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Medien: Allein unter Männern

„Die oder keine“: ARD-Bosse schmeicheln der neuen „Sportschau“-Moderatorin Monica Lierhaus

„Die oder keine.“ Es klang beinahe so, als hätte Günter Struve seiner neuen ARD-Kollegin Monica Lierhaus wenigstens einen Heiratsantrag unterbreitet. Struve war nicht allein. Offenbar stand die gesamte ARD – gewissermaßen wie ein Mann – hinter dem Wunsch, die 33-jährige Moderatorin für die Bundesliga-„Sportschau“ am Samstag zu verpflichten. „Wir hatten keinen zweiten Namen“, betonte ARD-Programmchef Struve. Gleich nachdem die Bundesliga-Rechte erworben worden waren, sei klar gewesen: „Es muss auch eine Frau dazukommen.“ Allerdings war Monica Lierhaus im vergangenen Jahr noch beim Pay-TV-Sender Premiere unter Vertrag, und so wird sie erst zum Rückrundenstart am 31. Januar ihr Debüt im WDRStudio A geben. Reinhold Beckmann und Gerhard Delling treten nun etwas kürzer.

Ihr erster Arbeitstag in Köln war voll heiterer Eintracht. Besonders Struve hatte seine Charme-Düse ganz weit aufgedreht: „Wenn man ein so schönes Gesicht bekommen kann, dann darf man es nicht nur alle drei Wochen zeigen.“ Monica Lierhaus wird zuweilen auch die Sonntags-„Sportschau“ präsentieren, bei den Olympischen Spielen in Athen als „Anchorwoman“ reichlich zu tun haben und außerdem der ARD-Unterhaltung unter die Arme greifen. Bei Frank Elstners neuer Show „Einfach Millionär“ (ab 29. Januar) tritt sie als Außenreporterin vor die Kamera. Und die erste Fußball-Konferenz-Schaltung im öffentlich-rechtlichen Fernsehen, bei den drei DFB-Pokal-Viertelfinalspielen am 3. Februar, wird die Journalistin ebenso moderieren.

Die Umworbene selbst hat in den letzten Wochen bei Interviews weiter an Routine gewonnen – diesmal als Befragte. Also beantwortete sie gestern die offenbar wichtigsten Fragen schon in ihrem ersten Statement. Ja, die „Sportschau“-Moderation sei so etwas wie der Ritterschlag. Nein, sie wisse noch nicht, was sie in der ersten Sendung zur Begrüßung sagen werde. Und sie habe auch keinen Lieblingsverein. Später ließ sie durchblicken, dass ihr manche Frage langsam auf die Nerven gehen, etwa die, was an der „Sportschau“ durch Monica Lierhaus besser wird. Die Sendung gefalle ihr, so wie sie ist. Den ARD-Verantwortlichen übrigens auch, denn das Bundesliga-Comeback wurde zu „einer einzigen Erfolgsgeschichte“, frohlockte WDR-Fernsehdirektor Ulrich Deppendorf. Mit durchschnittlich 5,72 Millionen Zuschauern (30,1 Prozent Marktanteil) lag man um 1,4 Millionen über den letzten „ran“-Werten. Und Monica Lierhaus ist zwar nicht die erste Moderatorin der „Sportschau“, das war Anne Will, doch sie hat reichlich Erfahrung: Die Bundesliga im Fernsehen präsentiert sie seit 1999, erst bei „ran“ (Sat 1) und zuletzt bei Premiere. Dabei hat sie die verstaubte Ansicht, Frauen hätten in der Männerdomäne TV-Fußball nichts zu suchen, durch professionelle Arbeit widerlegt.

Mit Monica Lierhaus wird sich also nichts ändern. Warum auch? Das Konzept, sich mehr auf Fußball und weniger auf Show zu konzentrieren, ist weit gehend aufgegangen. Allein in den Bemühungen um eine Kommentatorin ist die ARD noch kein Schritt weiter. „Es befinden sich mehrere im Trainingslager“, lautet die Sprachregelung seit Monaten. Und was ist mit Monica Lierhaus? Vorerst winken alle Beteiligten ab, inklusive sie selbst. „Darüber habe ich, ehrlich gesagt, noch nicht nachgedacht.“

Ständigen Gesprächsstoff liefert dagegen die ungewisse Zukunft der Bundesligarechte: Struve schloss für die ARD aus, sich an möglichen Verhandlungen über zwei Freitagsspiele zu beteiligen. „Dies wäre für uns ebenso wenig zu finanzieren wie die Rechte an den Sonntagsspielen.“ Die ARD verfügt noch bis 2006 über die Sendelizenz für die sieben Partien am Samstag. Wo die beiden anderen Begegnungen jedes Spieltags gezeigt würden, sei ihm „relativ egal“.

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