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Erst hören, dann wissen. Pathologin Sandra Mai (Sina Wilke) erläutert den Kollegen Christian Bach (Patrick Kalupa, links), Anton Stadler (Dieter Fischer, Zweiter von links) und Michi Mohr (Max Müller) ihre ersten Befunde zur Todesursache.

© ZDF

400 Folgen "Rosenheim-Cops": Passt scho

Kaum etwas funktioniert im Fernsehen besser als eine Bayern-Serie: Also funktionieren auch die "Rosenheim-Cops"

Die ZDF-Serie heißt „Rosenheim-Cops“. Das mit Rosenheim geht klar, dieses Fernseh-Rosenheim ist die Stadt in Oberbayern, auch das Polizeipräsidium in der Serie realiter das Rathaus ist. Ist halt schöner, attraktiver, präsentabler.
Das ist wichtig für das Publikum dieser Produktion, die am heutigen Dienstag mit der 400. Folge wieder rund fünf Millionen Zuschauer begeistern will. Diese Millionen sind Stammpublikum. Wo sich einer über die Langsamkeit der 45 Minuten, die überschaubare Handlungstiefe, die Originalität der Fälle und Dialoge wundern mag, da ist der Fan auch im 16. Ausstrahlungsjahr fest entschlossen, sich nach dem Eröffnungssatz „Es gabad da a Leich“ der Sekretärin Miriam Stockl (Marisa Burger) mit den Mordermittler zum Einsatzort zu begeben.
Sicherheit im Ritual, Freude an der Gewohnheit, dieser Krimi huldigt dem Wohlfühleffekt. Wie wichtig die Fans für die Serie sind, macht auch Produzent Ollig deutlich: Zuschauerkritik werde sehr ernstgenommen. So werde etwa ständig verfolgt, was die knapp 20 000 Fans auf der Facebook-Seite posten. „Und im Bedarfsfall setzen wir Kritik dann auch behutsam um.“ Die Bewegungsfreiheit der Macher ist begrenzt. „Man darf nicht unterschätzen, dass der Zuschauer nach so vielen Folgen eine klare Vorstellung davon hat, was Frau Stockl machen würde und was nicht“, sagte Ollig. „Dem muss sich auch der Autor unterwerfen.“ Sonst gehe die innere Plausibilität der Serie verloren – und dann sei auch der Zuschauererfolg gefährdet.

Der bayerische "Cop" ist nicht schneidig noch zynisch

Das darf nicht sein, also ist der Fokus auf der Erfüllung der Publikumserwartung gerichtet. Der „Cop“ ist dann nicht schneidig bis zynisch, sondern ein Duo aus festverwurzeltem Einheimischem mit Bauch und jüngerem, sportlichen Kollegen aus Norddeutschland. Die Frotzeleien zwischen Bayern und Preußen haben stets funktioniert. Die Sonne scheint immer über TV-Rosenheim. „Wir ermitteln dort, wo andere gerne Urlaub machen“, sagt Joseph Hannesschläger, der den Kommissar Korbinian Hofer spielt. Die Aufklärungsquote bei den Mordfällen liegt bei hundert Prozent. Auch das wird zum Zuschauerglück beitragen. Das Verbrechen hat in diesem Rosenheim nur vorübergehend eine Chance. Bisher hatten es die „Cops“ mit 403 Leichen zu tun – zweimal gab es zwei Morde und einmal wollte der Mörder die Leiche in einem Sarg entsorgen, in dem schon ein Toter lag. Folgen ohne Leiche gab es nie. Immer wieder neue Mordarten sind nicht zu erwarten. „Bei 400 Folgen würden die Ideen allzu rasch ins Abstruse abgleiten“, sagte Produzent Ollig der dpa. Die Geschichten dürfen sich nur nicht zu sehr ähneln. Zumal viele Gewaltdelikte ausgeschlossen sind. „Das liegt darin begründet, dass es für den Zuschauer schwierig ist, sich über den verschwundenen Vierfachlocher von Frau Stockl zu amüsieren, wenn ein Kind ermordet oder eine junge Frau entführt wurde“, erklärt Ollig.

Das deftige Essen macht dem Neuen beste Laune

Folge 400 ist der erste Fall für Mordermittler Christian Bach. Darsteller Patrick Kalupa antwortete auf die Frage nach Besonderem an einer Rolle bei den „Cops“: „Die Kameradschaft unter den Kollegen, das Panorama und das deftige Essen machen mir beste Laune!“ Als Hochdeutscher und Newcomer habe er inmitten der Rosenheimer einen „total attraktiven Single-Stand und kann mit ganz eigener Tonspur überzeugen“.
Die Langlebigkeit der Serie und die damit verbundene „Haltbarkeit“ des Personals erlauben weitere vertrauensbildende Maßnahmen – die Figuren haben kleine, halbprivate Macken. Die Stockl ist geschwätzig, Polizist Michi Mohr eine echte Fleißbiene, Hofers Schwester Marie (Karin Thaler) sitzt im Stadtrat und ist so im Stadtgeschehen omnipräsent; nebenher schmeißt sie mit Polizeidirektor Gert Achtziger die Musikakademie.
Die „Rosenheim-Cops“ gehören in die Erfolgskategorie „Bayern im Serienfernsehen". Zwar hat die Produktion längst nicht die auch abgründige Raffinesse und hinterfotzige Qualität der Sat-1-Produktion „Der Bulle von Tölz“ mit Ottfried Fischer und Ruth Drexel, aber im Erfolg ist sie ebenbürtig. Auch in der Außenwirkung. „Die „Rosenheim-Cops“ sind aus Rosenheim nicht mehr wegzudenken“, sagte Bürgermeisterin Gabriele Bauer. Der Erfolg schlage sich auch in den Tourismuszahlen nieder. „Beim Blick aus meinem Büro sehe ich jeden Tag Menschen, die vor dem Polizeipräsidium Erinnerungsfotos schießen“, erzählte die CSU-Politikerin. Die Stadt bietet Führungen „Auf den Spuren der ,Rosenheim-Cops’“ an, an denen inzwischen mehr als 38 000 Menschen teilgenommen haben. (mit dpa)

„Die Rosenheim-Cops“, ZDF, Dienstag, 19 Uhr 35

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