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Zusammen getrennt. SPD, Grüne und Linke beendeten ihre Wahlkämpfe am Freitag in Schöneberg, Friedrichshain und Mitte.

© dpa/Tsp-Montage

Zwei Tage vor der Berlin-Wahl: Rot-grün-rotes Wahlkampf-Finale

Für SPD, Grüne und Linke ist der Wahlkampf geschafft. Alle Parteien appellieren an die Berliner, wählen zu gehen.

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Die Mehrheit für ein Zweierbündnis nach der Wahl wird es nach jüngsten Umfragen wohl nicht geben. Ein Dreierbündnis ist aber machbar – am ehesten Rot-Grün-Rot. Abgesprochen haben sich SPD, Grüne und Linke zwar nicht. Doch alle drei Parteien feierten am Freitag ihren Wahlkampfabschluss mit Polit-Prominenz aus dem Bund – örtlich getrennt.

DIE SPD

Im Schöneberger Kiez, auf dem Winterfeldtplatz, fanden sich etwa 300 Zuhörer ein, hauptsächlich Genossen (darunter Ex-Pirat und Neu-Mitglied Christopher Lauer), um dem Außenminister Frank-Walter Steinmeier und dem Hamburger Bürgermeister Olaf Scholz zu lauschen, die als Gäste zur Abschlusskundgebung der Sozialdemokraten kamen. Kulturell umrahmt wurde die Veranstaltung von Vanessa Schulz, besser bekannt als Sängerin Nessi, und später der Band Glasperlenspiel.

Steinmeier sagte, im Jargon des Auswärtigen Amtes, dass Berlin kein Krisengebiet werde, solange dort die SPD regiere. Die Stadt Willy Brandts brauche weiterhin einen „sozialdemokratisch regierenden Bürgermeister“. Der Hamburger Scholz war überzeugt, dass eine Partei die Probleme der Hauptstadt besonders gut lösen könne – das sei die SPD. Anschließend schwor der Regierende Bürgermeister und SPD-Spitzenkandidat seine Leute auf einen wirkungsvollen Schlussspurt ein. „Raus und kämpfen“, rief er den Parteifreunden zu. „Ich will Regierender Bürgermeister bleiben.“ Zur AfD zeigte er dann noch einmal klare Kante: „Die gehören nicht zu dieser Stadt!“ Anschließend erklangen die Glocken der benachbarten Matthias-Kirche.

DIE GRÜNEN

Standesgemäß radelten 120 Grüne vom Gleisdreieck zu ihrer Abschlusskundgebung am Frankfurter Tor, wo schon ein riesiges Plakat mit einem „Ja“ in einem grünen Kreis hing. Davor standen schon die Bundesvorsitzenden Cem Özdemir und Simone Peter, die beiden Fraktionschefs im Bundestag, Katrin Göring-Eckardt und Anton Hofreiter. Spitzenkandidatin „Am Sonntag geht es um was“, sagte die Berliner Spitzenkandidatin Ramona Pop vor 150 Zuhörern, „es ist nicht egal, wer regiert“. Die Wahl sei eine zentrale Weichenstellung, bei der es um „Stillstand oder Bewegung, Dialog oder Basta-Politik, Offenheit oder Abschottung“ gehe. Die Grünen wollen dieses Mal mitregieren, das ließ Pop in ihrer Rede eindeutig durchblicken. Sie wollen die Probleme „entschlossen anpacken“, sagte Pop.

Entschieden wandte sie sich gegen die AfD: „Eine Politik der Angst und Spaltung kann keine Alternative für Berlin sein.“ Und sie plädierte erneut am Sonntag wählen zu gehen, damit es in Berlin „kein böses Erwachen gibt“. Berlin sei das richtige Pflaster, um „den rechtspopulistischen Hetzern von der AfD einen ordentlichen Dämpfer zu verpassen“. Alle, die aus Protest oder Provokation darüber nachdenken, ihre Stimme der AfD zu geben, müssten wissen, „in welch braunes Boot man einsteigt“. Nach ihrer Rede ließen die Grünen 101 grüne Luftballons in die Luft steigen, die Richtung Rotes Rathaus flogen.

DIE LINKE

Sie wollten offenbar nichts unversucht lassen: Zur letzten Wahlkampfveranstaltung fuhren die Linken personell voll auf. Nacheinander kletterten die Parteivorsitzenden Katja Kipping und Bernd Riexinger, Bundesfraktionschef Dietmar Bartsch, Deutschlands erster linker Ministerpräsident Bodo Ramelow und natürlich Gregor Gysi auf die Bühne im Schatten von Weltzeituhr und Fernsehturm. Es wurde fast eng, als für das Gruppenfoto auch noch Bezirkskandidaten und Spitzenkandidat Klaus Lederer dazukamen.

Ob das reicht, um wirklich – wie zuletzt prognostiziert – mit 14,5 Prozent knapp stärker als die AfD zu werden? „Wer ein Zeichen an die Bundesregierung senden will, dass es so nicht weiter geht, muss die Linke wählen“, sagt Lederer, der sich nach Wochen des Wahlkampfs „wie ein Leierkasten“ vorkommt. Und Applaus-Zugpferd Gysi ruft zum Schluss im gewohnt jovialen Plauderton: „Den Protest-AfD-Wählern müsst ihr sagen: Damit wählt man soziales Unglück.“

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