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Ein Junge spielt auf einem Smartphone. Immerhin sitzt er dabei an der frischen Luft.

© Philipp Branstädter/dpa

Update

„Heftiger Anstieg“: Jugendliche verbringen im Lockdown deutlich mehr Zeit im Netz

Durchschnittlich 75 Prozent länger haben Jugendliche online gespielt. Die Drogenbeauftragte wünscht sich ein Frühwarnsystem gegen Mediensucht.

Kinder und Jugendliche haben während des Corona-Lockdowns einer Studie zufolge 75 Prozent mehr Zeit mit digitalen Spielen verbracht, die durchschnittliche Verweilzeit in sozialen Netzwerken stieg um rund 66 Prozent. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung zur Mediennutzung der Krankenkasse DAK-Gesundheit zusammen mit Forschern des Deutschen Zentrums für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), die am Mittwoch in Berlin vorgestellt wurde.

Demnach stieg bei Kindern und Jugendlichen im Alter zwischen 10 und 17 Jahren, die mindestens einmal pro Woche spielen, die Nutzungsdauer von digitalen Spielen auf Tablets, Smartphones, Spielkonsolen oder am PC deutlich an: Während im September vergangenen Jahres die durchschnittliche Spieldauer werktags noch bei 79 Minuten lag, kletterte sie im April - also rund vier Wochen nach Beginn des Corona-Lockdowns - auf 139 Minuten. Dabei berichteten weniger als vier von zehn, täglich digitale Spiele zu nutzen.

Mehr als eine halbe Million Kinder und Jugendliche in Deutschland könnte laut der Studie einen gefährlichen Umgang mit Computerspielen haben. Zehn Prozent der befragten Kinder und Jugendlichen erfüllen entsprechende Kriterien. Jungen sind statistisch mehr als doppelt so oft betroffen wie Mädchen.

Demnach werden Computerspiele und soziale Medien vor allem genutzt, um Langeweile zu bekämpfen oder soziale Kontakte aufrecht zu erhalten. Rund ein Drittel der Jungen und Mädchen will online aber auch der "Realität entfliehen" oder Stress abbauen, wie die Krankenkasse mitteilte.

„Unsere Studie zeigt, dass wir dringend ein verlässliches und umfassendes Frühwarnsystem gegen Mediensucht brauchen“, sagte DAK-Vorstandschef Andreas Storm der Deutschen Presse-Agentur. Es dürfe nicht länger Zufall sein, Betroffene zu erkennen und ihnen Hilfsangebote zu machen. Neben Kindern wurden in der repräsentativen Untersuchung auch Erziehungsberechtigte in den rund 1200 Familien befragt.

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Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Daniela Ludwig (CSU), sprach angesichts der Zahlen von einem „heftigen Anstieg“, der so nicht weitergehen dürfe. „Was wir brauchen, ist eine bessere Medienkompetenz, gerade bei Kindern und jungen Erwachsenen überall in Deutschland. Sie müssen wissen, wie viel noch „OK“ ist und ab wann es „zu viel“ wird“, sagte Ludwig den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.

Dem Nachrichtenportal „The Pioneer“ (Mittwoch) sagte Ludwig: „Das sind Entwicklungen, die quasi danach schreien, mehr über dieses Thema in Familien zu sprechen, bessere Informationen und Präventionsangebote zu entwickeln, mehr Orientierung für alle im digitalen Dschungel anzubieten.“ Dazu will die Drogenbeauftragte ebenfalls an diesem Mittwoch eine neue Kampagne zum gesunden Umgang mit digitalen Medien vorstellen. (Tsp,AFP,dpa)

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