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Das sieht nicht nach Rücktritt aus: Angela Merkel am 16.01.2015 in Trinwillershagen (Mecklenburg-Vorpommern) zu Gast auf dem Neujahrsempfang des Landrates des Kreises Vorpommern-Rügen.

© dpa

Achtung: Fehlmeldung!: Die Kanzlerin tritt nicht zurück!!!

Das Magazin „Das Neue“ hat den bevorstehenden Rücktritt der Kanzlerin verkündet. Bevor man die Feiern beginnen ließ, empfahl es sich jedoch, genauer hinzusehen.

Falls auch Sie von der Meldung überrascht wurden, Angela Merkel trete zurück, kann an dieser Stelle Entwarnung gegeben werden: Das Oberhaupt des Deutschen Rechtsstaates ist wohlauf. Es handelt sich um eine Fehlmeldung des Fachblattes „Das Neue“. Das Magazin für Wissenschaft, Forschung und Kreuzworträtsel (siehe Twitter-Bild) titelte: "Angela Merkel: Rücktritt!“

Die Kanzlerin sei blass und angeschlagen: "Die Ereignisse haben sie offenbar so sehr bewegt, dass sogar ein Rücktritt nicht mehr ausgeschlossen scheint. Zuerst ihr körperlicher Zusammenbruch beim CDU-Parteitag im Dezember, schließlich die tragischen Ereignisse in Frankreich: All das hat die Regierungschefin doch sichtlich mitgenommen", schreibt das Blatt aus dem Pabel-Moewig-Verlag (eine Tochter des Bauer-Verlags), das für 1,60 Euro am Kiosk zu haben ist. Abgebildet wird Merkel nach dem Attentat auf das Satiremagazin "Charlie Hebdo“ in Paris.

In der Science-Fiction Komödie „Men in Black“ beziehen die Protagonisten ihre Informationen aus den schmierigsten Boulevardblättern, die es für wenig Geld am Kiosk zu kaufen gibt. Denn darin befindet sich, so Agent K. (Tommy Lee Jones), die wahre Wahrheit über das Universum – alles andere: Lügenpresse!

Und so wie Agent K. und Agent J. (Will Smith) ihre Hinweise zu möglichen UFO-Landungen aus diesen Magazinen gewinnen, ziehen auch wir hier beim Tagesspiegel unsere „Infos“ aus Gazetten wie „Das Neue“, der „Jungen Freiheit“, „Brigitte“, der „Apotheken Rundschau“ und der REWE-Einkaufsbroschüre.

Pünktlich zum Redaktionsbeginn um 15 Uhr stolperte Chefredakteur Lorenz Maroldt in den Newsroom und unterbrach den Salsa-Fortbildungskurs. „Merkel tritt ab!“, keuchte er und wedelte mit dem Titelblatt von „Das Neue“. Sofort strömten die Redakteure, Online-Pauschalisten, Barkeeperinnen und Praktikanten herbei. „Ich hab es geahnt!“, rief jemand. „Das wurde aber auch Zeit!“, ein anderer. Giovanni di Lorenzo begann mit dem Verfassen eines Artikels, Harald Martenstein setzte die Kolumne auf – bis jemand einen der herumstehenden „Computer“ anschaltete. Auf Twitter, Facebook und dergleichen – „Soziale Medien“ genannt – machte man sich heiter über die Meldung des Rücktritts lustig, und das schon den ganzen Morgen.

Also sahen wir genauer hin: Indizien für einen Rücktritt bringt das Blatt nicht. Erleichterung brach herein und allen wurde bewusst, dass man die Kanzlerin wie selbstverständlich als Oberhaupt der Nation ansieht. Dass diese Frau einmal zurücktreten könnte oder abgewählt würde – wer hat da in letzter Zeit schon mal dran gedacht. Es bedürfe schon einer politischen Sintflut, um Merkel Methusalem aus dem Amt zu heben. Aber wer weiß? Vielleicht wollten uns die Kollegen von „Das Neue“ nur wachrütteln, bei der Stange halten – oder einfach nur gut unterhalten.

Einen lohnenswerten Tagesabsatz kann sich das Heft wenigstens sicher sein, denn ich bin nicht der einzige, der sich nach Feierabend eine Ausgabe leisten wird. Es macht sich bestimmt super, eingerahmt über dem Schreibtisch. Denn so eine Schlagzeile liest man schließlich nicht alle Tage – wenn man sie überhaupt jemals lesen wird.

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