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Stanley Kubrick auf einem undatierten Foto aus den 70er Jahren.

© AFP

20. Todestag von Stanley Kubrick: Der letzte Visionär des Kinos

Rauschhafte Blutschwälle, opulente Niedertracht, tanzende Raumschiffe. Stanley Kubrick gelang Einzigartiges. Er starb am Donnerstag vor 20 Jahren.

Von Andreas Busche

Einem Meister der filmischen Illusion ist alles zuzutrauen, selbst die Fiktion einer Mondlandung.

Zu den vielen Mythen, die über Stanley Kubrick kursieren, gehört das Gerücht, er habe 1969 im Auftrag der Nasa den Flug der Apollo 11in einer Lagerhalle gedreht. Ein Jahr zuvor hatte er Amerika mit „2001: Odyssee im Weltraum“ einen Vorgeschmack auf die unendlichen Weiten des Weltalls gegeben. Die tanzenden Raumschiffe zu Johann Strauss’ „Donauwalzer“ schrieben Filmgeschichte. Kubrick ließ die Schwerelosigkeit leicht aussehen, bevor Neil Armstrong unbeholfen über die Mondoberfläche tapste.

Es ist bis heute unmöglich, Stanley Kubrick in seiner vollen Größe zu begreifen. Mit ihm starb am 7. März 1999 der letzte Visionär des Kinos. Welcher Regisseur kann schon von sich behaupten, gleich mehrere Genres geprägt zu haben? Mit „2001“ war die Science-Fiction erwachsen geworden, „Full Metal Jacket“ schilderte die Grauen des Vietnamkrieges drastisch wie kein Film zuvor, und „Shining“ mit seinen fließenden Hotelgängen und rauschhaften Blutschwällen erzählt die Kleinfamilie als klaustrophobisches Horrorszenario.

Die opulente Niedertracht seines Kostümfilms „Barry Lyndon“ bleibt ohnehin unerreicht. Und mit „Uhrwerk Orange“ schickte er als spätes Nachbeben des „Summer of Love“ Schockwellen durchs Kino. Kubrick zwang das Publikum, auf seine Gewaltbilder zu starren – so wie die Ärzte im Film die Hauptfigur Alex.

Kubrick hielt nichts von dem Geniekult, der ihn schon zu Lebzeiten umgab. Er war Perfektionist, aber auch ein Getriebener. Seine Mitarbeiter konnte er wahnsinnig machen. Alles fürs Kino, das, wie er einmal sagte, als einzige Kunst die ganze Bandbreite menschlicher Gefühle vereinen kann.

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