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Dieselabgase verschmutzen die Stadtluft.

© imago/Andreas Gora

Die Sparkolumne: Der teure Stinker in der Garage

Wie die Fahrverbote für Diesel unseren Autor zum Spekulanten machen.

Von Andreas Austilat

Ich habe einen alten Stinker in der Garage. Das höre ich nicht gern, der Wagen hat ja noch keine 100 000 Kilometer runter. Weshalb ich mich geärgert habe, als Winfried Kretschmann meines Wissens als Erster öffentlich Autos wie unseres so nannte. In Stuttgart wurde ein Fahrverbot für Dieselfahrzeuge verkündet. Ministerpräsidenten haben gut reden, dachte ich, die fahren Dienstwagen.

Ich selbst nutze das Auto kaum noch, versuche auf diese Weise so wenig Dieseldunst wie möglich auszupusten. Doch ich muss mich der Realität stellen.

Man könnte nun einwenden, selber schuld, oder habe ich wirklich geglaubt, Abgase verdunsten folgenlos? Natürlich nicht, obwohl, der Wagen ist mir als vergleichsweise sauber verkauft worden, sauberer jedenfalls als mein alter. Der hätte 2010 nicht mehr in die damals neue Umweltzone gedurft. Er starb einen frühen Tod beim Autoverwerter.

Geholfen hat damals der Staat mit einer Abwrackprämie aus Steuergeldern. Nicht wegen der Umweltzone, die spielte bei diesen Überlegungen keine Rolle, sondern um der notleidenden Autoindustrie unter die Arme zu greifen. Die Finanzkrise hatte sie ins Straucheln gebracht, es ging um Absatzförderung.

Auto-Aktien kaufen

Und nun? Eigentlich sah mein Sparmodell vor, diesen Wagen so lange zu fahren, wie es geht. Was wohl eine Weile gedauert hätte, bei den paar Kilometern, die er noch bewegt wird. Ich finde, er sieht eigentlich aus wie neu. Verkauft kriege ich ihn trotzdem nicht mehr. Und das, was bisher als Prämie vage in Aussicht gestellt wird, macht den zu erwartenden Verlust nicht wett.

In dieser Not bin ich auf einen kühnen Gedanken gekommen: Auto-Aktien zu kaufen und es auf diese Weise doch auf die Gewinnerseite zu schaffen. Denn die Lehre aus den vergangenen zehn Jahren muss doch sein, dass keine deutsche Regierung die Autoindustrie im Stich lässt. Im Gegenteil, Fahrverbote werden ihr neue Umsätze bescheren, Regressforderungen wegen betrügerischer Machenschaften prallen bislang ab, und die Nachrüstung wird wahrscheinlich so lange verzögert, bis die Gruppe der Betroffenen klein genug ist, um als Wähler nicht mehr relevant zu sein. Dann gibt es überhaupt keine Nachrüstung mehr.

Auto-Aktien werden also mit jeder neuen Umweltzone im Wert steigen. Oder sollte diesmal tatsächlich alles anders kommen, weder Kunde noch Steuerzahler die Rechnung begleichen müssen? Ich fürchte, ich muss auf die Aktien setzen.

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