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Medien: Allerlei Schwermut

IM RADIO Tom Peuckert verrät, was Sie nicht verpassen sollten Seit wir nur noch an die Wissenschaft glauben, wird unsere Traurigkeit von Ärzten und Apothekern verwaltet. Wer allzu schwarz sieht, leidet an einer Krankheit namens Depression.

IM RADIO

Tom Peuckert verrät, was

Sie nicht verpassen sollten

Seit wir nur noch an die Wissenschaft glauben, wird unsere Traurigkeit von Ärzten und Apothekern verwaltet. Wer allzu schwarz sieht, leidet an einer Krankheit namens Depression. Die Ursachen sind chemisch, manchmal lässt sich die Sache durch Pillen reparieren. Früher war öfter von Melancholie die Rede. Eine geistige Wehmut, die sich beim Blick auf Welt und Leben einstellen konnte. Nichts, was unbedingt nach Heilung verlangte, weil schließlich auch die Welt unheilbar war.

„Gottesfinsternis – Seelenfinsternis“ heißt ein schöner Radioessay von Thomas Horst , der dem Thema religiöse Schwermut gewidmet ist. Eine kleine Kulturgeschichte der theologischen Melancholie. Warum ist Gott gut, wenn er eine so schlechte Welt erschaffen hat? Eine Frage, die depressive Denker vergangener Epochen in den Bann schlug. Bevor der Nervenarzt Sigmund Freud solches Grübeln kurzerhand zum neurotischen Symptom erklärte (SWR 2, 18. August, 21 Uhr, Kabel UKW 107,85 MHz).

Ignatius von Loyola war ein Mann, der religiöse Schwermut mit straffer Disziplin bekämpfte. Seine Jesuiten hat er wie eine Armee organisiert und ausschweifenden Zweifel durch Meditationsrituale unterbunden. Wie Loyola zum schwarzen Ritter der katholischen Orthodoxie wurde, davon erzählt Helmut Berschin in seinem Feature „Geboren aus einer Explosion, dort in Pamplona" . Eine Auseinandersetzung mit Loyolas berühmter Lebensbeichte (SWR 2, 17. August, 18 Uhr 30).

Der Melancholie verfallen ist auch die Hauptfigur in Lothar Trolles Hörspiel „No vemberszenen" . Es geht um Rosa Luxemburg, die mythische Grande Dame der linken Revolution. Eine beliebte Heldin der deutschen Literatur, auch Trolle stützt sich auf den Roman von Alfred Döblin über das Ende des Kaiserreichs. Die Luxemburg in den letzten Augenblicken ihres Lebens. Ein surreal poetisches Selbstgespräch, das Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ineinander blendet. Rückblick auf ein Leben als fahnenflüchtige Bürgerstochter und als Frau, die vom geliebten Mann verlassen wurde. Und ein Ausblick auf eine Zukunft als Märtyrerin einer sozialen Bewegung. Waren all die Opfer wirklich sinnvoll? Die Heldin wirkt melancholisch. Bevor ein Schuss plötzlich alle Grübeleien beendet (SWR 2, 17. August, 16 Uhr 05).

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