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Kann man an der Börse schnell reich werden?

© Martin Oeser/ddp

Bausparen und Aktienfonds: Wie ich mich einmal schlimm verspekulierte

"Sind Sie bereit, ein gewisses Risiko einzugehen?" "Logisch", antwortete mein Bruder. Ich ließ mich überreden. Eine Sparkolumne.

Von Andreas Austilat

Im Jahre 2000 erbten mein Bruder und ich gemeinsam 10.000 Mark von unserer Großtante. Heute entspricht das rund 5000 Euro. Der Geldsegen kam sehr überraschend, natürlich fragten wir uns sofort, was machen wir damit? Dummerweise taten wir das noch in der Bank, und der Mann auf der anderen Seite des Tisches sagte rasch: „Da habe ich was!“

Er meinte einen Aktienfonds: „Sind Sie bereit, ein gewisses Risiko einzugehen?“ „Logisch“, antwortete mein älterer Bruder. Ich ließ mich überreden.

Die Papiere, ich habe unlängst die jüngste Abrechnung bekommen, sind inzwischen 4500 Euro wert. 500 Euro weniger als am Anfang. Was ich nicht so grandios finde, wenn man bedenkt, dass unser Geld jetzt seit 17 Jahren das tut, was der Bankangestellte damals versprach – nämlich arbeiten.

Zum Glück ist unser Sparziel immer noch nicht erreicht

2008 betrat meine Mutter, damals 83 Jahre alt, eine andere Bank. Eigentlich wollte sie nur etwas fragen, aber sie kam mit zwei Bausparverträgen wieder heraus. „Du wolltest bauen?“, fragte ich überrascht. „Natürlich nicht“, antwortete meine Mutter, „es ist für die Kinder.“ Sie meinte meine Kinder, also ihre Enkel, damals zwölf und 17 Jahre alt. Auch die beiden hatten keinerlei Baupläne. „Aber das macht nichts“, sagte meine Mutter, die nette Dame in der Bank habe ihr erklärt, mit solchen Verträgen könne man einfach nur sein Geld vermehren.

Ich stellte schnell fest, dass der vereinbarte Zins ein Prozent ausmachte, 2008 hätte man anderswo mehr erzielen können. Von meinem Aktienfonds erzählte ich ihr nichts, der lief schon damals nicht besonders.

Irgendwann war dann sogar das eine mickrige Prozent mehr, als jedes Sparbuch erzielte. Bis ich an diesem Mittwoch erfuhr: Nach einem Urteil des Bundesgerichtshof dürften sich die Bausparkassen jetzt von ihren Altkunden trennen, wenn die längst am Sparziel angekommen sind und keinen Baukredit in Anspruch genommen haben.

Zum Glück ist unser Ziel immer noch nicht erreicht. Meine Mutter geht inzwischen auf die 92 zu, muss jetzt selbst sparen, um ihren Platz im Pflegeheim zu bezahlen. Seit drei Jahren zahlt sie nichts mehr ein. „Macht nichts“, tröste ich sie seitdem, „die Kinder haben ja immer noch die Zinsen, ist doch auch schön.“

Seit Mittwoch rechne ich jedoch damit, dass uns die Bausparkasse kündigt. Solche Verträge sind ja offenbar nicht zum Sparen gedacht, da muss meine Mutter vor neun Jahren etwas falsch verstanden haben. Überhaupt, wenn man ein Vermögen aufbauen wolle, komme man um Aktien nicht herum, sagen Experten. Bestimmt haben die ganz andere Papiere als ich.

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