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Ein Anflug von Optimismus. Bundestrainer Flick konnte nach dem Sieg gegen Peru mit einigem zufrieden sein.

© dpa/Federico Gambarini

Die Nationalmannschaft erweist sich als lernwillig: Ein kleines bisschen Neuanfang

Mehr Leidenschaft, mehr defensive Stabilität: Die Nationalmannschaft präsentiert sich deutlich verbessert, offenbart aber auch altbekannte Schwächen.

Ein Kommentar von Stefan Hermanns

Am Ende wurde die Sache doch noch richtig rund. Fünf Minuten waren zwischen der deutschen Fußball-Nationalmannschaft und Peru noch zu spielen. Nico Schlotterbeck saß angeschlagen auf dem Rasen, und an der Seitenlinie machte sich Thilo Kehrer zur Einwechslung bereit.

Kehrer ist so etwas wie das Passe-partout aus der Frühphase des Bundestrainers Hansi Flick. Passt immer. Geht immer. Gefühlt ist der Defensivallrounder in jedem von Flicks Länderspielen zum Einsatz gekommen (de facto in jedem bis auf zwei), und natürlich durfte er auch beim Neuanfang am Samstagabend in Mainz nicht fehlen – wenngleich nur notgedrungen und für ein paar wenige Minuten.

Im Grunde war Kehrers Einwechslung eine nette Schlusspointe für diese Begegnung, die nur auf dem Papier ein Freundschaftsspiel war, in Wirklichkeit aber natürlich viel mehr als das. Bei allem Bemühen, die Dinge grundlegend anders und vor allem besser zu machen: Es lässt sich eben nicht alles von einem Tag auf den anderen über den Haufen werfen und zum Besseren wenden. Ein bisschen Kehrer ist immer noch.

Hansi Flick taugt schon von seiner Art her weder zum Demagogen noch zum Revolutionär. Er hat viele neue Spieler zum ersten Test nach der missratenen Weltmeisterschaft eingeladen, insgesamt sechs – aber er hat nur einen von ihnen auch von Anfang an spielen lassen. Und er hat ein neues System ausprobiert, das zumindest in der ersten Halbzeit und zumindest gegen einen Gegner wie Peru schon sehr ansehnlich funktionierte.

Trotzdem kamen einem manche Muster im Spiel seltsam bekannt vor: dass die Deutschen es mit der Verwertung ihrer Chancen zum Beispiel nicht allzu genau nehmen. Diese Nachlässigkeit ist ihnen schon in Katar zum Verhängnis geworden und war einer der Hauptgründe für das Aus in der Vorrunde. Und diese Nachlässigkeit zeigten sie auch in Mainz wieder, nicht zuletzt beim Elfmeter, den Kai Havertz an den Pfosten setzte.

Wenn man trotzdem 2:0 gewinnt, lässt sich darüber halbwegs gnädig hinwegsehen. Zumal gegen die Peruaner ohnehin die B-Note stärker in die Bewertung einfließen sollte als das bloße Ergebnis. Flick hatte seiner Mannschaft Leidenschaft verordnet, um das zuletzt latent skeptische Publikum wieder zu versöhnen. Und er bekam Leidenschaft. Auch und vor allem in der Verteidigung des eigenen Tores.

„Wir haben kein Tor bekommen. Das war unser Ziel“, sagte der Bundestrainer. Bei der WM war seiner Mannschaft das in keinem ihrer drei Begegnungen gelungen.

Vorne zu wenig Tore schießen und hinten zu viele bekommen: Das ist generell keine besonders gute Kombination. Dass die Nationalmannschaft gegen Peru zumindest in der Defensive griffig und entschlossen auftrat, war daher schon ein erkennbarer Fortschritt. Und zumindest mal ein Anfang für den Neuanfang.

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