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Andreas Austilat.

© Doris Spiekermann-Klaas

Meine Frau, ihr Garten…und ich: Wenn Kräuter explodieren

Da wächst ein Baum in unserem Gemüsebeet. Genau genommen sind es sogar drei.

Von Andreas Austilat

Noch sind sie klein, aber der Sommer war warm und feucht, das Beet gut genährt, 20 Zentimeter sind es schon. Eigentlich gar nicht schlecht, weil es sich nämlich um ein Hochbeet handelt und die drei Triebe nach hinten raus schon einen Sichtschutz bilden würden, wenn wir sie weiter gewähren ließen.

Natürlich habe ich mich sofort gefragt, was sind das denn für welche, und wie kommen die dahin? Denn meine Frau hat sie nicht gepflanzt, jedenfalls weiß sie diesmal auch nicht mehr.

Nun, nach der Form der Blätter zu urteilen, handelt es sich wohl um Erlen. Womit ganz klar ist, da können sie nicht bleiben, Erlen werden 30 Meter hoch. Bleibt Frage zwei: Woher? Jedenfalls nicht mit dem Eichhörnchen, das ich zuerst im Verdacht hatte, weil ich im Winter häufiger mal eines beobachtet hatte, das sich da hinten im Garten zu schaffen machte. Kann nicht sein, weil Erlen keine Eichhörnchen beschäftigen, wenn sie sich vermehren wollen.

Da hat jede Pflanze ihren eigenen Trick, und manche sind richtig raffiniert. Wer mehr darüber wissen will, dem sei der Botanische Garten in Steglitz empfohlen, dort veranstaltet im September Beate Senska Führungen mit dem hübschen Thema: Explosion, Propeller, Widerhaken – wie sich Pflanzen vermehren.

Ich habe sie angerufen und gefragt: Frau Senska, wie macht es die Erle? „Langweilig“, hat sie gesagt, sie lasse sich einfach treiben. Im Herbst öffnen sich ihre kleinen Zapfen, die geben schließlich Nüsschen frei, die der Wind irgendwohin trägt. In unserem Fall keine fünf Meter weit, Nachbars Erle ragt bis über unser Beet.

Das Himalaya-Springkraut zum Beispiel ist da von ganz anderem Kaliber. Berührt man dessen Samenkapsel, explodiert das Ding, und die Pflanze katapultiert den Inhalt sieben Meter weit weg. Damit nicht genug, das Himalaya-Springkraut gibt, wo es sich niederlässt, einen Giftstoff an den Boden ab, damit dort auch nichts anderes mehr wächst. Weshalb das ursprünglich hier gar nicht heimische Kraut sich vermehrt wie toll und zur echten Plage wird.

Noch schlimmer ist Ailanthus, der chinesische Götterbaum. Dessen Samen reist mit einer Art Propeller. Das tut der Ahorn auch, nur während der es nur auf einen Flügel bringt, hat Ailanthus zwei und fliegt gleich zehn Kilometer weit. Auch Ailanthus ist eine Plage, man sieht ihn überall, sagt Beate Senska. Ihm reicht eine Ritze zwischen Hauswand und Pflaster. Im ersten Jahr wächst er einen Meter, im zweiten sprengt er das Pflaster.

Oh je. Und die Erle? „Langweilig eben“, sagt Beate Senska, „ziehen Sie sie einfach raus.“ Andreas Austilat

Botanischer Garten, 21.9. um 10 Uhr, 24.9. um 17 Uhr, Treffpunkt Eingang Königin-Luise-Straße

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