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Berlin: Zwei Wörter, sieben Messerstiche, 24 Zeugen Prozess um versuchten Totschlag vor der Diskothek „Matrix“

Der Prozess rankt sich um zwei Wörter: Den türkischen n „Selcuk“ und den russischen Begriff „Paidjom“ für „Gehen wir“. Selcuk Y.

Der Prozess rankt sich um zwei Wörter: Den türkischen n „Selcuk“ und den russischen Begriff „Paidjom“ für „Gehen wir“. Selcuk Y. heißt der 24-jährige Angeklagte, dem vorgeworfen wird, in der Nacht zum 10. November nach einer Schlägerei vor der Diskothek „Matrix“ in Friedrichshain mit einem Messer auf den 23-jährigen Martin B. eingestochen zu haben. „Paidjom“, so sagen Zeugen, habe einer der an der Schlägerei Beteiligten beim Weggehen gesagt. Mysteriöse Hinweise in einem Prozess wegen versuchten Totschlags, in dem bislang nur eines ziemlich sicher ist: Auf Martin B. wurde sieben Mal eingestochen. Es traf ihn in den Magen, in Leber, Bauch, Brust und Lunge. B. überlebte wohl nur dank einer Notoperation.

Der Rest ist wie dichter Nebel, den sieben Prozesstage vor der 32. Großen Strafkammer am Landgericht lichten sollen. Selcuk Y. hat sich vier Tage nach der Tat selbst gestellt. Zum gestrigen Prozessauftakt schwieg er. Der Staatsanwaltschaft zufolge hat ein Zeuge den Angeklagten belastet. Dass es wirklich Selcuk war, der zugestochen hat, könne er aber nicht bezeugen. Angeblich soll es vor der Messerstecherei in der Disco „Matrix“ schon eine Auseinandersetzung gegeben haben, bei der dem Angeklagten eine Flasche an den Kopf geworfen worden sein soll. Angeblich fand sie mit Russen statt. Womöglich wurde Martin B. Opfer einer Verwechslung. Auf der anderen Seite soll B. Selcuk Y. kennen. Einem Zeugen zufolge hat B. kurz nach der Tat zudem schwer verletzt „Selcuk, Selcuk“ gestammelt.

Martin B. erholt sich im Urlaub. Auf ihm vorgelegten Bildern hat er Selcuk Y. nicht identifiziert. Gestern schilderte sein Bruder Walter B. vor Gericht seine Sicht des Hergangs: Danach kamen er, seine Freundin und der angetrunkene Martin gerade aus der Diskothek, um nach Hause zu gehen. Martin blieb etwas zurück. Walter pinkelte gerade an eine Wand, als er Schreie hörte, sich umdrehte und sah, wie „ein Riesentyp“ auf Martin einschlug. Er sei hingerannt und habe dem Hünen „eine eingeschenkt“, erzählte er. Als er sich umgedreht habe, sei jemand über dem am Boden liegenden Martin gewesen, etwas Metallisches in der Hand. An viele Details könne er sich nicht mehr erinnern, sagt Walter B.. 22 weitere Zeugen sollen nun Licht in die Sache bringen. Der Prozess wird am Donnerstag fortgesetzt. tob

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