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Es wird ein Mädchen. Deko in Rosa, Sahnetorte und Luftballons gehören zu einer Babyshower-Party dazu.

© imago/Panthermedia

Die Geschenkkolumne: Wenn es Teddys und Kängurus regnet

Bei der „Baby shower“ werden Präsente in großer Runde ausgepackt. Schaurig! Schenken ist doch ein intimer Akt.

Babys haben’s gut. Erst werden sie ein Dreivierteljahr lang von Muttern geschleppt und versorgt – und dann, kaum sind sie auf der Welt, mit Geschenken überschüttet. Strampler und Lätzchen und Plüschtiger und Mobiles und mehr Beißringe, als das Kind je Zähne im Mund haben wird, und Rasseln und Maikäfer-Spieluhren und Bärchen-Bettwäsche, alles herzallerliebst, wer könnte da widerstehen. Bestimmt nicht Omas, Tanten und Freundinnen. Die kaufen die Läden mit einer Inbrunst leer, als sei die Sache mit den Hormonen ansteckend. (Männer sind da, glaube ich, ziemlich immun.)

Inzwischen wird sogar die Reihenfolge auf den Kopf gestellt: Erst kommt die Präsent-Orgie – und dann der Säugling auf die Welt. „Baby shower“ nennt sich der US-Import, bei dem es nicht Kinder, sondern Präsente regnet. Entsprechende Webseiten empfehlen Dekorationen in Rosa und Hellblau, mit Sahnetorten und Luftballons. Meist sind es die Freundinnen der Hochschwangeren, die zum infantilen Kaffeekränzchen laden. Und dann wird in großer Runde ausgepackt. Schaurig! Schenken ist doch ein intimer Akt, für den man keine Zuschauer braucht. Und schon gar nicht eine solche Runde, wo die Anwesenden automatisch anfangen zu werten: Das ist aber läppisch, geizig, übertrieben, kitschig ...

Vor allem wäre ich für das Ganze viel zu abergläubisch. Was, wenn bei der Geburt etwas schiefgeht? Passiert doch leider immer wieder. Die Horrorszene kennt man aus Filmen: ein Paar, das mit leeren Armen im fertig eingerichteten und mit Teddybären ausgestatteten Kinderzimmer steht. Also, wenn die Eltern sich neun Monate lang gedulden, können die Lieben drumherum auch neun Monate und einen Tag warten.

Die Duchess of Sussex hatte zwei „Baby showers“

Meghan, die Duchess of Sussex, hat gleich zwei „Baby showers“ gehabt. Die eine analog, dafür ist sie extra nach New York geflogen, in Großbritannien hat sich die Tradition noch nicht durchgesetzt. In der Luxushotelsuite, mit Amal Clooney und Serena Williams, hat sie allerdings, wenn man der Klatschpresse glauben darf, nix ausgepackt. Das wollte Meghan lieber mit dem Kindsvater machen. Recht hat sie.

Die andere „Baby shower“ fand digital statt, da spendeten ihre Fans an wohltätige Organisationen, die sich um weniger privilegierte Kinder kümmern. Die Royals haben ja schon genug. Allein auf ihrer Tour durch Australien, Neuseeland, Tonga und Fidschi wurden Harry und Meghan 90 Plüschwesen überreicht – Kängurus, Schnabeltiere, Koalabären, ein Ameisenigel. Genug für einen ganzen Zoo. Keine Ahnung, warum Bundespräsident Steinmeier, nun, da Archie endlich auf der Welt ist, den Großeltern einen weiteren Teddy für den Enkel in die Arme drückte.

Der jüngste Trend: Bilderbücher ab 0 Tage

Ich selbst bekenne mich durchaus schuldig. Auch ich verfalle dem Niedlichkeitswahn, lustigen Löwenlätzchen und Paddington-Kindergeschirr. Aber die gibt’s von mir erst nach der Geburt. Und ich versuche Weitsicht zu üben. Wäsche für die ersten sechs Wochen kriegt der Wicht meist eh genug, oft ja auch vererbt. Lieber überreiche ich Bücher, mit denen der Säugling dann in drei Jahren was anfangen kann. Bücher kann man nie genug haben, schon gar nicht als Kind. Neuerdings existiert nicht mal mehr ein Mindestalter. Gerade wurde der jüngste Trend ausgerufen: Bilderbücher ab 0 Tage.

Also los. Und nicht die Mütter vergessen! Sie sind schließlich diejenigen, die am Ende der Schwangerschaft mit der ganzen Schlepperei on top noch die horrenden Schmerzen bei der Geburt haben. Man sollte ihnen Gutes tun. Lieblingsessen, Massage, Putzhilfe, Babysitter ... Sie auch später, bei jedem Geburtstag der immer größer werdenden Kleinen mit Glückwünschen und Aufmerksamkeiten bedenken. Wo wären wir denn ohne die Mütter?

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