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Berlin: Zweifel an Sicherheitssystem in Tegel nach Flugzeugentführung

39jähriger Bosnier kam trotz Kontrollen mit Messer und Knüppel in die Maschine nach Wien Berlin (kf/weso).Durch eine Finte konnte gestern mittag eine Flugzeugentführung auf dem Flughafen Tegel ohne Verletzte beendet werden: 39jähriger Bosnier hatte gestern mittag eine Linienmaschine auf ihrem Flug von Berlin nach Wien in seine Gewalt gebracht und die Piloten zur Umkehr gezwungen.

39jähriger Bosnier kam trotz Kontrollen mit Messer und Knüppel in die Maschine nach Wien Berlin (kf/weso).Durch eine Finte konnte gestern mittag eine Flugzeugentführung auf dem Flughafen Tegel ohne Verletzte beendet werden: 39jähriger Bosnier hatte gestern mittag eine Linienmaschine auf ihrem Flug von Berlin nach Wien in seine Gewalt gebracht und die Piloten zur Umkehr gezwungen.Während der Entführer eine halbe Stunde später dann auf dem Flughafen Tegel mit der Polizei von der Maschine aus verhandelte, schlichen sich zwei Beamte durch eine hintere Tür ins Flugzeug und stießen den Entführer aufs Rollfeld.Dort wurde der Mann, der mit einem Knüppel und einem etwa 25 Zentimeter großen Küchenmesser bewaffnet war, überwältigt. Das zweistrahlige Mittelstreckenflugzeug vom Typ McDonnell-Douglas MD-87 war in Berlin um 11 Uhr 20 in Richtung Wien gestartet.An Bord der nur zu rund einem Viertel besetzten Maschine befanden sich nach Angaben der Austrian Airlines 28 Passagiere und fünf Besatzungsmitglieder.Gegen 12.20 Uhr - die Maschine überflog gerade Prag - zwang der Luftpirat die Besatzung zur Umkehr.Um 12 Uhr 48 war die Maschine auf dem Flughafen Berlin-Tegel außerplanmäßig gelandet und daraufhin in einen Hangar geschleppt worden.Die ersten Verhandlungen zwischen Polizei und Entführer wurden durch ein geöffnetes Fenster in der Pilotenkapsel geführt.Da es zu Verständigungsschwierigkeiten kam, zogen die Beamten einen Dolmetscher vom Landeskriminalamt hinzu.Daraufhin öffnete der Täter eine Tür im vorderen Teil des Flugzeugs, um von dort aus besser verhandeln zu können. "Den Beamten gelang es, den Täter derart in das Gespräch zu verwickeln, daß zwei Kollegen in dieser Zeit unbemerkt von hinten in das Flugzeug gelangen konnten", sagt Bernd Meyer, der die Ermittlungen leitet.Kriminalhauptkommissar Klaus-Dieter Müller und Polizeihauptmeister Burkhard Schmidt schlichen sich durch die Maschine und stießen den Entführer auf das Rollfeld.Hier wurde der Mann überwältigt und festgenommen. Unmittelbar nach dem Ende der Entführung wurden die Passagiere ärztlich untersucht.Eine psychologische Betreuung war nach Angaben der Polizei aber nicht erforderlich."Von den Passagiere ist während der gesamten Aktion keiner verletzt worden", sagt Meyer.Ob sich der Täter durch den Sturz auf das Rollfeld verletzt habe, sei ihm jedoch nicht bekannt. "Der Täter roch nach Alkohol und machte einen leicht psychisch gestörten Eindruck", sagt Meyer.Die Polizei vermutet, daß der Täter mit der Entführung eine Verlängerung seiner am 15.Januar auslaufenden Aufenthaltsgenehmigung erzwingen wollte.Das Ticket des Mannes sah von Wien eine Weiterreise nach Yugoslawien vor.Bei einer Verurteilung drohen dem Mann bis zu 15 Jahren Haft. Ungeklärt blieb gestern allerdings die Frage, wie der bewaffnete Entführer die als besonders streng geltenden Sicherheitskontrollen auf dem Flughafen Tegel umgehen konnte."Die Berliner Polizei ist für die Sicherheitschecks nicht zuständig", wies Meyer Fragen über Sicherheitslecks auf dem Flughafen zurück.Für diese Aufgabe sei eine private Firma verantwortlich.Und Flughafensprecherin Rosemarie Meichsner sagte: "Wir können uns das auch nicht erklären." Auch der Bundesgrenzschutz hielt sich bedeckt: "Wir wollen dazu nichts sagen." Für die relativ junge, erst 1957 gegründete österreichische Luftfahrtgesellschaft war es der erste Fall einer Entführung. Rund 30 Minuten stand die Linienmaschine samt Geiseln und Entführern auf dem Berliner Rollfeld.In der Flughafenhalle war von dem Vorfall indes kaum etwas zu spüren: Es gab weder Stornierungen, noch Umbuchungen oder Verspätungen.Allein das massive Aufgebot von Polizei und Journalisten veranlaßte schließlich die meisten Reisenden immer wieder zu derselben Vermutung: "Hier landet wohl gerade ein ganz hohes Tier." Und selbst am Nachmittag hatte sich das Ereignis noch nicht überall herumgesprochen: "Entführung, hier, wann?", fragte beispielsweise die Kellnerin an der Champagner Bar mitten in der Haupthalle des Flughafens.

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