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Fantasiefigur, Fantasiepreise. Die erste Barbie aus dem Jahr 1959 ist ein begehrtes Sammlerstück.

© p-a/ dpa

Kindheitsschätze: Ach, hätt' ich das nur aufgehoben

Als Kinder lasen sie „Micky Maus“, spielten mit Matchbox-Autos, sammelten Fußballbildchen. Dann landete alles auf dem Flohmarkt oder im Müll. Schön blöd. Heute wären die Sachen viel wert. Sechs wehmütige Erinnerungen.

1959: Barbie-Puppe

Meine Eltern hatten wenige Erziehungsprinzipien. Bei einem aber waren sie radikal: Mit einer Barbie, die nach Plastik stinkt, sollte ich nie spielen. Sie hatten nur vergessen, diese Maxime der ganzen Welt mitzuteilen, und so schenkte mir unsere Lieblings-Supermarktkassiererin meine erste Mattel-Puppe. Rosa Glitzerkleid, fantastische Maße, 99-46-84. Ich war fünf und schrie vor Glück.

Danach schenkten alle Barbies. Meine Schwester und ich waren jahrelang genügsam genug, ihnen die weißen Sandalen aus- und die lachsfarbenen High Heels anzuziehen. Als die Ansprüche höher wurden, tauschten wir den ganzen Kram ungerührt gegen wenige Mark auf dem Flohmarkt. Wie gedankenlos! Heute erzielen die Puppen, die Ruth Handler 1959 erfunden hatte, bei Sammlern tausende Euro. Seit den 80er Jahren vertreibt Mattel extra Sammlerbarbies, eine diamantbesetzte gab es bei Christies für rund 217.000 Euro. 40 Jahre alte Puppen wurden für 13.500 Euro versteigert und auf der Webseite „2nice4play“ kostet das Kleidungsset „Winter Holiday“ von 1959 in der Originalverpackung 199 Euro. Darin: weißes Mäntelchen, rote Lederhandschuhe, Handtasche. Julia Prosinger

1951: Micky Maus Nummer 1

Teurer als ein Taschengeld. Die erste deutsche Ausgabe der "Micky Maus" von 1951 ist heute in gutem Zustand tausende Euro wert.
Teurer als ein Taschengeld. Die erste deutsche Ausgabe der "Micky Maus" von 1951 ist heute in gutem Zustand tausende Euro wert.

© p-a/akg

Sie waren Ware und Währung zugleich. Sobald man eines ausgelesen hatte, wurde es auf dem Schulhof getauscht oder auf dem nächsten Flohmarkt wieder angeboten, um Geld für neue Hefte zu bekommen. Heute könnte ich für so manche alte Ausgabe der „Micky Maus“ und der anderen Comic-Hefte, die sich in den 70er Jahren in den Kinderzimmern stapelten, ein Vielfaches des damaligen Preises bekommen.

Zum Millionär würden die mich jedoch auch nicht machen. Die erste „Micky Maus“ von 1951 wird in sehr gutem Zustand zwar für tausende Euro gehandelt. Aber sammlertauglich war der Zustand meiner stets gebraucht gekauften Hefte damals bestimmt nie. Und für die meisten Comics der 70er Jahre gibt es auf Ebay heutzutage nur ein paar Euro. Als Geldanlage eignen sich daher nur besonders populäre oder seltene Hefte. Neben der frühen „Micky Maus“ zum Beispiel die Erstausgabe von „Action Comics“ mit Supermans erstem Auftritt, deren letzte erhaltenen Exemplare inzwischen Millionen wert sind.

Allzu sehr weine ich meinen Heften allerdings nicht hinterher: In der in Leser und Sammler unterteilten Comicszene zähle ich mich zu ersteren. Doch wenn ich heute auf dem Flohmarkt alte „Micky Maus“- Hefte sehe, blättere ich darin und spüre für einen kurzen Moment noch einmal den Zauber jener Jahre - und das hat ja auch einen Wert. Lars von Törne

1970-1982: Matchbox-Serie Superfast

Scheckheftgepflegt. In ihrer Originalverpackung sind die "Superfast"-Wagen von Matchbox sehr beliebt.
Scheckheftgepflegt. In ihrer Originalverpackung sind die "Superfast"-Wagen von Matchbox sehr beliebt.

© Kai-Uwe Heinrich

Männer und Autos. Das ist eine Liebe, deren Saat früh gesetzt wird. Nicht selten bereits im Kindesalter: mit Matchboxautos. Wer die sorgsam in der Schachtel verwahrte, hat heute mitunter einen kleinen Schatz zu Hause. Ich habe meine damals natürlich ausgepackt gefahren, bis sie auf den Spielzeug-Schrottplatz mussten.

Seit den 1970ern werden Spielzeugautos gesammelt, sagt Carsten Oettler vom Modellauto-Laden „Cars & Boxes“. Modelle aus der Reihe Superfast, die von 1970 bis 1982 produziert wurde, sind heute ein Vielfaches ihres Einkaufspreises von einer D-Mark wert. Ein blauer Sportwagen wird beispielsweise mit 93 Euro veranschlagt, ein Maserati von Anfang der 1960er Jahre aus der Serie „1-75 Regular Wheels“ sogar mit 195 Euro.

Allerdings wie gesagt nur, wenn die Schachtel intakt und das Auto gepflegt ist. Meine alten Flitzer wären wahrscheinlich nicht mal gut genug für Oettlers Grabbelkiste. Die Autos darin kosten gerade zwei Euro. Moritz Honert

1978-1985: Star-Wars-Figuren

Flohmarktware. Jedenfalls damals - heute wünscht man sich als ehemaliger Besitzer, seine Star-Wars-Figürchen behalten zu haben.
Flohmarktware. Jedenfalls damals - heute wünscht man sich als ehemaliger Besitzer, seine Star-Wars-Figürchen behalten zu haben.

© Alamy

Das große „Star- Wars“-Merchandising gab es bereits zum Start des ersten Films 1977. Damals hieß das bei uns „Krieg der Sterne“, und die Helden und Schurken prangten noch nicht auf Socken, Kinderzahnbürsten und jedem dritten Joghurtbecher. Aber es gab schon reichlich Spielzeug der Weltraum-Saga. Meine Lieblinge waren die Figuren von Kenner, zehn Zentimeter groß, mit Laserschwert oder Pistole ausgestattet. Ich schätze, über die Hälfte der mehr als 100 Modelle befanden sich in meinem Besitz.

Mit Ende der ersten Trilogie und der Grundschulzeit verflog das Interesse rapide und meine Sammlung wechselte auf dem Flohmarkt den Besitzer. Ich glaube, ich habe damals eine D-Mark pro Figur genommen. Bei über fünfzig Figuren kam also eine hübsche Summe zusammen. Für einen Teenager. Rückblickend aber war das kein gutes Geschäft. Manche Figuren mit komplettem Zubehör werden heute bei Ebay oder auf Sammlerbörsen für vierstellige Beträge gehandelt. Wenn die Figuren sich sogar eingeschweißt auf der Originalpappe befinden, kann es noch kostspieliger werden. Fabian Bartel

1974: Panini-Fußballstickeralbum

Geldtransport. Im Original-Karton werden für die Anfang der 1980 verkauften Lego-Lokomotive "7750" heute 4000 bis 5000 Euro gezahlt.
Emotionaler Wert. Fußball-Stickeralben werden mit Leidenschaft gesammelt - allerdings vornehmlich von ihren jeweiligen Zeitgenossen.ac

© Repro: TSP

Ralf war nicht nur Scheidungskind, sondern auch Internatszögling, und wenn er in den Ferien mal zu Hause war, genoss er die volle Aufmerksamkeit seiner Eltern. Mit anderen Worten: Er verfügte über finanzielle Mittel, von denen wir als beginnende Teenager nicht einmal zu träumen wagten. Ralf musste nicht kleckern, Ralf konnte klotzen. Während wir jeden Pfennig für Fußballbilder zusammenkratzen mussten, investierte Ralf mal eben 20 Mark in sein Starter-Kit. Eine solche Masse Fußballbilder auf einmal hatte ich nie zuvor gesehen; wir mussten sie in unserem Garten ausbreiten, weil es so viele waren. Ich weiß nicht mehr, ob ich das Album damals komplett hatte, mein Exemplar besitze ich leider nicht mehr. Bei Agon Sports World, einem Händler und Auktionator für Fußball-Memorabilien, könnte ich es kaufen - für 60 Euro.

Die Gleichung „Je älter, desto wertvoller" stimmt bei Stickerheften aber nur bedingt. Alben aus den 1950ern bringen heute weniger als noch vor einigen Jahren. „Sobald eine Generation wegfällt, verfallen auch die Preise“, heißt er bei Agon Sports World. Ausnahme sind die WM-Alben von Panini. Die erste Ausgabe von 1970 bringt in gutem Zustand zwischen 2000 und 4000 Euro. Auch mit dem ersten deutschen Album von 1974 kann man einen dreistelligen Betrag erzielen. Stefan Hermanns

1980: Lego-Lok 7750

Geldtransport. Im Original-Karton werden für die Anfang der 1980 verkauften Lego-Lokomotive "7750" heute 4000 bis 5000 Euro gezahlt.
Geldtransport. Im Original-Karton werden für die Anfang der 1980 verkauften Lego-Lokomotive "7750" heute 4000 bis 5000 Euro gezahlt.

© TSP

Schwarz war sie, mit einem dicken Tender und gefährlich aussehenden Schläuchen, die aus dem Brennkessel quollen. Runde um Runde drehte die Lego-Lok „7750“ Anfang der 1980er im Kinderzimmer. Irgendwann wurde sie ausrangiert, zerlegt und ihre Einzelteile zum Bau von Raumschiffen verwendet. Ein großer Fehler.

„Im Original-Karton werden für die ,7750' heute 4000 bis 5000 Euro gezahlt“, sagt Dirk Delorme vom Spielwarenladen Spielstein in Prenzlauer Berg. Aber auch ohne Karton bringe die Lok noch um die 350 Euro, denn nur dieses Modell verfügte über große, rote Räder.

Es ist wohl mal an der Zeit, in die Legokiste bei meiner Oma im Keller zu schauen. Vielleicht finden sich da ja sogar ein paar von den roten Eisenbahn-Schienen, die nur als Prototypen hergestellt wurden: Die sind 50 wert. Pro Stück! Moritz Honert

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