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Serdar Somuncu, Comedian.

© Thilo Rückeis

Ärger um Kabarettist Serdar Somuncu: n-tv nimmt Somuncu-Talk kurzfristig aus dem Programm

Kurz vor der geplanten Ausstrahlung hat n-tv die Talkshow "So! Muncu" gestrichen. Die Begründung: Die Sendung entspreche nicht den Qualitätsansprüchen des Senders.

Wer sich Serdar Somuncu ins Programm holt, der muss eigentlich wissen, was er tut. Der Kabarettist und Autor eckt an. n-tv hat 2015 trotzdem (oder gerade deswegen) die Talkshow "So! Muncu!" gestartet. Umso überraschender nun die Entscheidung des Nachrichtensenders, die für Dienstag geplante Ausgabe des Talks nicht auszustrahlen.

"Die für gestern geplante Sendung hat nicht unseren Qualitätsansprüchen entsprochen", sagte Sendersprecherin Bettina Klauser. "Die Zuschauer erwarten gerade in Zeiten von gefühlter Unsicherheit und oft unüberschaubaren Nachrichtenlagen von einem Nachrichtensender Orientierung und Einordnung. Insbesondere bei Breaking News ist daher besondere Sensibilität gefragt. Die Sendung enthielt Elemente, die die Zuschauer eher verwirrt hätten. Daher haben wir uns entschieden, sie nicht auszustrahlen."

"Alternativlos schmutzig: Wie extrem wird der Wahlkampf?"

Die Sendung war bereits am Montagnachmittag in Berlin aufgezeichnet worden. Zusammen mit dem stellvertretenden FDP-Chef Wolfgang Kubicki, dem Komiker Wigald Boning und der Schauspielerin Annabelle Mandeng diskutierte Somuncu über das Thema "Alternativlos schmutzig: Wie extrem wird der Wahlkampf?" und sprach im weiteren Verlauf der Sendung über den Umgang mit gezielten Desinformationen. Das war ganz offensichtlich nicht im Sinne des Senders.

Fraglich ist, ob der Kabarettist für eine weitere Zusammenarbeit mit n-tv zur Verfügung steht. "Wir führen derzeit mit dem Produzenten Gespräche bezüglich der Zukunft der Sendung", so die n-tv-Sprecherin. Hinter "So! Muncu" steht Friedrich Küppersbuschs Produktionsfirma probono. Auf Facebook kommentierte Somuncu die Talk-Absetzung vom Dienstag: "Heart Breaking news".

Im Netz wird nun heftig über Zensur diskutiert. Es sei beispielsweise ein „dämliches, nichtssagendes Argument, dass die Sendeanstalt „Orientierung“ bieten solle. „Das ist eher ein Schlag gegen uns mündige Bürger, weil uns nicht zugetraut wird zu differenzieren, was Kunst ist und was nicht.“ Ein Anderer schreibt auf Facebook: Die Sendung habe nicht den Qualitätsansprüchen der RTL-Gruppe entsprochen. „Das ist Realsatire.“

Es ist nicht der erste Aufreger um den umtriebigen Kabarettisten, der auch Kandidat der „Partei“ für die Bundestagswahl ist. Somuncu hatte dem WDR in einer Podiumsdiskussion 2015 Zensur vorgeworfen, was seine eigenen Auftritte betrifft ("diese Arschlöcher nehmen sich raus, im Namen der Gebührenzahler, uns zu zensieren. Und das war für mich die Keimzelle des Faschismus"). Der Sender ging danach gegen den Kabarettisten wegen Beleidigung vor.

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