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Postbotin

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Zustellungs-Probleme: Warten auf den Briefträger

Kunden beklagen unregelmäßige Zustellungen bei der Post. Der Betriebsrat wiederum spricht von überlasteten Austrägern.

Die Bewohner der Motzstraße sind wütend. „Vor drei Wochen habe ich gar keine Post bekommen, dann eine ganzen Batzen auf einmal. Darunter waren Briefe, die fast einen Monat vorher aufgegeben worden sind“, sagt Marcus Hoffmann, der in der Straße in Schöneberg einen Computerladen betreibt.

Ein anderer Anwohner, der seit vier Jahren im Kiez wohnt, berichtet, dass die Regelmäßigkeit der Zustellung bereits in den letzten zwei Jahren mehrfach zu wünschen übrig ließ. „Manchmal kam die Post mit mehreren Tagen Verspätung, manchmal gar nicht.“ Auch der Betreiber einer Apotheke am Viktoria-Luise-Platz bemängelt nicht nur Unpünktlichkeit, sondern auch den Verlust einzelner Sendungen.

Nach einer schriftlichen Beschwerde eines Anwohners erklärte die Post die Ausfälle in einem Fax mit dem Anfallen „enormer Sendungsmengen“. Anders ausgedrückt: die Mitarbeiter, die nach dem Arbeitszeitenschutzgesetz ihren Dienst nach zehn Stunden abbrechen müssen, wären der Menge von Briefen schlicht nicht mehr Herr geworden. Zu einem Ausfall an mehreren Tagen in Folge sei es laut Post jedoch nicht gekommen.

Für den Betriebsratvorsitzenden der Post Berlin-Zentrum, Ralph Werner, ist das Problem in der Motzstraße kein Einzelfall. „Fakt ist, dass wir bundesweit in innerstädtischen Bereichen regelmäßig Briefaufkommen von 200 bis 250 Prozent gegenüber dem Normalfall zu bewältigen haben.“ Bei solch extremen Spitzen sei keine ordnungsmäßige Zustellung mehr möglich. Als Konsequenz würden einzelne Haushalte keine Tagespost geliefert bekommen. Das Problem sieht Betriebsrat Werner bei der Post selbst. „Die Routen der Briefträger sind zu groß bemessen. Bei großen Volumen kommen die Beschäftigten ihrem Pensum einfach nicht mehr hinterher.“ Im Frühjahr 2004 wurden im Innenstadtbereich die Zustellbezirke von 750 auf 680 reduziert, die Wege der Zusteller wurden länger. Zusätzlich ist in den letzten Jahren die Belastung der Postboten gestiegen, weil neben der klassischen Briefpost zunehmend Einkaufsprospekte zugestellt werden.

Die Post widerspricht dem Betriebsrat und verteidigt die Aufteilung ihrer Zustellbezirke. „Die Routen werden von uns regelmäßig berechnet“, erklärte eine Sprecherin. „Nach unserer Auffassung handelt es sich um eine praktikable Lösung.“ Die Ausfälle in Folge erhöhter Sendungsaufkommen seien Ausnahmen. Die Nichtlieferungen im vergangenen Monat in der Motzstraße beispielsweise wären durch eine Großdemonstration von Mitarbeitern am 14. Mai gegen die Liberalisierung des Briefmonopols zustande gekommen, so die Sprecherin. Darüber hinaus sei eine Zustellerin krank geworden und ein weniger routinierter Vertreter eingesetzt worden, der inzwischen jedoch wieder ausgetauscht wurde.

Dass Ausfälle regelmäßig vorkommen, erklärt hingegen eine Briefträgerin. Im Falle erhöhter Sendungsmengen gebe es sogar die Anweisung, Firmen und Anwälte bevorzugt zu beliefern. Privatkunden hätten dann das Nachsehen. Die Post bestreitet eine solche Vorschrift.

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