennt wird“, sagt sie. „Aber natürlich nicht mit dem Zeigefinger.“ Schon im Vorfeld wurden Merkblätter verteilt. Außerdem helfen die „Trenntmeister“ den Händlern, ihre Abfalltüten zu entsorgen.

Damit der Karneval aber wirklich sauberer wird, sind die Veranstalter auch auf die Besucher angewiesen. Nadja Mau vom Karnevalsbüro hat Verständnis für „Leute, die zum Feiern kommen und in dem Moment nicht an die Mülltrennung denken“. Aber mit zahlreichen Mülltonnen, die oft geleert werden, wolle man es den Besuchern einfach machen. Erstmals werden beim Umzug Müllcontainer aufgestellt. Und sogar eine Umzugsgruppe macht Werbung für Umweltschutz. Bei den „Sustainable Heroes“ (Nachhaltigkeitshelden), Jugendlichen aus Berlin und Serbien, dreht sich alles ums Recycling. Selbst ihre Superheldenkostüme bestehen aus Recyclingmaterialien.

Superheldenkostüme tragen die „Trenntmeister“ zwar nicht, aber immerhin Namensschilder. „Wir erleben die Party mal aus einer anderen Perspektive“, heißt es. Vom Fest bekommen die Helfer dennoch viel mit. Manuel Opitz

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