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Philipp Amthor, der gegenwärtig jüngste Bundestagsabgeordnete der CDU

© Bernd Wüstneck/dpa

Generation Youtube: Die Häme über Philipp Amthor ist entlarvend

CDU-Politiker Philipp Amthor ist bei jungen Netzusern unbeliebt. Kritisiert wird er aber nicht für Inhalte, sondern für sein Erscheinungsbild. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Hannes Soltau

Was wurde in den vergangenen Wochen nicht alles über die neue Macht der politisierten Generation Youtube geschrieben. Nachdem der Videoproduzent Rezo die CDU in einem Beitrag vor der Europawahl viel beachtet kritisiert hatte, schrieb „Der Spiegel“ gar von einer neuen Außerparlamentarischen Opposition. Diese offenbarte in den letzten Tagen allerdings ihre hässliche Fratze.

Dieser Kommentar bring es auf den Punkt. [...] Ihn nur mit im Wesentlichen äußeren Attributen zu attackieren, als sich inhaltlich mit ihm auseinanderzusetzen, verfehlt das Ziel.

schreibt NutzerIn esi

Der vorläufige Höhepunkt der unwürdigen Auseinandersetzung: Eine Youtuberin verkündete ihren 1,4 Millionen Abonnenten in einer Videobotschaft, dass sie Sex mit dem Bundestagsabgeordneten Philipp Amthor haben wolle. Nicht weil sie ihn attraktiv findet, sondern aus Mitleid. Schließlich sei zu befürchten, so die 22-Jährige, dass dieser ein Leben lang Jungfrau bleiben müsse.

Amthor ist der jüngste CDU-Politiker im Bundestag und hat derzeit bei jungen Menschen im Netz ein schwerwiegendes Imageproblem. Der 26-Jährige ist als Gegenspieler der CDU zu Rezo positioniert worden. Das misslang gründlich. Im Maßanzug, mit akkuratem Seitenscheitel und gestelzter Ausdrucksform fiel er im Vergleich zu dem Auftreten des hippen Youtubers durch. Seitdem vergeht kein Tag ohne Häme.

Es gäbe inhaltliche Gründe für Kritik

Amthor ist für die Online-Community zum Sinnbild alles Abzulehnenden geworden. Tatsächlich gäbe es inhaltliche Gründe für Kritik. Während die Youtuber tendenziell links-alternativ sind, bekennt sich der CDU-Politiker zum Rechtskonservatismus: Er ist erklärter Abtreibungsgegner, verteidigt Abschiebungen und ist Kritiker der Ehe für alle. Aber statt sich mit seinen Positionen auseinanderzusetzen, zielen die Kritiker nun auf Amthors Erscheinungsbild und Alter.

Auch der Linken-Abgeordnete Thomas Nord schrieb neben einem Foto Amthors auf Twitter: „Es gibt Momente, in denen allein durch Bilder völlig klar wird, welche Partei in diesem Land keine Zukunft hat.“ Ausgerechnet ein Linker, der die Diskriminierung aufgrund des Aussehens sonst wohl strikt ablehnen würde.

„Wie hat er dieses Gesicht bloß über die Schulzeit gerettet?“

TV-Moderator Jan Böhmermann fragte gar: „Wie hat er dieses Gesicht bloß über die Schulzeit gerettet?“ Was dabei mitschwingt: Mit diesem Aussehen verdient man Schläge. Und das Netz nimmt den Ball in den Kommentarspalten dankbar auf. Das Fertigmachen des Gegners hat aber nichts mit politischer Auseinandersetzung zu.

In jedem zweiten Werbespot werden heute plurale Männerbilder gefeiert. Amthor aber wird aufgrund seines vermeintlich schwächlichen Körperbaus und des fehlenden Bartwuchses abgewertet. Toleranz – ohne Angst verschieden sein können – das muss auch für einen konservativen Jungpolitiker in Trachtenjanker mit Hornknöpfen gelten. Sein Gebaren wirkt vielleicht antiquiert, das Verhalten vieler seiner Kritiker ist hingegen infantil. Und sehr entlarvend.

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