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Der Eingang zur Sporthalle an der Lomonossow-Schule.

© Dominik Totaro

Update

„Zusammenhang zum Krieg in der Ukraine“: Brandanschlag auf deutsch-russische Schule in Berlin-Marzahn

In der Lomonossow-Schule hat es gebrannt, Ermittler gehen von Vorsatz aus. Bislang registrierte die Polizei 100 Anfeindungen gegen russischstämmige Personen.

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Am Freitagmorgen ist auf die deutsch-russische "Internationale Lomonossow-Schule" in Berlin-Marzahn ein Brandanschlag verübt worden. Der für politische Straftaten zuständige Staatsschutz beim Landeskriminalamt (LKA) hat die Ermittlungen übernommen. „Wir gehen von einer Vorsatztat und einem Zusammenhang zum Krieg in der Ukraine aus“, sagte ein Polizeisprecher am Freitag.

Es ist nur einer von zahlreichen Fällen, bei denen russische Einrichtungen und Menschen mit russischen Wurzeln  angefeindet und attackiert wurden. Seit Beginn des Angriffskriegs Russlands auf die Ukraine hat die Polizei Berlin mit Stand Freitag etwa 100 solcher und ähnlicher Vorfälle registriert, wie eine Sprecherin am Freitag sagte. So seien Gebäude und russische Vereine attackiert worden, russische Medien, Botschaftsmitarbeiter und Privatpersonen angegangen worden. Es geht meist um Sachbeschädigung, Bedrohung und Beleidigungen. Die meisten Fälle seien als "antirussisch" eingestuft.

Bildungssenatorin Astrid-Sabine Busse zeigte sich über die Tat bestürzt. Sie nannte den Anschlag einen "feigen Angriff" auf das friedliche Zusammenleben. "Schule darf niemals ein Ort von Gewalt sein, sondern muss ein geschützter Ort bleiben", sagte Busse. "Ganz klar muss sein: Kinder führen keine Kriege, kein Schulkind russischer Herkunft darf für die Verbrechen des Putin-Regimes haftbar gemacht werden.“

Auch Eltern verurteilten den Brandanschlag zutiefst. "Wir gehen davon aus, dass kein Kind, kein Jugendlicher, keine Person im Personal dieser oder irgendeiner anderen Berliner Schule diesen Krieg will", sagte der Vorsitzende des Landeselternausschusses, Norman Heise. "Zudem rechtfertigt rein gar nichts einen Angriff auf eine Schule!"

Gegen 3.20 Uhr Rauch: Eingang der Turnhalle brannte

Bei dem Brandanschlag auf die Lomonossow-Schule hatte ein Passant am Freitagmorgen gegen 3.20 Uhr Rauch bemerkt. Demnach habe es am Eingangsbereich der Turnhalle der Schule gebrannt. Die Feuerwehr konnte das Feuer löschen. Nach Angaben der Feuerwehr haben Gegenstände, die im Eingangsbereich der Halle in der Allee der Kosmonauten abgestellt waren, gebrannt. Verletzt wurde niemand. Nach einer ersten Einschätzung könnte aber die Gebäudesubstanz der Turnhalle durch das Feuer betroffen sein.
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Der Täter soll von mehreren Überwachungskameras erfasst worden sein, als er einen Brandsatz auf den Eingangsbereich der Privatschule warf. Die Lomonossow-Schule will die Integration von aus der ehemaligen Sowjetunion stammenden und in Berlin lebenden Familien mit Kindern fördern. 

Der Eingang zur Sporthalle.
Der Eingang zur Sporthalle.

© Dominik Totaro

Auch andere Gebäude in Berlin  sind von Attacken betroffen. Bereits am 8. März hat ein Mitarbeiter des Objektschutzes der Polizei am Morgen am „Russischen Haus“, ein direkt vom Kreml gesteuertes und getragenes Kulturinstitut, Schmierereien festgestellt. Auf eine Säule war der Schriftzug „Mörder“ geschrieben. Die Polizei veranlasste, dass die Buchstaben entfernt werden.

Allerdings schlägt auch Menschen aus der Ukraine Hass entgegen. Am Donnerstag war eine Gruppe jüdischer Kinder und Jugendliche, die aus der Ukraine nach Berlin geflüchtet sind, auf einem Spielplatz im Preußenpark in Wilmersdorf. Ein Kamerateam hatte die Gruppe begleitet.

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Dann kam ein 54-jähriger Deutscher hinzu und belegte die Kinder nach Angaben der Polizei mit „prorussischen Äußerungen“. Herbeigeeilte Polizisten konnten die Lage beruhigen, sie nahmen die Personalien des Mannes auf und erteilten ihm einen Platzverweis. Eine Straftat sei jedoch nicht festgestellt worden, sagte eine Polizeisprecherin.

Kipping warnt vor Anfeindungen gegenüber Russen in Berlin

Sozialsenatorin Katja Kipping (Linke) warnte mit Blick auf den Putin-Krieg in der Ukraine vor ungerechtfertigten Anfeindungen gegenüber Russen in Berlin. Sie habe die „große Sorge, dass all die Abscheu, all die Wut, die wir auf Putin und seine Regierung haben, hier in Berlin auch russischsprachige Menschen trifft“, sagte die Linken-Politikerin am Donnerstagabend im ZDF.

Es berühre sie, wenn sie höre, wie Kinder mit russischem Hintergrund auf dem Schulhof dafür angegriffen werden. „Wir müssen aufpassen, dass der Hass, den Putin sät, jetzt hier nicht ausgebadet werden muss von Menschen, die auch nicht mit ihm einverstanden sind – aber zufällig dieselbe Sprache sprechen.“

Auch Berlins Regierende Bürgermeisterin appellierte russisch- und ukrainischstämmige Menschen aus Berlin. „Ich rufe alle Menschen ukrainischer und russischer Abstammung in Berlin auf, diese Auseinandersetzung nicht auf unseren Straßen zu führen, sondern friedlich miteinander umzugehen“, sagte Franzika Giffey (SPD) am Freitag anlässlich des Nationalen Gedenktags für die Opfer terroristischer Gewalt.. „Setzen wir gemeinsam ein Zeichen für Frieden und Völkerverständigung in unserer Stadt, im Berlin der Freiheit.“

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