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Andreas Austilat.

© Doris Spiekermann-Klaas

Meine Frau, ihr Garten und ich: Til Schweiger und ich

Es gibt da etwas, das ich mit Til Schweiger gemeinsam habe.

Von Andreas Austilat

Nicht das Einserabitur, ich hatte nur ‘ne Zwei, auch nicht die Körpergröße – ich bin größer – oder den Erfolg bei den Frauen – meine Ehe hält. Ich meine unsere gemeinsame Vorliebe für Baumärkte. Jedenfalls wenn man Til Schweigers Ex-Frau Dana glauben darf. Die hat neulich aus Anlass seines 50. Geburtstages ein paar Wahrheiten über ihn verraten, unter anderem die: Baumärkte gehören zu seinen favorisierten Aufenthaltsorten.

Ja, ich war ein wenig überrascht. Baumärkte mag ich auch sehr. Manchmal gehe ich sogar rein, obwohl ich gar nichts brauche. Kürzlich bin ich mit einem Multitool wieder rausgekommen. „Was willst du denn damit?“, fragte meine Frau. „Falls unterwegs mal was kaputtgeht“, antwortete ich. Nun fahre ich meistens S-Bahn, was soll man da mit dem Winzwerkzeug ausrichten?

Als ich dann wieder auf dem Supermarktparkplatz stand und den Baumarkt schräg gegenüber beobachtete, machte ich mir erst einmal Gedanken. Bis ich die angegliederte Gartenabteilung bemerkte. Bei den Nachbarn vorn an der Ecke blüht im Moment der Winterschneeball zart rosa. Bei uns blüht gar nichts. Ich stieg aus und ging rüber.

Schneeball gab es keinen, wozu auch, den hätte man spätestens im Herbst pflanzen müssen. Dafür sah ich eine Forsythie leuchten. Donnerwetter, dachte ich, schon? Aber aus der Nähe erwiesen sich die Forsythien als ebenso künstlich wie die Tulpen, die daneben in einer Vase drapiert waren. Meine Frau mag keine künstlichen Blumen. Interessanter fand ich die Reihen mit Hyazinthen und Tulpen, die so aussahen, als ob sie demnächst blühen würden.

„Wollen Sie welche?“, fragte mich eine Verkäuferin und hielt mir einen leeren, flachen Pappkarton hin. Ich war der einzige Kunde. „Ist das nicht ein bisschen früh?“, antwortete ich überflüssigerweise. „Die sind für drinnen“, sagte die Verkäuferin, „und wenn sie verblüht sind, können Sie sie im Keller aufheben bis zum Herbst und dann vergraben Sie die Zwiebeln.“ Ich erinnerte mich an die Dahlien-Knollen, die wir mal im Keller vergessen hatten, bis sie vollkommen vertrocknet waren.

Til Schweiger soll übrigens auch ein leidenschaftlicher Blumenzüchter sein, behauptet zumindest seine Ex-Frau. Seine besondere Zuneigung gilt dem Oleander. Mir fiel der Oleander wieder ein, der bei uns letztes Jahr im Winterquartier gestorben ist und wie traurig meine Frau darüber gewesen war. Ich verließ den Laden wieder, ohne die benachbarte Heimwerkerabteilung zu betreten.

Auf dem Heimweg fasste ich gute Vorsätze für das neue Jahr. Erstens: Einen neuen Oleander kaufen. Zweitens: Den nächsten Winter besser vorbereiten. Kann doch nicht sein, dass der Nachbar vorn mit seinem Schneeball ein Alleinstellungsmerkmal hat.

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