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Frühstück ist serviert. Villa Fichimori in Marina di Marittima (Puglia, Italien).

© The Thinking Traveller

Hotelsuche: Feine Hauswahl: Mit diesen Websites schläft man schöner

Eine Villa an Catanias Klippen oder ein Bahnwärterhäuschen im Vogtland: Hier findet man die richtige Unterkunft.

1. SCONES AUF DER INSEL

Es gab eine Zeit, da „Bed & Breakfast“ zum Fürchten klang. Klamme, vollgestopfte Räume, die Wände mit Blümchen tapeziert, Teppichboden im Badezimmer, garstige Wirtinnen, die ihre Gäste erst am späten Nachmittag in ihre Zimmer ließen. Dann kam die Rettung: Alastair Sawday. Der frühere Lehrer, der als Reiseunternehmer besonders schöne, individuelle Unterkünfte für seine Teilnehmer gesucht hatte, machte seine Fundstücke einem größeren Publikum bekannt. Erst in Form von Büchern, dann auf seiner Website, die erfreulich klar und informativ angelegt ist. Schon bei der Lektüre lässt man sich in Sessel plumpsen und vom Kaminfeuer wärmen. Der Duft von Kletterrosen und frisch gebackenen Scones steigt einem in die Nase, zum Frühstück gibt’s selbstverständlich selbstgemachte Marmelade, seine Gastgeber lernt man beim Vornamen kennen: Sheila und John. Es darf gemütlich sein, aber bitte mit Geschmack. Längst werden neben Privatunterkünften nun Gasthöfe, Hotels, Ferienwohnungen und exotischere Orte wie Baumhäuser gelistet, auch jenseits des Kanals. Aber der Name bleibt Programm: „Sawday’s Special Places to Stay“. Eine warmherzige, persönliche Atmosphäre sowie Umweltfreundlichkeit gehören zu den wichtigsten Kriterien. „Lovely“, um das Lieblingsprädikat des Portals zu zitieren.

sawdays.co.uk

2. LOFTS IN EUROPA
Ein Traumhaus hätte man gern, lässt es aber besser bleiben. Kostet zu viel. Nicht nur Geld – vor allem Nerven. So manche Ehe ist schon im Laufe des Bauens zerbrochen. Lieber setzt man sich ins gemachte Nest und mietet sich im Urlaub eins, jedes Mal ein anderes. Seit der Architekt Jan Hamer vor elf Jahren aus seinem Blog ein ganzes Netzwerk machte, haben Freunde des guten Designs die Wahl: Hätten Sie lieber Holz oder Beton, rot oder schwarz, Loft oder modernisierte Remise? Eine besonders minimalistische Einrichtung – wobei blanker Boden und große Fenster zum Standard zu gehören scheinen – oder einen Bau, der ganz auf Ecken und Kanten verzichtet und nur aus runden Räumen besteht? Wem ein ganzes Haus zu groß erscheint – es werden auch Hotels vorgestellt. Der Schwerpunkt der zweisprachigen Urlaubsarchitektur-Seite liegt auf Europa, im Zentrum steht Deutschland. Und die Lieblingsunterkünfte werden jedes Jahr in Buchform veröffentlicht, vor ein paar Tagen ist die „Selection 2019“ erschienen. Zum Träumen auf dem eigenen Sofa.

urlaubsarchitektur.de

3. VILLEN AM MITTELMEER

Einmal in einem Haus an den Klippen bei Catania wohnen, fünf Freunde dazu einladen und jeden Morgen auf den Ätna schauen. Oder in einem modern restaurierten Trulli in Apulien unterkommen, ein Buch auf den bunten Sofakissen lesen und den Nachmittag am Pool verfaulenzen. Man könnte natürlich auch mit der gesamten Familie auf die ägäische Insel Alonissos verreisen, 14 Schlafplätze, sechs Badezimmer, bei gerechter Aufteilung ist der Preis von 13 000 Euro pro Woche auch nicht mehr so happig. Auf der Seite von The Thinking Traveller finden sich nur Villen und Ferienhäuser, die von ihren Besitzern nicht das ganze Jahr bewohnt werden und vom Gründerpaar Rossella und Huw Beaugié handverlesen ausgesucht wurden. Angefangen haben sie ihr Geschäft vor mehr als 15 Jahren, als sie herausfanden, dass es kaum Agenturen gab, die große Ferienimmobilien auf italienischen Inseln vermitteln. Inzwischen hat sich der Aktionsradius der Villensucher erweitert. Momentan stehen rund 100 Häuser auf Korsika, Sizilien, in Apulien und auf einigen griechischen Inseln zur Auswahl. Sich mal wie ein Reeder mit Hang zur Megaterrasse zu fühlen – für diesen Wunsch ist das Urlaubsgeld hier goldrichtig angelegt.

thethinkingtraveller.com/de

Für fast jeden Geldbeutel

Luxusvilla mit Pool. "Yasemia" liegt an der Nordostküste Korfus.
Luxusvilla mit Pool. "Yasemia" liegt an der Nordostküste Korfus.

© The Thinking Traveller

4. HOTELS MIT PRIVATPOOL

Wann haben Sie zuletzt in einem Hilton oder Ibis Hotel geschlafen und beim Aufwachen gewusst, in welcher Stadt sich Ihr Zimmer befindet? Die Einrichtung verrät es oftmals nicht, den standardisierten Vorgaben sei Dank. Klar, dass sich das Londoner Ehepaar Tamara und James Lohan im Kettenhotel trotz Fünf-Sterne-Status unpersönlich behandelt fühlte. Und kurzerhand eine Agentur gründete, die nur besondere Unterkünfte ab vier Sterne in ihr Portfolio aufnahm. Und zwar für fast jeden Geldbeutel. Mr and Mrs Smith, die namensgebenden Pseudonyme, stehen heute für geschmackvolle Häuser auf der ganzen Welt. Das Angebot reicht von Familienhotels in thailändischen Kolonialvillen über Budget-Boutiquehotels in Palm Springs bis zu Luxusresorts auf den Seychellen. Die Webseite hilft mit übersichtlichen Kategorien wie Privatpool, familien- oder haustierfreundlich, Spa-Bereich und Zentrumslage. Es gibt einen Blog, der neue Hotels oder besondere Erlebnisreisen empfiehlt. Nach der Anmeldung auf der Website wird man Mitglied und kann bei jeder Übernachtung Statuspunkte sammeln und kleine Aufmerksamkeiten erhalten. Wie wäre es mit einer kostenlosen Handmassage, einer Willkommensflasche Wein oder speziellen Duftkerzen aufs Zimmer? Die Kommunikation erfolgt auch hier ausschließlich in der Weltreisendensprache Englisch.

mrandmrssmith.com

5. DESIGN FÜR ALLE

Noch ein Paar, das sich den Hotelaufenthalt anders vorgestellt und nach Rückkehr eine Website mit kuratierten Tipps aufgebaut hat: Roxane Gergaud und Richard Dana haben 2015 die Buchungsseite Doris & Dicky gegründet. Ihr Ziel ist es, gut gestaltete Boutiquehotels für ein normales Budget zu finden. Einfach, schick, günstig. Unter diese Formel fallen Townhouses in Porto, umgebaute Herrenhäuser in Südfrankreich, Riads in Marrakesch oder eben das Sir Savigny in Berlin. Angeblich wurde jede der angebotenen Unterkünfte getestet. Der Erfolg von Doris & Dicky ist dermaßen groß, dass die Website jüngst vom Konkurrenten chicretreats.com übernommen wurde. Die Gründer arbeiten nun von dort aus weiter an ihrem Motto „Mehr Chic für wenig Geld“.

dorisanddicky.com

6. HÄUSER IM VOGTLAND

Fünf Meter hohe Räume! Davon können selbst Berliner Altbaubewohner nur träumen. Im Bed & Breakfast Hadley’s im Hamburger Univiertel wird’s Realität. Und wer wollte nicht schon immer mal in einem Bahnwärterhäuschen übernachten – und dabei tief schlafen, denn Züge fahren im vogtländischen Droßdorf nicht mehr vorbei. Das sind nur zwei der rund 110 europäischen Unterkünfte, die meisten davon Ferienwohnungen und -häuser, die auf der Seite „Selected places“ vorgestellt werden. Mit der ging Anja Haushalter vor zwei Jahren an den Start. Die frühere Fernsehproduzentin will „Häuser mit Seele“ empfehlen, deren Gastgeber Wert auf schöne Gestaltung legen. Luxuriös müssen sie nicht sein. An der Sprache könnte die Wahl-Berlinerin noch feilen. Die Beschreibungen klingen etwas arg nach Prospektdeutsch, und vielleicht gibt’s ja noch ein paar Synonyme für das überstrapazierte Wort „charmant“. Aber die Fotos und die Auswahl der europäischen Domizile überzeugen.

selected-places.de

Texte von Susanne Kippenberger und Ulf Lippitz.

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