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Berlin: Zweifel am Bau der Großhalle werden größer Experten: Anleger scheuen desolaten Immobilienmarkt

Die Euphorie weicht der Skepsis. Ob Berlin am Ostbahnhof eine neue Superhalle erhält, wird immer zweifelhafter.

Die Euphorie weicht der Skepsis. Ob Berlin am Ostbahnhof eine neue Superhalle erhält, wird immer zweifelhafter. Der potenzielle Investor, die Anschutz-Gruppe aus den Vereinigten Staaten, will mit dem Bau, für den im Sommer der erste Spatenstich geplant war, nun erst 2004 beginnen – wir berichteten. Doch ob dann tatsächlich die Bagger anrollen, ist ungewiss. Immobilienexperten verweisen auf den desolaten Immobilienmarkt der Stadt, an dem ausländische Anleger derzeit kein Interesse hätten. Sie sind, wie Claus Thomas von der LaSalle Investment Management GmbH sagt, überzeugt davon, dass man in Berlin in diesem Jahr kein ausländisches Geld auf dem Immobilienmarkt sehen werde. Die Rendite sei zu mager.

Anschutz will am Ostbahnhof nicht nur eine neue Halle für rund 16 000 Zuschauer bauen, sondern gleich ein ganzes Stadtquartier errichten lassen, das größer wäre als das Projekt Potsdamer Platz. Mit der Vermarktung der Büros, Hotels, Läden und Wohnungen soll auch der Hallenneubau mitfinanziert werden. Anschutz hegt dem Vernehmen nach aber schon länger Zweifel am Standort Deutschland. Das einstige Musterland ist im Wirtschaftswachstum gegenwärtig EU- Schlusslicht. Und dass Berlin pleite ist, hat sich auch in Amerika herumgesprochen. So hat auch der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) bei mehreren Treffen mit Philip Anschutz für die Stadt werben müssen.

Dabei sind die Planungen weit fortgeschritten. Anschutz hat bereits den größten Teil des Geländes von der Bahn AG erworben, das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg arbeitet mit Hochdruck am Bebauungsplan für das Stadtquartier und bereitet gleichzeitig das Genehmigungsverfahren für die Halle vor. Zwei bis drei Monate nach dem Bauantrag könnte die Genehmigung erteilt werden, sagte Baustadtrat Franz Schulz (Grüne) noch vor wenigen Wochen. Auch er wurde von der neuen Terminplanung überrascht.

Immobilienexperten dagegen sehen sich in ihrer Skepsis bestätigt. Die Leerstandsquote bei Büroflächen hat im vergangenen Jahr wieder zugenommen. Selbst in Top-Lagen wie am Potsdamer und Leipziger Platz suchen Bauherren vergeblich nach potenten Mietern. Auch das von der Volksbank-Zentrale geräumte Gebäude im Daimler-Chrysler-Areal steht weitgehend leer. Trotzdem wird in diesem Bereich weiter gebaut.

Nach Ansicht von Experten hätte das Projekt am Ostbahnhof mehr Chancen, wenn sich Anschutz auf den Bau der Halle konzentriert hätte. Sein Konkurrent Harry Harkimo, der in Spandau zusammen mit Siemens eine Großhalle hochziehen wollte und von Anschutz aus dem Rennen geschlagen wurde, hat inzwischen für rund 80 Millionen Euro in Hamburg eine Halle bauen lassen. Dabei kam ihm die Hansestadt aber auch weit entgegen. Die Investoren erhielten das Baugelände zum symbolischen Preis von damals einer Mark. Und für eine verbesserte Verkehrsanbindung steuerte Hamburg 10 Millionen Euro bei. Davon kann Anschutz in Berlin bisher nur träumen.

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