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Wer Spaß am Selbermachen hat, kann aus alten Balken Neues schaffen.

© imago/Westend61

Die Sparkolumne: Im Schatten des Fallbeils

Die Entsorgung von Altholz kann teuer werden, musste unser Kolumnist feststellen. Seine Frau hatte einen besseren Plan.

Von Andreas Austilat

In diesem konkreten Fall begann das Elend mit einem Sturm, der das Terrassendach wegriss. Wir entschieden uns als Ersatz für eine stabilere Lösung, die auch den infolge des Klimawandels zu erwartenden stärkeren Stürmen trotzen würde. Natürlich kostete die mehr, als die Versicherung zu erstatten bereit war. Also fragte ich den ausführenden Meister, ob wir durch Mithilfe irgendetwas sparen könnten. „Ja“, antwortete der bereitwillig, „indem Sie den Abriss und die Entsorgung des alten Holzgestells übernehmen.“

Der Abriss erwies sich als nicht besonders schwierig. Im Kaputtmachen bin ich eine echte Koryphäe.

Das ist jetzt mehr als ein Jahr her, das neue Terrassendach ist längst fertig. Blieb eine ungelöste Frage: Wie halten wir es mit der Entsorgung der alten Balken?

Als Sofortmaßnahme haben wir die Dinger hinter dem Schuppen gestapelt. Könnte doch auch sein, dass man die noch einmal brauchen würde. Leider sahen wir sie dort nicht mehr, weshalb der Leidensdruck rasch nachließ. Bis uns ein Nachbar darauf aufmerksam machte, dass er unseren Holzschrott sehr deutlich vor Augen hätte, was er nicht so toll fände. Verstehe ich.

„Daraus baue ich uns was“

Recherchen ergaben, die Entsorgung von behandeltem Altholz bei der Stadtreinigung ist bis zu einer Menge von 20 Kilo frei, darüber entfallen 70 Cent auf das Kilo. Natürlich dachte ich spontan daran, die Balken in 20-Kilo-Portionen nach und nach abzutransportieren, musste dann aber überrascht feststellen, wie schwer ein einzelner Balken ist. Das Unternehmen würde entweder teuer oder sehr lange dauern. Worauf ich erneut in tiefes Nachdenken verfiel.

Währenddessen entwickelte meine Frau einen Plan. Sie hat nämlich inzwischen so viel Spaß am Selbermachen, dass sie meine Sparvorgaben auf ihre Weise interpretiert. Nun kündigte sie an: „Daraus baue ich uns was.“

Ein erstes Ergebnis sah ich gestern. Neben dem Schuppen wirft nun ein hoch aufragendes Gerüst seinen unheilvollen Schatten. Im unteren Drittel befindet sich eine Art Tisch. Würde man am oberen Ende ein Fallbeil befestigen, die Ähnlichkeit mit einer Guillotine wäre frappierend. Doch schon jetzt empfinde ich die Konstruktion als Bedrohung.

„Was ist das?“ fragte ich einigermaßen schockiert. „Das wird ein Pflanztisch“, sagte meine Frau in aller Unschuld, „ist aber noch nicht fertig.“

Seitdem denke ich darüber nach, gegen meine Überzeugung Geld in die Hand zu nehmen und die alten Bretter möglichst rasch zur BSR zu bringen.

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