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Diskussion über Konjunktur und Klima: Anne Will und ihre Gäste

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„Anne Will“: Wenn sich Söder und Baerbock beim Klima einig sind

Eigentlich möchte Anne Will wissen, wie sicher der Wohlstand in Deutschland ist. Ihren Gäste aber geht es um Wind, Sonne und das Klima.

Was haben fließendes Wasser und die vorgegebenen Themen deutscher Politikmagazine im Fernsehen miteinander gemeinsamen? So, wie sich das Wasser seinen Weg sucht, setzen sich die Themen durch, die die Menschen interessieren, was immer auch die TV-Planer sich gedacht haben.

Anne Will möchte über „Zwischen Konjunkturflaute und Klimaschutz – wie sicher ist Deutschlands Wohlstand?“ diskutieren? Eine nette Idee.

Markus Söder, Bayerns Ministerpräsident und grüner Umstürzler in der CSU, war sich da mit Annalena Baerbock, der gerade triumphal im Amt bestätigten Grünen-Chefin, nahezu einig: Klima für Investitionen verbessern. Das fand auch FDP-Chef Christian Lindner gut.

Baerbock, am Anfang etwas im Thema haltsuchend schwimmend, bedauert noch kurz die hohe Exportabhängigkeit der deutschen Industrie. Auch Söder sieht da Probleme. Aber keiner von beiden realisiert in dem Moment, dass die schwächelnde Exportquote des deutschen Maschinenbaus mit etwaigen Rückständen in der digitalen Welt (Baerbock) nichts zu tun hat. Im Gegenteil, auch da sind die schwäbischen Unternehmer Weltspitze, sondern mit dem von einem durchgetwitterten US-Präsidenten angezettelten Handelskrieg.

Wind ohne Ende im Norden

Aber dann besinnen sich alle ganz schnell. Das Thema des Abends ist ein anderes. Anne Will hat ja inzwischen als Marschrichtung auch durchgegeben: keine Rezession, Verbraucher stützen Konjunktur - dass es in Wirklichkeit um den Wind geht. Besser noch: Um dessen Energie.

Markus Söder gesteht, ohne dass er es selber merkt, woran die fehlende Durchsetzung der alternativen Energien in Deutschland manchmal hängt: Bei ihm in Bayern klappts zwar gut mit der Solarenergie, weil über Bayern immer die Sonne scheint, aber mit dem Wind haperts halt, wie dumm, also deshalb regionale, dezentrale Energieversorgung.

Meint er. Ist aber Quatsch, denn: Im Norden gibt es Wind ohne Ende, manchmal so viel, dass der aus den Windkraftanlagen zu gewinnende Strom überhaupt nicht eingespeist werden kann, weil es nämlich nach Bayern und Baden-Württemberg keine Stromtrassen gibt. Da wird „Geisterstrom“ produziert – das heißt, er wird eben nicht produziert, aber trotzdem vergütet. Das ist das Gegenteil von einer Dunkelflaute. Dann gibt es nämlich keine Solarenergie, denn wo nichts scheint, strömt auch nichts…

Nun könnte man meinen, dass die ganze Stunde nur amüsant war, zumal die Fachfrau des Deutschen Institutes für Wirtschaftsforschung, Claudia Kemfert, immer ganz ungeschnörkelt und präzise den Staat aufforderte, durch vernünftige Anschubfinanzierungen und Abbau überflüssiger Regularien den technischen Fortschritt nicht zu behindern. Stimmt aber nicht. Wer bis zum Schluss dabei blieb, hat etwas Wichtiges gelernt, und zwar dies:

Den ganzen Streit um die Mindestabstände zwischen Windkraftanlagen und Wohngebieten entschärft man am besten, wenn man die dort wohnenden Menschen am finanziellen Gewinn aus den Windanlagen beteiligt. Wenn nämlich das Rauschen der Windräder auch immer Geldfluss aufs eigene Konto signalisiert, ist das kein störendes, sondern ein beruhigendes Geräusch.

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