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Medien: „Absolute Notlösung“

Das Training von Journalisten durch Militärs führt zu bedenklicher Nähe

Herr Fröhder, was halten Sie von der IrakBerichterstattung im Fernsehen der letzten Wochen?

Nicht viel. Eine tatsächliche Hintergrundberichterstattung über die potenziellen Opfer des Konflikts, also die Bevölkerung und deren Sorgen, das hat es nur bei wenigen Ausnahmen gegeben – wie kürzlich in einem Bericht im „heute-journal“ über die katastrophale Wasserversorgung im Irak.

Warum gibt es dieses Defizit?

Einerseits durch den Druck der aktuellen Redaktionen auf die Korrespondenten, die dauernd berichten, aber nie recherchieren sollen und kaum Zeit haben, ins Land zu fahren und Hintergrundgespräche zu führen.

Was halten Sie von den Journalisten-Trainings durch Militärs?

Ich denke, dass so eine Ausbildung eine absolute Notlösung ist. Es kann doch nicht ernsthaft angehen, dass Militärs Journalisten beibringen, was Journalisten handzahm macht. Was sie dazu verleitet, mit den Militärs enger zu kooperieren, als unserem Berufsstand gut tut. Wie man sich in einer Krisenregion verhält und organisiert, um berichten zu können, lernt man dort nicht. Eine solche Ausbildung sollte über Journalistenorganisationen laufen, die durchaus das Militär als einen Baustein dazunehmen können, um deren Überlegungen und Belange kennen zu lernen.

Welche Rolle werden Al Dschasira oder CNN spielen?

Die sind zumindest besser vorbereitet als die deutschen Sender. Al Dschasira hat als arabischer Sender einen enormen Vorteil durch die Kontakte und die Sprache. Amerikanische CNN-Mitarbeiter werden in einer sehr frühen Phase Probleme bekommen, weil sie dann in Bagdad auch vor der Bevölkerung nicht sicher sein werden.

Was wird der deutsche Zuschauer sehen?

Material der Amerikaner. Den Vormarsch der Amerikaner, eine sehr einseitige Berichterstattung.

Das Interview führte Hardy Prothmann.

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