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Gipfelfeeling. In Chile oder Ecuador trifft man Guanakos sogar in 5000 Meter Höhe an.

© imago/imagebroker

Berliner Schnauzen: Was haben Guanakos mit Alpaka-Wolle zu tun?

Sie kloppen sich gern untereinander und ihre Spucke stinkt. Dennoch haben diese Kleinkamele auch gute Gene.

Guanakos sind schlank, aber stattlich. Vom Kopf bis zum Rumpf messen sie ausgewachsen 2,20 Meter, sie können 1,20 Meter groß werden (also bis zur Schulter, da kommt dann noch der Kopf drauf) und maximal 120 Kilogramm wiegen. So stehen sie herum in ihrer südamerikanischen Heimat – und im Berliner Zoo. In Chile oder Ecuador trifft man sie sogar in 5000 Meter Höhe an, was ein Indiz ist für ein ziemlich dichtes, dickes Fell, da oben kann es schließlich kalt werden.

Guanakos sind Kamele. Wer weiß, vielleicht sagt man unter Zweibeinern nicht umsonst „du dummes Kamel“. Den Guanakos gegenüber sollte man so eine Bemerkung aber besser nicht fallen lassen. Wenn die vier Weibchen – Männchen gibt es nicht im Zoo – einen nämlich zufälligerweise verstehen, spucken sie zurück, als seien sie Lamas. Und das Gespuckte stinkt.

Wer oder was braucht die Guanakos? Sie tun eigentlich niemandem etwas, fressen vorwiegend Gräser, die rasch nachwachsen, und sie leben im Familienverbund. Das Männchen wohnt mit ein paar Weibchen zusammen, und wenn die sich daraus ergebenden Jungtiere etwa ein Jahr alt sind, werden sie vom Alpha-Guanako verjagt. Zur Strafe hauen die Frauen dann auch ab und suchen sich eine andere Herde, und die Jungmänner schließen sich zu Junggesellengruppen zusammen. Die ziehen zwar nicht grölend und marodierend durch Friedrichshain, fahren auch keine Bierbikes, kloppen sich aber untereinander um die Vorbereitung einer eigenen Herde. Das Alpha-Guanako guckt mit dem Ofenrohr ins Anden-Gebirge – Frauen weg, Kinder weg – und wird zum Einzelgänger. Eine triste Sozialperspektive nach dem fröhlichen Gehabe im Harem.

Die Tiere haben ihren evolutionären Zweck

Wer oder was also braucht Guanakos? Der Mensch? Der jagt sie, weil die Tiere Weiden, auf denen man lukrativere Schafherden grasen lassen könnte, abmähen. Es hat mal, damals, als die Spanier in Südamerika ankamen und Gold suchten, etwa 50 Millionen Guanakos gegeben. Jetzt sind es nur noch ein Zehntel davon, plus der vier Mädels aus dem Zoo. Die und ihre Verwandten gelten trotzdem als nicht gefährdet. Uff!

Die Tiere haben auch ihren evolutionären Zweck. Denn wir Menschen kleiden uns in der kälteren Jahreszeit gerne warm ein. In Wolle. Und wenn es etwas teurer und edler und noch wärmer sein soll, darf es gern Alpaka-Wolle sein. Die liefern die Guanakos zwar nicht direkt, sie sind aber durch diverse Kamel-Kreuzungen genetisch erheblich daran beteiligt. Daneben sind sie noch als Lasttiere zu gebrauchen und als Fleischlieferanten.

Apropos Fleisch, auch andere Lebewesen interessieren sich für die Guanakos. Der Puma zum Beispiel. Dem sind sie nicht gewachsen, und dem schmecken sie sehr gut. Aber vor Pumas jeder Art sind unsere vier Mädels im Zoo natürlich geschützt, wie auch vor der Schur. Sie haben friedlichen Umgang mit ihren Pflegern, die reindürfen zu ihnen ins Gehege, die Guanakos stehen einfach nur rum, fressen Gras, meckern nicht, motzen nicht, zanken nicht, was sich vielleicht ändern würde, käme mal ein Mister Guanako ins Gelände. Passiert bloß nicht, ist auch nicht vorgesehen.

Man kann sich Guanakos als ziemlich langweilige Geschöpfe vorstellen, aber zumindest in Berlin sind es ganz gewiss glückliche Kamele.

Guanako im Zoo

Lebenserwartung:  bis zu 20 Jahre

Interessanter Nachbar: Emu, Känguru

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