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Kinderkrimi zum Vorlesen und Mitknobeln: Ein Fall für Ada

Ein verschwundenes Geschenk und jede Menge mysteriöse Hinweise. Findest du heraus, wer der Dieb war? Eine Mitrategeschichte

Meisterdetektivin Ada war langweilig. Nicht nur so ein klein wenig, wie in einer Mathe-Stunde von Frau Briese, die immer viel zu leichte Aufgaben stellte. Nicht nur so ein bisschen, wie wenn ihr kleiner Bruder Johan zum hundertsten Mal Uno spielen wollte. Ihr war so richtig langweilig. So langweilig, wie nur einer Meisterdetektivin ohne neuen Fall sein konnte.

Ada schaute sich um in ihrem Detektivbüro. Blitzblank war das. Weil in den vergangenen Tagen nichts, aber auch wirklich gar nichts Aufregendes passiert war, hatte sie alle Akten ihrer alten Fälle sortiert, die sie in der blauen Schachtel beim Bett aufbewahrte. Langweilig. Sie hatte ihre neue Lupe poliert. Langweilig. Alle Bleistifte gespitzt. Langweilig. Nicht mal Nasepopeln, sonst eigentlich ein sicheres Mittel, hatte geholfen.

Da flog die Tür ihres Detektivbüros auf

„Puuuuuhhhhh“, stöhnte Ada und ließ sich rückwärts in ihren Nachdenksessel fallen. Gerade überlegte sie, ob sie es doch noch mal mit Fingernägelknabbern versuchen sollte, als die Tür ihres Detektivbüros aufflog, und ihr kleiner Bruder Johan ins Zimmer gelaufen kam. Also eigentlich kam er nicht gelaufen, sondern gerast. Johan machte alles stets sehr laut und sehr schnell. „Der hat einfach zu viel Energie“, sagte Papa immer.

„Ada“, rief Johan, völlig aus der Puste. Also eigentlich rief er es nicht, sondern schrie es. Wie gesagt: Johan hatte sehr viel Energie.

„Was?“, fragte Ada und zog eine Augenbraue hoch. „Hast du mal wieder deine Lieblings-Monsterkarte verloren, und ich soll sie wiederfinden? Die liegt hinterm Bett. Fall gelöst. Gern geschehen.“

„Nein“, antwortete Johan. „Du musst mitkommen. Dein Geschenk ist weg!“

„Oh“, Ada horchte auf. „Was für ein Geschenk?“

„Dein Geschenk!“, rief Johan. „Ich hab es nur einen Moment aus den Augen gelassen, und jetzt ist es weg. Spurlos verschwunden!“

Dann drehte er sich um und stürmte aus dem Zimmer.

Ada war plötzlich hellwach. Das hörte sich tatsächlich interessant an. „Geschenk“ klang ja schon gut, aber „spurlos verschwunden“ noch viel besser. Das klang nach einem neuen Fall. Sie sprang auf und warf ihre Detektivausrüstung in ihren Detektivrucksack. Dann düste sie ihrem Bruder hinterher.

****

„Genau hier war es“, sagte Johan kurz darauf im Hof und zeigte auf die Buddelkiste. „Ich war nur kurz oben, um Mama nach einem Bonbon zu fragen. Als ich zurückkam, war dein Geschenk weg!“

Meisterdetektivin Ada legte ihre Stirn in Falten. Äußerst mysteriös. In der Buddelkiste lag nichts außer Johans Spielzeug.

„Okay“, sagte sie und machte sich ein paar Notizen in ihrem Detektivblock. Notizen sind wichtig. Das wusste sie als Meisterdetektivin. Mindestens so wichtig wie Spurensuche. Also zog sie als Nächstes ihre Lupe aus dem Detektivrucksack, kniete sich hin und begann, den Rasen um die Buddelkiste abzusuchen.

„Interessant“, sagte sie nach einer Weile. „Äußerst interessant.“

„Was denn?“, rief Johan aufgeregt.

Fußabdrücke! Ganz deutlich.

„Hier sind Fußabdrücke“, sagte Ada. „Ganz deutlich. Turnschuhe. Ich würde sagen, ungefähr deine Größe.“

Johan schaute auf seine Schuhe.

„Lass uns mal sehen, wo die Spuren hinführen“, sagt Ada, nachdem sie die neuen Beobachtungen in ihrem Notizbuch eingetragen hatte.

Mit der Lupe vor dem Gesicht krabbelte sie weiter. Mama würde später wieder schimpfen, dass sie die Hose kaputt gemacht hatte. Aber wenn man das Meisterdetektivin-Sein ernst nahm, dann musste man halt ab und an mal ein paar Löcher in den Klamotten und Ärger in Kauf nehmen.

Nach ein paar Metern erreichte Ada eine Hecke. „Interessant“, sagte sie wieder und zog ein gefaltetes Papierchen aus dem Gestrüpp.

Auf dem Papier waren Buchstaben: „uchS mi leKler“ stand darauf.

Was soll das denn heißen?“, fragte Johan. „Welche Sprache ist das?“

„Ich glaube, das ist ein Code“, sagte Ada, „eine geheime Botschaft. Wahrscheinlich will der Dieb ein Spiel mit uns spielen. Das kann er haben!“

Ada riss ein Blatt aus ihrem Detektivblock und schnitt es mit ihrer Detektivschere in zwölf Teile. Dann schrieb sie auf jedes Teil einen Buchstaben der Botschaft. „Ich glaube, wir müssen die Wörter neu sortieren“, sagte Ada. „Dann finden wir die Lösung.“

Johan überlegte eine Weile: „Hucs im Elkler?“, fragte er dann. „Das heißt doch auch nichts.“

„Moment“, sagte Ada, die wusste, dass eine Meisterdetektivin nicht nur Grips, sondern auch Geduld braucht. Immer wieder schob sie die Zettel hin und her, bis sie rief: „Ich hab’s! Ich weiß, wo wir weitersuchen müssen!

Du auch?

***

Der Keller roch nass und muffig wie ein alter Putzlappen. Ada zog die Nase kraus. „Bäh, eklig“, sagte sie, als sie gemeinsam mit ihrem Bruder die steile Steintreppe hinunterstieg. Argwöhnisch lugte sie hinauf zu den dicken Spinnweben. Aber gut, das war wohl das Schicksal einer Meisterdetektivin. Man konnte nicht immer nur auf gemütlichen Geburtstagspartys ermitteln, sondern musste ab und an auch mal in die Unterwelt. Doch ehrlich gesagt war ihr das momentan total recht. Endlich gab es wieder einen Fall. Endlich Aufregung!

Im Keller war es nicht nur stinkig, sondern auch schummrig. Aber Ada hatte vorgesorgt und zog ihre Detektivtaschenlampe aus dem Detektivrucksack.

„Schon besser“, sagte sie und ließ den Lichtkegel über die Steinwände huschen, die sich in der Dunkelheit verloren.

„Und jetzt?“, fragte Johan.

„Wir müssen uns halt umschauen“, sagte Ada. „Auf dem Zettel stand ja nur: Such im Keller.“

Der Lichtschein fiel auf etwas Schimmerndes

Eine Weile liefen sie, ohne etwas zu finden, in den Kellergängen hin und her. Dann traf der Lichtschein der Taschenlampe auf etwas Kleines, Schimmerndes. Was war das? Ada beugte sich hinunter. „Interessant“, sagte sie und hob mit spitzen Fingern ein knisterndes Bonbonpapierchen auf.

„Oh, lecker. Zitrone“, sagte Johan. „Das ist ja meine Lieblingssorte.“

Ada notierte den Fund in ihrem Detektivblock. Dann sagte sie: „Schnell, weiter“, denn sie wusste, dass eine Meisterdetektivin nicht nur Grips und Geduld, sondern auch eine große Portion Entschlossenheit braucht. Sie wurde belohnt. Nach ein paar Metern fiel der Lichtkegel ihrer Taschenlampe auf ein Stück gefaltetes Papier, das mitten auf dem Boden lag.

„Der nächste Hinweis!“, rief Johan.

Gemeinsam beugten sie sich über die Nachricht.

„Hä“, sagte Johan. Was soll das denn bedeuten? Das sind ja nur Zahlen.“

„6-1-8-18-18-1-4-19-3-8-21-16-16-5-14“, las Ada vor. In ihrem Kopf ratterte es. Die Langeweile der letzten Tage war komplett vergessen.

Vielleicht stehen die Zahlen ja für Buchstaben, dachte Ada. „Hier, leuchte mal“, sagte sie und drückte Johan die Taschenlampe in die Hand. Dann zog sie erneut ihren Detektivblock hervor und begann, das Alphabet aufzuschreiben. „Wenn das A der erste Buchstabe ist, und das B der zweite, dann ...“, murmelte Ada. Der Bleistift flitzte nur so über das Papier.

„Na, klar“, rief sie plötzlich. „Ich weiß, wo es weitergeht!“

Du auch?

****

Schnell wie zwei Düsenjäger rannten Meisterdetektivin Ada und ihr Bruder Johan die Kellertreppe hinauf, zischten aus der Haustür und donnerten vorbei an den Hecken im Vorgarten.

„Tempo! Vielleicht erwischen wir den Dieb dann noch“, rief Ada und riss die Tür vom Fahrradschuppen auf. Das Wort hatte verschlüsselt auf dem Papier gestanden.

„Mist“, sagte sie. Der Schuppen war leer. Also, natürlich nicht ganz. Es standen jede Menge Fahrräder darin. Aber von einem Dieb war weit und breit keine Spur.

„Okay, weitermachen“, sagte Ada, die wusste, dass eine Meisterdetektivin nicht nur Grips, Geduld und Entschlossenheit, sondern auch viel Durchhaltevermögen braucht.

Adas Herz hämmerte

Gemeinsam mit Johan schob sie die Fahrräder hin und her, verrückte Kisten und Kartons. Ihr Herz hämmerte. Was gab es Schöneres, als Meisterdetektivin mit einem neuen Fall zu sein?

„Hier“, rief Ada laut, als sie zwischen den Speichen ihres Detektivfahrrads den nächsten Zettel fand.

Schnell faltete sie ihn auf. Er klebte ein wenig und duftete nach Zitronen.

„Haearazalaiacahaeana Galaüacakawauanasacaha! Haaata daiara daeaiana Gaeasacahaeanaka gaeafaaalalaeana?“, las sie vor.

„Was?“, fragte Johan.

„Haearazalaiacahaeana Galaüacakawauanasacaha! Haaata daiara daeaiana Gaeasacahaeanaka gaeafaaalalaeana?“, wiederholte Ada. „Das ist wieder ein Code.“

„Und wie knackt man den?“, fragte Johan.

„Ich weiß nicht, aber irgendwie habe ich das Gefühl, da ist diesmal etwas zu viel“, sagt Ada und zog ihren Detektivbleistift hervor. Dann begann sie wegzustreichen.

Kurz danach hatte sie die Lösung.

Du auch?

***

„Hä?“, stutzte Ada. „Was soll das denn bedeuten?“, fragte sie, als sie die Botschaft entziffert hatte. Hatte sie irgendetwas übersehen? Schnell zog sie ihren Detektivblock hervor und ging noch mal in Ruhe alle Hinweise durch, die sie gesammelt hatte. Sie wusste: Eine Meisterdetektivin braucht nicht nur Geduld, Entschlossenheit und Durchhaltevermögen, sondern vor allem auch gute Notizen.

Dann musste sie laut lachen.

„Ich glaube, ich weiß jetzt, wer das Geschenk versteckt hat“, sagte Ada. „Und ich glaube, ich weiß auch, was das Geschenk ist.“

Du auch?

***

„Du kennst mich so gut, du bist der beste Bruder der Welt!“, sagte Ada. „Und du wirklich eine echte Meisterdetektivin! Ich konnte einfach nicht mehr mit ansehen, wie du dich so quälst und langweilst, bis endlich der nächste Fall kommt“, sagte Johan. Dann schob er sich zufrieden ein Zitronenbonbon in den Mund.

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