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Die Radio- und Fernsehmoderatorin Bettina Rust kauft Lebensmittel gerne auf dem Wochenmarkt am Winterfeldtplatz ein.

© Dirk Dunkelberg/promo

Bettina Rust im Interview: "Ich bin täglich dankbar für die liebenswerte Trutschigkeit in Schöneberg"

Die RBB-Moderatorin, die mit der "Hörbar Rust" bei Radio Eins und der TV-Reihe "Stadt - Rad - Hund" bekannt ist, verrät ihre kulinarischen Lieblingsorte in Berlin.

Von Susanne Leimstoll

Sie haben dem Tagesspiegel einmal gesagt, Berlin sei für Sie wie eine gute Beziehung. Dann verraten Sie in Ihrem Buch ja jetzt ein paar Beziehungsgeheimnisse…

(lacht) Stimmt, mit 22 Jahren ist Berlin tatsächlich meine längste Liebesbeziehung. Und ich verliebe mich immer wieder neu.

Wie sind Sie vorgegangen? Berlin verändert sich ja auch ständig.

Wohl wahr. Was gut ist und etwas heikel: werden alle beschriebenen Orte nach Erscheinen des Buches im September noch existieren? Allerdings will mein Buch auch nicht der Baedecker sein. Die beschriebenen „Lieblingsorte“ sind meistens mit persönlichen Erlebnissen garniert, im Grunde ist es also ein Baby aus Stadtführer und Kolumne. Herausgekommen sind Geschichten, bei denen Humor eine große Rolle spielt.

Was gehört für Sie zu einem Wohlfühlort?

Das kann das Gefühl sein, diesen Ort ganz genau zu kennen, dort einzutauchen, in dieser Stadt auch mal keine Überraschungen zu erwarten. Ein gutes Beispiel ist die Giro Coffee Bar, geführt von dem Künstler Igor Paasch und seinem Geschäftspartner Ralf Weber. Ein leidenschaftliches Projekt der beiden. Unvergleichlicher Kaffee! Und ich mag die herzliche, uneitle Atmosphäre.

Sind Sie eine Kieztreue?

Aber ja. Ich lebe schon immer in Schöneberg und bin für die dort vorherrschende liebenswerte Trutschigkeit täglich dankbar. Es unterfliegt bemerkenswert zuverlässig den für Berlin typischen Adrenalin-Radar. Zudem fächert sich jeder Kiez ja noch in Unter-Kieze auf. Sie sind mir alle vertraut und durch die mehr als 20 Jahre eben auch zahlreiche Menschen, die dort leben oder arbeiten. Auch das mag man trutschig finden, aber ich genieße dieses Gefühl von Nachbarschaftlichkeit.

Dann bin ich gespannt auf Ihre kiezkulinarischen Tipps.

Mein Schöneberger Klassiker ist die „Mutter“. Da kann man üppig frühstücken, es gibt hervorragendes Thai-Food in allen erdenklichen Variationen und einen preiswerten Mittagstisch, wer abends hingeht, hat die Mischung aus Bar und Restaurant. Ideal. Ich kenne den Laden noch aus meiner Vor-Berlin-Zeit. In all den Jahren haben dort ausschließlich freundliche Leute gearbeitet. Ein Phänomen. Schräg gegenüber esse ich gerne im „Nem“, einem familiengeführten, vietnamesischen Restaurant, so freundlich, so lecker. Dort habe ich mir beim ersten Besuch versehentlich ein Tofu-Gericht bestellt (Nr. 92). Als es serviert wurde, war ich zuerst genervt. Und dann im 7. Himmel. Wie lecker! Jetzt bin ich für die die Irre, die immer die 92 isst. Kann ich jedem empfehlen, perfekt für Tofu-Einsteiger.

Wenn Sie ein Gourmet-Restaurant empfehlen wollten, dann welches?

Das polarisierende „Grill Royal“. Nicht nur, aber auch aufgrund der Leute, die dort arbeiten. Ich liebe die Atmosphäre dort. Häufige Besuche kann ich mir gar nicht leisten, aber wenn, dann esse ich ein halbes Kilo Garnelen und schnurre wie ein Kätzchen vor Glück. Mann, habe ich da schon lustige Abende verbracht!

Ihr Tipp zum Lunch?

Das „Klub Kitchen“. Auf der Karte stehen nur ein paar Gerichte, aber alle sind unfassbar lecker. Wenn ich Japp habe auf den Hühnchensalat mit roten Linsen, den ich allerdings mit Lachs und einem Schuss Guacamole esse (probieren!), dann setze ich mich aufs Rad und cruise nach Mitte.

Wo kaufen Sie Ihre Lebensmittel ein?

Sehr gern auf dem Winterfeldtmarkt. Für Milchprodukte, Obst und Gemüse bevorzuge ich inzwischen Biosupermärkte. Hat sich mit der Zeit so ergeben und lässt sich jetzt nicht mehr ändern.

Ein Lieblingsausflugslokal?

Das Hofcafé Mutter Fourage. Das ist zwar nicht unbedingt ein lässiger Platz, es ist ja auch viel Bildungsbürgertum dort. Aber der Kuchen ist toll und der Wannsee nah.

Darf Ihr Hund mit ins Restaurant?

Klares Nein. Vier Stunden Hundeblick-Hypnose („Hallo. Ich bin’s, hier, unterm Tisch“, „Seit Wochen hast Du mich nicht gefüttert“, „Einen kleinen Happen, bitte!“) sind mir zu anstrengend. Elli kann auch sehr gut alleine zuhause bleiben. Es reicht schon, mit Hund an Straßencafés vorbeizugehen, weil andere Hunde dann meist losbellen. Beschützerinstinkt oder was weiß ich. Muss nicht sein und nervt alle Beteiligten.

Adressen: Giro Coffee Bar, Knesebeckstr. 5, Charlottenburg | Mutter, Hohenstaufenstraße 4, Schöneberg | Nem, Hohenstaufenstraße 69, Schöneberg | Grill Royal, Friedrichstraße 105 b, Mitte | The Klub Kitchen, Mulackstraße 15, Mitte | Wochenmarkt Winterfeldtplatz, Winterfeldtstraße, Schöneberg, Mi 8 - 14, Sa 8 - 16 Uhr | Hofcafé Mutter Fourage, Chausseestraße 15A, Wannsee

Im September erscheint Bettina Rusts neues Buch "Berlin - Lieblingsorte" im Verlag Suhrkamp Insel. Dieser Beitrag ist auf den kulinarischen Seiten "Mehr Genuss" im Tagesspiegel erschienen – jeden Sonnabend in der Zeitung. Hier geht es zum E-Paper-Abo. Weitere Genuss-Themen finden Sie online auf unserer Themenseite.

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