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Zum Verwechseln ähnlich: Beim Zwillingstreffen am Samstag hatte jeder seinen Doppelgänger dabei.

© dpa

Zwillingstreffen in Berlin: Die doppelten Lottchen

Aus ganz Deutschland kamen Zwillinge zum Treffen nach Berlin. Es ging um Verwechslung, beste Freunde und Probleme bei der Partnersuche.

Die zwei Jugendlichen, die am Samstagmorgen vor dem Haupteingang des Alexa-Einkaufszentrums kauern, können einem leidtun. Den schmerzenden Kopf in die Hände gestützt, Eiskaffee schlürfen gegen die Biere der letzten Nacht. „Alter, das ist jetzt schon das fünfte Mal“, raunt der eine dem anderen zu. Das fünfte Mal, dass er doppelt sieht. Dass zwei komplett gleich aussehende Menschen das Einkaufszentrum betreten. Gleiches T-Shirt, gleiche Hose, gleiches Gesicht. Nein, das ist kein Restalkohol, das sind Zwillinge.

Alle strömen sie ins Alexa. Zum 13. Zwillingstreffen der CAtwins, wie sich die Veranstalter Christian und Andreas Bergel nennen. Sie haben dazu ins Loxx Modellbahnmuseum im Dachgeschoss der Shoppingmall eingeladen. Ungefähr 50 Pärchen sind gekommen und tauschen sich aufgeregt im Foyer aus. Es gibt so viel zu berichten, so viele Erfahrungen auszutauschen, Anekdoten zu erzählen. Damit auch niemand durcheinander kommt, wer eigentlich wer ist, trägt jeder ein Namensschildchen auf der Brust.

Oft kommt es nicht vor, dass sich so viele Zwillinge wie heute auf den Füßen stehen. „Nur 3,5 Prozent aller Neugeborenen sind Zwillinge“, erklärt der Zwillingsforscher Andreas Gusjahr. „Für Berlin wären das bei 37368 Geburten 2014 in etwa 1330 Zwillinge“. Davon sind ein drittel eineiig.

Die CAtwins aus Spandau sehen etwas geschafft aus: „Da ist so viel organisatorischer Aufwand zu betreiben, das nimmt die ganze Freizeit weg.“ Trotzdem sind die beiden glücklich über die großen Zusammenkunft, denn sie sind Zwillinge mit Leib und Seele: „Wir arbeiten in der selben Firma, wir wohnen zusammen und fahren zusammen in den Urlaub.“ Nur mit einer Freundin hat es bei ihnen noch nicht so recht klappen wollen.

Zwillinge helfen sich: Zur Not auch bei der Partnersuche

Christl Gohlke-Süßkow und Margret Grell können das verstehen. Müssen sie ja, denn schließlich sind die beiden aufgeweckten Frauen in ihren geblümten Blusen – Partnerlook natürlich – mit ihren fast 80 Jahren die Erfahrensten auf dem Treffen: „Normalerweise gibt es zwei mögliche Ausgänge bei der Partnersuche: Entweder finden Zwillinge andere Zwillinge, oder sie bleiben allein“, sagt Margret. „Jeder andere wird schnell eifersüchtig. Denn ich muss meine Zwillingsschwester doch jeden Tag anrufen und fragen, was ansteht und was passiert ist die letzten Stunden!“

Gern denken die beiden an ihre Jugend zurück. Damals, als es immer nur „ihr“ und „euch“ gab, weil sie ja doch keiner unterscheiden konnte. Als Margret und Christl ihre Liebhaber tauschten, wie andere Leute Sammelbildchen. „Gemerkt haben die Männer das nie!“ Die beiden amüsieren sich köstlich, als sie in den Erinnerungen von damals schwelgen.

Erika Roßeckert und Ursula Ranke lachen und nicken zustimmend. Die beiden sind Schwestern können mit ihren 75 Jahren auf eine dicke Geschichtensammlung von Verwechslung, Verblüffung und Kuriosität zurückblicken. „Das Dollste war bei der Geburt meiner Tochter“, erzählt Ursula (oder Erika?). „Ich hatte am 11. Januar entbunden, am 15. ist unser Geburtstag. Also kam mich meine Schwester besuchen, sie war selbst hochschwanger damals.“

Sie macht eine kurze Redepause und muss grinsen. „Sie können sich nicht vorstellen, wie die Ärzte und Schwestern damals geguckt haben, als meine Zwillingsschwester mit kugelrundem Bauch durch den Flur kam. Deren Welt war auf dem Kopf gestellt!“

"Meine beste Freundin Tag und Nacht"

Ein paar Meter weiter, tippeln zwei kleine Jungs in hellblauen T-Shirts durch das Foyer. Etwas unsicher, etwas verwirrt gucken sich Ole und Jonne um, die beiden jüngsten Teilnehmer des Treffens. Bis jetzt wussten die beiden Fünfjährigen nicht, dass es noch andere Leute gibt, die einen Doppelgänger haben.

Große Fans vom Zwillingsein sind die beiden nicht: „Dass wir die beiden überreden konnten heute das gleiche anzuziehen, war schon eine Herausforderung“, erzählt Mama Kathrin Knut. „Normalerweise sehen sich die beiden als Konkurrenten und wollen sich auch kleidungsmäßig voneinander abgrenzen“.

Weniger Konkurrenten, denn mehr perfektes Team scheinen Louisa und Theresa, 19, zu sein. „Es ist, als ob man seine beste Freundin Tag und Nacht bei sich hat“, schwärmen die dunkelhaarigen jungen Frauen. „Wir werden jeden Tag verwechselt, sogar von unserem Papa. Und am Schluss des Schuljahres sagen die Lehrer: Tut uns Leid, wir konnten euch jetzt nicht ganz unterscheiden, ihr bekommt die gleiche Note“, erzählt Louisa. „In Mathe bin ich zum Beispiel besser“, sagt Theresa. „Und dann bekommt meine Schwester einfach auch die bessere Note!“

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