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Die ALBA Dancers tanzen in einer Spielpause.

© Rainer Jensen/dpa

Alba und die Cheerleader: Stellt euch vor, Männer würden mit Pompons für Frauen tanzen

Alba schafft die Cheerleader ab. Richtig so, männlicher Sport sollte nicht mit leicht bekleideten Frauen aufgepeppt werden, findet unsere Kolumnistin.

Knapp ein Jahr ist es her, dass ich das erste Mal bei einem Spiel von Alba war. Die Schnelligkeit des Spiels, die Stimmung in der Arena, das Herzklopfen vor dem Wurf, die Freude über den Treffer – ein berauschendes Gefühl, das ich beim Basketball so nicht erwartet hätte.

Dann passierte etwas, was mich verstört hat, obwohl ich es schon oft im Fernsehen gesehen hatte. Die Spieler gingen in die Pause. Zur gleichen Zeit tänzelten junge Frauen auf das Feld. In Pailletten-Outfits standen sie erst Spalier für die Spieler, wiegten ihre Hüften und wedelten mit Pompons.

Während die Spieler am Rand Anweisungen vom Trainer bekamen, bewegten sie sich in einer Weise, die sich für mich nicht richtig anfühlte. Ich dachte: Ist das jetzt deine muslimische Erziehung oder ist das, was du da gerade siehst, einfach nur falsch? Es war eine Bildsprache, die ich als unpassend empfand.

Nun hat Alba beschlossen, dass bei Heimspielen keine Cheerleader mehr auftreten sollen. Nicht mal im Traum hätte ich daran gedacht, dass diese zweifellos richtige Entscheidung, eine derart bizarre Empörung auslösen würde.

Ein Hochleistungssport?

Cheerleading, so ein Argument, sei ein Hochleistungssport. Nur frage ich mich, warum das dann nicht so präsentiert wird? Es mag sein, dass die Frauen hart trainieren, aber was das Publikum zu sehen bekommt, sind sexuelle Reize. Es werden eben nicht zwei Sportarten gleichberechtigt dargestellt.

Und das ändert sich auch nicht, wenn man weiß, dass Zahnärztinnen und Juristinnen in der Gruppe tanzen. Es ist dieses Bild, das sich beim Publikum einbrennt: Zum starken, erfolgreichen Mann gehört die schöne, unterwürfige Frau. Es ist der Kontrast zwischen dem kämpfenden Mann und der tanzenden Frau, der den Mann noch dominanter macht.

Ich bin froh, dass die Verantwortlichen von Alba sich die Frage gestellt haben, für welches Frauenbild der Verein steht. Diejenigen, die sich tatsächlich für den Sport interessieren, brauchen das Cheerleading-Programm sowieso nicht. Nun können sie sich ganz ohne Ablenkung auf das Spiel konzentrieren. Dafür wünsche ich den Cheerleadern eigene Wettkämpfe, statt ein Leben als Pausenfüller.

Es geht nicht darum, den Cheerleadern ihren Sport zu verbieten

Nein, ich bin nicht für die Vollverschleierung, auch bin ich nicht prüde oder neidisch auf junge Frauen. Ich habe nur ein Problem damit, wenn männlicher Sport mit leicht bekleideten, tanzenden Frauen aufgepeppt wird. Es geht nicht darum, den Frauen ihren Sport zu verbieten. Oder infrage zu stellen, dass sie ihn freiwillig ausüben.

Es geht um die Macht von Männern, die sich aus ihrer Position heraus das Recht nehmen, den Frauen ihre Spielregeln zu diktieren. Eigentlich dachte ich, dass wir im feministischen Diskurs schon viel weiter sind. Langsam gewinne ich aber die Erkenntnis, dass die drei Urtriebe des Mannes, Jagen, Sammeln und Fortpflanzen, sich als Relikte der Steinzeit noch nicht wirklich weiterentwickelt haben. 

Meiner Tochter habe ich übrigens nach dem Spiel gesagt: „Stell dir mal vor, du würdest Basketball spielen und Jungs würden in kurzen Hosen mit Pompons für euch Mädchen tanzen.“ Sie lachte bei der Vorstellung über dieses absurde Bild. „Siehst du“, entgegnete ich, „so komisch sieht es auch umgekehrt aus.“

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