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Alfred Franz Maria Biolek feiert am 10. Juli seinen 85. Geburtstag.

© Henning Kaiser/dpa

Alfred Biolek wird 85 Jahre alt: „Es hat wehgetan, aber es hat die Verspannung gelöst“

Der Talkshow-Moderator und Fernsehkoch wurde 1991 vor laufender Kamera geoutet. Damals ein Skandal. Heute schaut Alfred Biolek auf ein bewegtes Leben zurück.

Es klingt ein bisschen so wie eine Aneinanderreihung von Leckereien aus seiner Kochsendung "Alfredissimo": Antipasti, Thunfisch mit Sesam und Soja sowie als Nachspeise Crème brûlée lässt sich Alfred Biolek vom Koch seines Lieblingslokals kredenzen, wenn er am Mittwoch mit Freunden seinen 85. Geburtstag begeht. Den geht er mit einer großen Lebenszufriedenheit an - Angst vor Sterben und Tod hat die Fernsehlegende nach eigenen Worten nicht mehr.

Würde das Wörtchen "nett" nicht mittlerweile häufig auch abwertend genutzt, könnte Biolek am besten als der nette Talkmaster beschrieben werden. Laute Töne vor der Kamera waren ihm fremd, in seiner im Jahr 2003 nach 485 Folgen eingestellten Sendung "Boulevard Bio" durften sich seine Gäste wohlfühlen.

Vor einem Millionenpublikum schuf er mit seiner Freundlichkeit eine herzenswarme Atmosphäre, die trotzdem - oder vielleicht gerade deshalb - die Prominenten zum Plaudern verführte.

Heute würde ihn im Fernsehen "keiner mehr nehmen", sagte Biolek vor einigen Jahren mal der "Bild"-Zeitung. Seine Art des Fernsehmachens sei viel zu ruhig, aber er habe sich einfach "gut unterhalten".

Biolek kam am 10. Juli 1934 in Freistadt im heutigen Tschechien zur Welt, sein Vater war Rechtsanwalt, die Mutter Laienschauspielerin. Wie sein Vater promovierte auch Biolek und fing beim ZDF deshalb 1963 auch nicht gleich vor der Kamera an, sondern als Justiziar.

Rosa von Praunheim outete ihn und Hape Kerkeling

Doch schon nach kurzer Zeit zog es ihn in die Fernsehunterhaltung. Biolek arbeitete in der Redaktion des ZDF-Magazins "Drehscheibe" und moderierte Sendungen wie "Tipps für Autofahrer" und "Urlaub nach Maß". Beim Mainzer Sender wurde er schnell stellvertretender Unterhaltungschef

1970 wechselte Biolek als Produzent zur "Bavaria Film" nach München, wo er später die ARD-Samstagabendshow "Am laufenden Band" mit Moderator Rudi Carrell produzierte. Seinen eigenen Durchbruch als Moderator schaffte Biolek ab 1976 in der WDR-Talkreihe "Kölner Treff". Danach war Biolek regelmäßiger Gast auf dem Bildschirm: Nach Sendungen wie "Bio's Bahnhof", "Bei Bio", "Show-Bühne" und der Spielshow "Mensch Meier" ging schließlich 1991 "Boulevard Bio" auf Sendung.

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Im selben Jahr wurde Biolek von dem Regisseur Rosa von Praunheim in der RTL-Sendung "Explosiv - Der heiße Stuhl" zusammen mit Hape Kerkeling als homosexuell geoutet. Als schmerzhaften Schlag beschrieb Biolek den damaligen Fernsehskandal später, um nachzuschieben: "Es hat wehgetan, aber es hat die Verspannung gelöst".

Lange lebte er in Berlin, jetzt wohnt er in Köln

Seiner Karriere schadete das Outing jedenfalls nicht. Neben "Boulevard Bio" wurde auch die Kochsendung "Alfredissimo" beliebt, mit dieser verabschiedete er sich 2006 vom Fernsehen. Biolek gewann den Grimme-Preis und den Bambi und genoss größte Beliebtheit.

Nachdem er lange in Berlin gelebt hatte, verbringt der Moderator seinen Lebensabend in Köln. 2010 erlitt er bei einem Treppensturz schwere Verletzungen, die lebensbedrohlich waren. In der Folge kümmerte sich der 35 Jahre jüngere Brite Scott um ihn.

Biolek adoptierte ihn danach, Scott Biolek-Ritchie ist sein zweiter Adoptivsohn. Bereits vor über 30 Jahren hatte er, ohne es öffentlich zu machen, Keith adoptiert, der anders als der zweite Adoptivsohn Scott lange auch sein Partner war.

Zu seiner Geburtstagsfeier hat sich Biolek zwölf Freunde eingeladen, wie er der "Bunten" verriet. Auf seinem Balkon will er eine lange Tafel aufbauen und sich feiern lassen. Sein Rückblick wird dabei sehr zufrieden ausfallen: "Ich habe mehr erreicht im Leben, als ich mir erträumt hatte. Dieses Bewusstsein über das Erreichte fühle ich in mir drin sehr positiv." (afp)

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