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„Es ist nicht vorbei“, heißt der dritte „Solo für Weiss“-Krimi. Das gilt nicht für Anna Maria Mühe als Ermittlerin.

© ZDF und Marion von der Mehden

Anna Maria Mühe in "Solo für Weiss": Bloß kein Lächeln

Zwei wollen fliehen, einer landet im Stasi-Knast: In „Solo für Weiss“ trifft Anna Maria Mühe auf eine alte DDR-Geschichte.

Der Zweiteiler „Solo für Weiss“ war einer der besten TV-Krimis des Jahres 2016; und das nicht nur, weil Anna Maria Mühe als Zielfahnderin des Landeskriminalamts Schleswig-Holstein ihre erste Ermittlerrolle spielte. Der Thriller über die Entführung der Patentochter von Nora Weiss und die Jagd nach einem mutmaßlichen Kindermörder erzählte eine auch über 180 Minuten hochspannende Geschichte, wobei der zweite Film lange Zeit clever verbarg, dass er in Wirklichkeit eine Fortsetzung war.

Das Drehbuch zum dritten Film hat Mathias Klaschka, bislang Koautor, allein geschrieben. Der Titel „Es ist nicht vorbei“ bezieht sich auf eine alte Geschichte, die sich Mitte der Achtziger in der DDR ereignet hat. Davon hat die junge Kommissarin zunächst jedoch keine Ahnung, als sie gemeinsam mit dem Kollegen Brand (Jan Krauter) von der Lübecker Kripo zum Strand beordert wird: Der angespülte Tote ist der Ehemann der bayerischen Landtagsabgeordneten Monika Landau (Katharina Müller-Elmau); entsprechend groß ist der Druck, den die Politik in Gestalt von Staatssekretär Naumann (Jörg Pose) auf die Ermittler ausübt. Erste Verdächtige ist die junge Geliebte (Lisa Bitter) des Mannes, aber dann stellt Noras Chef und Freund (Peter Jordan) verblüfft fest, dass Landau ein Mensch ohne Vergangenheit ist: Anscheinend hat er nie existiert. Schließlich findet sich eine Spur, die in die DDR führt: Zwei Freunde wollten damals gemeinsam fliehen. Dem späteren Landau gelang die Flucht, der andere landete im Stasi-Knast, weil ein Dritter die beiden verraten hat. Nora entdeckt Hinweise, die ihren Vater (Rainer Bock) belasten; und das ausgerechnet jetzt, da der geschätzte Pastor für seine Verdienste als Fluchthelfer im Rahmen eines öffentlichen Festakts geehrt werden soll.

Die ersten beiden Filme sind von Thomas Berger inszeniert worden, beim dritten hat Judith Kennel Regie geführt, von der auch sämtliche Episoden der ZDF-Reihe „Unter anderen Umständen“ stammen. Kamerafrau dort ist meist Nathalie Wiedemann, die auch in „Es ist nicht vorbei“ dafür gesorgt hat, dass Lübeck und Umgebung trotz der hochsommerlichen Drehzeit ähnlich abweisend wirken wie die Hauptfigur.

Ein vergleichsweise normaler TV-Krimi

Gemessen am formidablen zweiteiligen Auftakt ist Teil drei ein vergleichsweise normaler TV-Krimi, was aber auch daran liegt, dass Mühes kühle Verkörperung der Hauptfigur keine Überraschung mehr ist; dabei ist die Diskrepanz zwischen dem engelsgleichen Strahlen, zu dem die Schauspielerin fähig ist, und dem verschlossenen Auftreten von Nora Weiss nach wie vor enorm. Die Kommissarin hat auch ihre Unart beibehalten, lästige Fragen des Kripo-Kollegen („Warum lächeln Sie eigentlich nie?“) einfach zu ignorieren, was ihn nach wie vor ziemlich nervt.

Wenig wirkungsvoll sind hingegen die gelegentlichen Krimi-Elemente. Mit gezückter Waffe ein Haus durchsuchen hier, eine Verfolgungsjagd da: Das ist bei weitem nicht so fesselnd wie der emotionale Moment, in dem die ansonsten so beherrschte Nora ihren Vater mit dem ungeheuerlichen Verdacht konfrontiert und Rainer Bock mit sparsamen Mitteln vermittelt, wie im alten Weiss etwas zerbricht. Ausgerechnet das Wohnzimmer des vermeintlichen Verräters ist übrigens der einzige Ort, an dem Wiedemann für ein heimeliges Licht sorgt, auch wenn das natürlich nicht der Grund dafür ist, dass die Intensität dieser Szenen deutlich höher ist als die Krimi-Ebene; allerdings legt es Kennel auch bei „Unter anderen Umständen“ nur selten auf vordergründige Spannung

„Solo für Weiss: Es ist nicht vorbei“, Montag, ZDF, 20 Uhr 15

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