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Gesellschaft: DIE GEBALLTE WUCHT DES KAKAOS Besten Unsere

Ist das nun Kreuzberg oder Babelsberg? Die Auslage des Mr.

Ist das nun Kreuzberg oder Babelsberg? Die Auslage des Mr. Minsch erinnert an den Arbeitsraum eines Maskenbildners. Eine menschliche Hand, ein halbes Gesicht – Alexander Minsch hat eine große Leidenschaft für kunstvolles Dekorieren. Das Formen von Marzipan, Zuckermasse & Co. ist sein persönliches Steckenpferd. Als nächstes Projekt sind Schokoladenquallen mit Tentakeln und allem Drum und Dran geplant. „Die Leute sollen ja immer wieder was Neues sehen können!“

Seit fünf Jahren gibt es das kleine Patisserie-Paradies, bekannt für seine umwerfenden Torten und Kuchen. Die ersten drei Jahre stand der Konditormeister allein in der Backstube. Seit zwei Jahren unterstützen ihn seine Gesellen. Dass Minsch aus Oberfranken stammt, hört man am wunderbar rollenden R. Die Ausbildung in Coburg hat er mit 15 Jahren angefangen, im Anschluss viele Jahre die Welt bereist: Chicago, New York, London, Barcelona. Sich weiterbilden, Fähigkeiten weiterentwickeln, Neues lernen war das Ziel. Nun also im eigenen Laden in Berlin.

Zwölf Monate dauerte die Suche, dann war der richtige Ort für das Mr. Minsch gefunden. Zwischen Kreuzberg und Schöneberg gelegen, „am Rand“, wie Alexander Minsch es sich wünscht. Fast komplett in Eigenarbeit entstand ein individuelles Backstudio im Stil eines Labors der 1950er/60er Jahre. Eierschalenfarbene Kacheln und Hängeschränke, eine gewichtige, nostalgisch anmutende Knetmaschine, Blechdosen und Vorratsgläser bilden das Inventar. Viel Licht fällt durch die großen, mit Schnörkeln verzierten Scheiben. So kann man dem Meister und seinen Gesellen direkt bei der Arbeit zusehen.

Ein beherzter Griff und die kleine Klappe zwischen den Schaufenstern des Mr. Minsch öffnet sich. Nun kann bestellt werden. Bis zu 20 verschiedene Torten stehen auf der Karte, zum Wochenende sind sie alle in den Vitrinen versammelt. Das Angebot richtet sich nach den saisonal vorhandenen Zutaten. Die momentane Lieblingskreation des Meisters ist die Schweizer Haselnusstorte, die vor knackigen Kernen strotzt. Oder Schoko-Schoko, geballte Kakaowucht. Saftige Aprikosen-Schmand- Torte, Fränkische Apfeltorte ... Dazu Kleingebäck wie Zimtschnecken, Nussecken etc.

Drei Euro kostet ein Stück Torte. In Anbetracht der Tatsache, dass man anderswo aus der gleichen Menge locker zwei Portionen machen würde, ein sehr vernünftiger Preis. Allerdings: An manchen Tagen muss sich die Kundschaft auf Wartezeiten bis zu einer halben Stunde einstellen. Wer schon glücklich bedient ist, verleibt sich das Backwerk direkt an Ort und Stelle an einem der kleinen Tische ein oder trägt es mit triumphierendem Blick nach Hause.

Kundschaft kommt auch gerne aus weiter entfernten Stadtteilen. Dann hält schon mal der Jaguar in zweiter Reihe, Madame stöckelt mit Nerzstola gen Kuchenluke und ordert acht Stücke. Klackklackklack ... klapp, brausen sie davon ins schicke Loft. Die zuckersaturierte Besucherschar vor dem Mr. Minsch blinzelt neidlos hinterher und gönnt sich noch einen Kaffee. Stefanie Zecheus

Mr. Minsch Torten, Yorckstraße 15, Berlin-Kreuzberg, Tel. 28 450 894, tägl. 12–18 Uhr (ab Frühjahr längere Öffnungszeiten, dann ist auch Salziges im Angebot)

Stefanie Zecheus

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