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Schon mal gesehen? Afrikanische Rosenkäfer im Aquarium Berlin.

© Marek Heise/Aquarium Berlin

Berliner Schnauzen: Wie der Prachtrosenkäfer nach Berlin kam

Im Berliner Aquarium kann man eine zoologische Seltenheit bewundern: Er ist ein Urlaubsmitbringsel und in keinem anderem Zoo der Welt zu sehen.

Die Sommerferien sind vorbei und das Alltagsleben nimmt wieder seinen Lauf. Glücklich ist, wer eine Insta-Story aus Exotistan präsentieren kann oder – weil es dieses Jahr mal „nur zu den Eltern“ nach Irgendwodeutschland ging, einen guten Tropfen direkt vom Erzeuger mitgebracht hat.

Bei Souvenirs ist man ja achtsam. Den Schaukasten in der ersten Etage des Berliner Aquariums wird jeder Besucher einleuchtend finden: Bringt keine ausgestopften Tiere mit nach Hause! Keine Krokos als Handtasche! Keine Potenzpillen aus Tigern, Echsen oder Bären! Und nein, auch keinen Korallenschmuck! Das gefährdet Umwelt und Tierbestand – außerdem ist es illegal, solche Sachen einzuführen.

Eine Etage höher steht Kurator Shahin Tavangari vor einem Terrarium, in dem – nichts zu sehen ist. Er hebt einen Ast an und greift resolut ins Substrat, um nach einem Käfer zu suchen.

Das schillernde Tier, das er mit sanfter Hand und einem gewissen Stolz aus der Erde zieht, sei übrigens ein Urlaubsmitbringsel eines Bekannten, sagt er. Aber – was ist mit dem Info-Kasten mit den Stoßzähnen und den Skorpion-Tinkturen eine Etage tiefer? Tavangari bleibt entspannt, der Cyanblaue Prachtrosenkäfer sei keine bedrohte Art. Das gehe schon.

Dann beginnt er zu schwärmen: „Das ist kein Allerweltskäfer, nein, das ist eine richtige Schönheit!“ Das türkisfarbene Insekt, etwa so groß wie eine Zwei-Euro-Münze, sieht wie ein Schmuckstück der Pharaonen aus. Oder wie das, was in den Souvenirständen in ägyptischen Touristenhochburgen als Skarabäus-Amulett angeboten wird. Der eigentliche Skarabäus ist allerdings schwarz-bläulich und leuchtet nicht so kräftig wie der Cyanblaue Prachtrosenkäfer.

Immer zur Mittagszeit kommen sie aus ihren Verstecken

Dieser stammt aus einem kleinen Gebiet im iranischen Zagros-Gebirge, er kommt nirgendwo anders vor. Zu solchen Seltenheiten macht sich Tavangaris Bekannter, ein „absoluter Käferfreak“, im Urlaub auf den Weg. Mit Erlaubnis und Stempel fängt er einige Exemplare, bringt sie nach Deutschland und züchtet sie nach.

Besonders anspruchsvoll sind die Käfer nicht. Sie seien happy, solange sie alles Notwendige haben, sagt Tavangari – Licht, Wärme, die richtige Luftfeuchtigkeit, das richtige Substrat am Boden. Der Zuchterfolg bestätige das. 150 Cyanblaue Prachtrosenkäfer hat das Aquarium insgesamt, davon 40 in der Ausstellung. Weltweit ist es der einzige Zoo, der diese besondere Art besitzt.

Mindestens sechs Monate leben die Tiere als Engerlinge, doppelt oder dreifach so groß wie die Käfer, zu denen sie dann werden. Die kommen immer zur Mittagszeit aus ihren Verstecken unter dem Ast und im Boden, sagt Tavangari. Dann stellen sich die Männchen auf die bereitgelegten Bananen – die Käfer ernähren sich durch das Lecken an Flüssigkeiten – und warten auf die Weibchen, um sich mit ihnen zu paaren. Es ist unklar, ob die Männchen den Weibchen auf diese Weise ein Geschenk machen wollen oder sich selbst als Geschenk präsentieren. Jedenfalls geht es im Terrarium zur Mittagszeit ziemlich geschäftig zu.

Prachtrosenkäfer im Aquarium

Lebenserwartung: 3 bis 6 Monate als Käfer

Fütterungszeiten: Mittags stürzen die Tiere sich aufs Obst

Interessanter Nachbar: Kolumbianische Leuchtschabe

Miron Tenenberg

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