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Ein Himalaja-Tahr in Nepal.

© imago/imagebroker

Berliner Schnauzen: Himalaya-Tahr: Genügsamer Kletterer

Auf 4000 Metern fühlen sie sich am wohlsten. Im Zoo klettern die Tahre auf einem Elbsandsteinfels. Publikum haben sie wenig - dabei gibt es aktuell Nachwuchs.

Wie der „Wanderer“ von Caspar David Friedrich steht er auf dem Felsvorsprung. Die Mähne im Wind, den Kopf stolz gereckt, den Blick nach unten gewandt. So wacht er manchmal für Stunden, hält Ausschau nach potenziellen Feinden und schaut in die Ferne. Er hat etwas Ikonisches, der Himalaya-Tahr.

Doch was im nepalesischen Hochgebirge auf 3000 bis 4000 Metern eine beeindruckende Szenerie darstellen muss, ist auf dem Elbsandsteinbrocken im Berliner Zoo etwas ernüchternd. Das Waldorf-Astoria-Gebäude ragt hinter dem Gehege empor, auf dem Nachbarfelsen zeigen sich manchmal die Sibirischen Steinböcke. Und auch die Feinde sind hier nicht Schneeleopard oder Adler, sondern Teenager mit Smartphones und Familien mit Kinderwagen. Doch von denen verirren sich nur wenige zum Felsen ganz in der Nähe des Haupteingangs. „Die Tahre führen ein eher unauffälliges Leben hier“, sagt Kurator Tobias Rahde.

Beim Klettern helfen "Bergschuh"-Hufe

Dabei gibt es in dem Gehege seit Ende Juni ein echtes Highlight zu beobachten. Das Tahr-Paar hat Nachwuchs bekommen. Der kleine Bock hält sich noch etwas schüchtern im Schatten seiner Mutter auf, ist aber schon ein guter Kletterer. Dabei helfen ihm seine Hufe, die außen hart und innen weich sind. „Wie ein Bergschuh“, sagt Rahde. Appetit hat der Nachwuchs auch ordentlich. Gräser und Blätter ergänzen bereits das Muttermilch-Menü.

Ein Thar hält Wache.
Ein Thar hält Wache.

© imago/Scherf

An diesem Augustmorgen wird der neue Zoobewohner nur von wenigen Menschen wahrgenommen. „Oh süß, ein Baby“, sagt eine etwa 15-Jährige zu ihren beiden Freundinnen, die am Gehege vorbeilaufen. Kurzes „Oooh“, Foto, weiter. „Überlegen Sie mal, was hier los wäre, wenn wir Pandababys bekommen!“, sagt Rahde. Er hat bereits den Hype um Eisbär Knut erlebt, als es Sicherheitsdienst und besondere Absperrungen brauchte, um den Andrang zu regulieren. „Vollkommen irre“, sagt der Kurator und schüttelt den Kopf. Das Tahr-Baby dagegen bekommt nicht einmal einen Namen.

In spätestens zwei Jahren muss der Nachwuchs gehen

Überhaupt ist die Tierart etwas irreführend benannt. Denn im Himalaya gibt es nur noch wenige Tahre zu sehen, am ehesten in Nepal. „Die größte Population existiert heute in den Drakensbergen in Südafrika, wo sie von Wildjägern ausgesiedelt wurden“, erklärt Rahde. Wenn die scheuen Tiere nicht vor eine Flinte laufen, können sie rund 20 Jahre alt werden.

So lange wird das Tahr-Baby aber nicht im Zoo bleiben. Eineinhalb, maximal zwei Jahre. Spätestens dann wird aus dem süßen Jungtier ein pubertierender Bock. Der Vater-Sohn-Konflikt ist genetisch programmiert. Bevor die beiden Männchen, die sich gerne gleich einen ganzen Harem halten, einander mit ihren Hörnern attackieren, versucht der Zoo, eine neue Bleibe für den Halbstarken zu finden.

„In freier Wildbahn bilden sie manchmal Junggesellengruppen, aber wenn Weibchen ins Spiel kommen, brechen diese Männerfreundschaften auseinander“, sagt Rahde.

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