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Berlin: Zweifel an versuchter Kindesentführung

Ermittler vermuten Drohgeste gegen den Vater

Der vermeintliche Entführungsversuch eines Kindes in Prenzlauer Berg wird immer mysteriöser. Wie berichtet, soll am Montagabend ein Unbekannter versucht haben, ein achtjähriges Mädchen gewaltsam in ein wartendes Auto zu zerren. Da das Mädchen laut schrie, sei eine Frau auf das Geschehen aufmerksam geworden und habe dem Kind geholfen. Gestern wurde bekannt, dass zeitgleich in Hamburg ein Halbbruder des Kindes entführt werden sollte. Dabei habe ein Mann versucht, den zehn Monate alten Jungen aus dem Kinderwagen zu reißen, was die Mutter jedoch verhindern konnte.

Die Ermittler sehen deshalb das Motiv der Taten im persönlichen Bereich des Vaters der beiden Kinder. Dieser, ein Berliner Geschäftsmann, sagte jedoch gestern dem Tagesspiegel, er gehe davon aus, dass es „ein Pädophiler“ auf seine Tochter abgesehen habe. Zu dem Hamburger Vorfall wollte der Mann keine Stellung nehmen.

Mysteriös ist der Fall auch deshalb, weil sich bislang immer noch nicht die Frau gemeldet hat, die dem Mädchen nach dessen Aussage am Montag geholfen hatte. Auch haben sich keine Zeugen gemeldet, die die angebliche Entführung auf der zur Tatzeit um 18.30 Uhr belebten Prenzlauer Allee beobachtet haben. Wie berichtet, hatte das Mädchen die Frau als hilfsbereite Passantin beschrieben, die wohl an der nahe gelegenen Straßenbahnhaltestelle gewartet habe. Dabei soll es sich um eine junge Frau mit langen blonden Haaren gehandelt haben.

Das Verhalten dieser Frau erscheint den Ermittlern merkwürdig: Eine junge Frau, die ein Kind vor einem mutmaßlichen Sexgangster rettet, setzt dieses Kind nicht vor der Haustür ab und verschwindet spurlos. Wie es bei der ermittelnden Mordkommission gestern hieß, sei der Fall sehr mysteriös.

Dass zwei Kinder des Mannes in zwei verschiedenen Städten attackiert wurden, könne ein Zeichen an den Vater sein, dass seine Familie bekannt sei. Genutzt würden solche Drohinszenierungen beispielsweise von Kriminellen zum Eintreiben von Schulden, hieß es. Die unbekannte blonde Frau sei möglicherweise, ohne dass das Mädchen es merken konnte, Teil des Schauspiels gewesen. Auch zu diesen Spekulationen wollte der Vater keine Stellung nehmen.

Die Mordkommission sucht dringend Zeugen, die am Montag gegen 18.30 Uhr etwas Verdächtiges an der Ecke Prenzlauer Allee / Metzer Straße beobachtet haben. Telefon: 4664 911 701.

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