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Unterhändler Ibrahim (Lukas De Wolf) ist neu im Team und führt bei diesem Einsatz erstmalig die Verhandlungen.

© ZDF und FBO

"24 Hours" auf ZDFneo: Puzzle mit Zeitsprüngen statt Action-Spektakel

Feiner, verschachtelter Spannungshappen auf ZDFneo: Die belgische Serie „24 Hours“ über einen Banküberfall mit Geiselnahme.

Die Polizei übt noch Verhandeln, doch der Ernstfall wartet schon. Eine Polizeistreife überprüft eine Bankfiliale in einer flämischen Kleinstadt. Eine Kundin hatte hinter der verschlossenen Eingangstür aus Glas Seltsames beobachtet: Auf dem Boden liegen die Mütze ihres Sohnes und eine umgestürzte Topfpflanze. Als die Polizisten eintreffen, klingelt ein Handy, das an der Wand angebracht wurde. Ein Bankräuber meldet sich, stellt Forderungen und macht auf die Bombe aufmerksam, die an der Decke klebt.

Nun läuft der Polizei-Apparat an: Die Umgebung wird abgesperrt und evakuiert, Scharfschützen gehen in Stellung, und der junge Verhandlungsführer Ibrahim (Lukas de Wolf) übernimmt die Kommunikation mit den Gangstern. An seiner Seite die erfahrene Mercedes (Sofie Decleir) und Roeland (Willy Thomas), der gerade wieder nach einem verpatzten Einsatz ins Team zurückgekehrt ist.

Geiselnahmen in einer Bank sind ein erprobtes Sujet im Thriller-Genre. Das Besondere an der belgischen Serie „De Dag“, die Koproduzent ZDFneo nun ab Freitag unter dem Titel „24 Hours – Two Sides of a Crime“ an sechs aufeinanderfolgenden Abenden ausstrahlt: Die auf einen einzigen Tag begrenzte Handlung wird in einem klar strukturierten Wechsel zwischen Innen- und Außenperspektive vorangetrieben, also zwischen Geiselnehmern und Geiseln auf der einen sowie der Polizei, den Angehörigen und auch den Journalisten auf der anderen Seite.

Außerdem sollen jeweils zwei Folgen der im Original zwölfteiligen Serie in ihrem Kern von einem Hauptereignis erzählen. Insofern ist die Ausstrahlungsweise mit Doppelfolgen à jeweils 45 Minuten nachvollziehbar. Außerdem sind wie üblich alle Folgen ab dem 5. Oktober in der ZDF Mediathek abrufbar.

Und immer wieder zurück

Das Publikum wird freilich mit Zeitsprüngen herausgefordert, das Drehbuch dreht Schleifen. So springt die Handlung in der offenbar vom ZDF gekürzten 75-minütigen Auftakt-Doppelfolge am Freitag nach der Hälfte wieder vier Stunden zurück – während das Publikum hübsch gemein im Ungewissen gelassen wird. Denn nachdem sich die Geiselnehmer dazu überreden ließen, ein Kind als Zeichen des guten Willens freizulassen, kommt es bei der Freilassung zu einem Zwischenfall: Ein Schuss fällt, der Vater wirft sich schützend auf den Jungen, aber wer hat geschossen und wer wurde getroffen?

Vor der Auflösung geht es nun erst einmal zurück auf Anfang, als die späteren Geiseln am Morgen noch zu Hause frühstücken, das Baby versorgen oder mit den Eltern streiten. Neben dem Filialleiter und zwei männlichen Angestellten geraten an diesem grauen Wintertag noch Freya (Maaike Neuville), die Tochter eines wohlhabenden Unternehmers, sowie die 15-jährige Noor (Imani De Caestecker) und ihr sechsjähriger Halbbruder Basil (Peer Janssens) in die Hände der Geiselnehmer.

Realistisch-nüchterne Inszenierung

Die vorab vom ZDF präsentierten ersten Folgen lassen weniger ein Action-Spektakel, sondern ein fein gesponnenes Handlungs-Netz in einer realistisch-nüchternen Inszenierung erwarten – eher Drama als Thrill. „Es war eine große Herausforderung, weil es so ein komplexes Puzzle ist“, sagte Michiel Devlieger von der flämischen Produktionsfirma Woestejnvis der Online-Plattform Drama Quarterly. „Aber man möchte nicht, dass die Zuschauer das Gefühl haben, auf ein Puzzle zu schauen.“

Jedenfalls erweist sich erneut, dass sich die belgische Produktionslandschaft auf Serien versteht. ZDFneo war zuletzt bei „Tabula Rasa“ als Koproduzent beteiligt, zudem war „Professor T.“ ebenfalls die Adaption einer belgischen Produktion. Das rund 8,5 Millionen Euro teure „24 Hours“ ist nun der kleine, aber feine Spannungshappen zwischendurch.

„24 Hours – Two Sides of a Crime“; ZDFneo, ab 5. Oktober, 21 Uhr 45

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