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Medien: Alles bleibt anders – die Zukunft der TV-Information

Es herrschte eine allzu freundschaftliche Atmosphäre, niemand wollte jemandem etwas zu Leide tun. Adolf-Grimme-Akademie und ProSiebenSat1-Produktion hatten am Freitag nach Berlin geladen und wollten unter der Fragestellung „Wird alles anders?

Es herrschte eine allzu freundschaftliche Atmosphäre, niemand wollte jemandem etwas zu Leide tun. Adolf-Grimme-Akademie und ProSiebenSat1-Produktion hatten am Freitag nach Berlin geladen und wollten unter der Fragestellung „Wird alles anders?“ die Zukunft der Fernsehinformation klären.

Zu Beginn arbeitete sich taz-Journalist Steffen Grimberg durch das Informationsangebot des deutschen Fernsehens. Mit eindrucksvollen Videobeispielen zappte Grimberg von einer sinnlosen Korrespondentenschalte in Pro 7 zu „Newstime“ in demselben Programm, wo Moderatoren und Pult dank neuer Grafiktechnik zu Beginn der Sendung wie im Raumschiff einfliegen. Den öffentlich-rechtlichen Sendern attestierte Grimberg nüchterne und zuverlässige Informationsvermittlung, auch wenn er bei Servicethemen immer wieder den Verdacht der Schleichwerbung hegte. Zur Zukunft sagte er ziemlich wenig, außer dass er es schade fand, dass die ARD so wenig neue Formate probieren würde.

Bettina Warken von „heute“ (ZDF) geißelte langweilige Live-Übertragungen auf N24, n-tv und Phoenix („...wir warten auf den Kanzler...“). Ansonsten beteuerte sie, dass trotz Google-News und Spiegel-Online Fernsehjournalisten nicht überflüssig werden – ein bisschen klang das auch nach einem Stoßgebet.

Trotz einiger kritischer Steilvorlagen kam bei der anschließenden Debatte mit prominenten Nachrichtenjournalisten wenig Kontroverses heraus. Das Podium war sich absolut einig über hehre journalistische Grundsätze. So ist laut Peter Kloeppel (RTL) nach wie vor die Nachricht „der Star, nicht der Moderator“. Konsens war natürlich auch, dass journalistisches Handwerkszeug wichtiger ist als die Optik von Moderatorinnen und Studios. Streiten wollten die Informationsjournalisten nur bei Fragen, ob Moderatoren eher sitzen oder stehen sollen und ob Doppelmoderationen wie bei n-tv und N24 den Zuschauer verwirren oder nicht. Eine wirkliche Zukunftsvision hatte lediglich Thomas Kausch von Sat 1: Er wünschte sich die Abschaffung der Einschaltquoten, „damit wir endlich machen können, was wir wollen“!

Die Zukunft der Fernsehinformation bleibt, was jeder Zukunft zu Eigen ist: Keiner kennt sie genau. Ein bisschen kritischer hätte man sie schon diskutieren können.

Frieder Bechtel

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