zum Hauptinhalt

Berlin: Zwei Frauen an der Quälerei beteiligt: 21-jährige Angeklagte legt umfassendes Geständnis ab

Dolores B. ist eine kräftige Frau mit blond gefärbten Haaren, eine tätowierte Rose prangt auf ihrem Oberarm.

Dolores B. ist eine kräftige Frau mit blond gefärbten Haaren, eine tätowierte Rose prangt auf ihrem Oberarm. Der Zorn der 25-jährigen Lichtenbergerin muss furchtbar sein: Am 10. Juli 1999 richtete er sich nach Ansicht der Staatsanwaltschaft gegen Monika R., die Geliebte ihres Ehemannes.

Diesen hatte an dem Abend der Whiskey schon so richtig in Fahrt gebracht. Doch was trieb auch noch Anja Z. dazu, die Dritte im Bunde, die Frau zu schlagen, zu demütigen und zu misshandeln? "Ich weiß es nicht", flüstert die 21-Jährige im Gerichtssaal. War es aus reiner Kumpanei? "Ich glaube schon."

Es muss Monika R. schon unheimlich vorgekommen sein, als sie nach einem lautstarken Streit mit der Ehefrau Dolores nach oben in die Wohnung gebeten wurde. Ein verhängnisvoller Fehler, denn kaum hatte sich hinter ihr die Wohnungstür geschlossen, fielen laut Staatsanwältin zunächst die zwei Frauen im Schlafzimmer über ihr Opfer her. Monika R. wurde zu Boden geworfen, getreten, geschlagen. Höhnend goss man ihr Duschgel und Sonnenöl über den Kopf, bemalte sie mit Lippenstift und Creme. "Sie war mir unsymphatisch", sagte Anja Z. am Dienstag vor dem Moabiter Kriminalgericht.

Später zerrten Anja Z. und das Ehepaar die hilflose Frau in die Küche und schnitten ihr laut Anklage mit einem Messer die Sachen vom Leib. "Schlampe, Hure!", schimpften sie, während Monika R. mit einem Pfannenwender auf Brüste und Hintern geschlagen wurde. Die nächste Etappe musste die Frau aus Eberswalde im Badezimmer erleiden: Das Trio steckte sie unter die eiskalte Dusche. Als der 31-Jährige zur Toilettenbürste griff, um seine ehemalige Geliebte damit am ganzen Körper abzuschrubben, soll seine Frau gerufen haben: "Die müsste man vorher noch in Scheiße tunken."

Bevor die Peiniger von Monika R. abließen, wurde der in der Badewanne kauernden Frau laut Anklage noch auf den Kopf uriniert. Dolores scheint Andreas B. seinen Seitensprung seit jenem Abend verziehen zu haben. Vergeben ist offenbar auch das Verhältnis, das er einst zu Anja Z. pflegte. "Sie hat gesagt, dass ich zu ihr und den Kindern zurück kehren darf", sagte der Mann vor Gericht.

Anja Z. hatte bei der Polizei noch jede Beteiligung bestritten, vor dem Gericht legte die Sozialhilfeempfängerin am Dienstag ein umfassendes Geständnis ab. "Ich bin ausgerastet, es tut mir sehr leid", sagte die junge Mutter. Andreas B. setzte auf der Anklagebank eher auf eine Art Schlingerkurs. Der Arbeitslose zeigt sich kooperativ, doch in den entscheidenen Punkten setzt seine Erinnerung aus. Geschlagen? Geschrubbt? Getreten? "Ich weiß es nicht mehr, aber ich will es nicht abstreiten", sagt der 31-Jährige. Die Bemühungen des Familienvaters verfolgt Dolores völlig ausdruckslos. Vielleicht möchte sich die Mutter dreier Kinder nur nicht aufregen: Sie ist im sechsten Monat schwanger.

Zur Startseite