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Anti-Spiegel: Springer und WAZ lassen „Woche“ fallen

Stefan Aust will das Magazinprojekt nun "mit anderen Gesellschaftern" weiter verfolgen.

Eines der ambitioniertesten Medienprojekte des Jahres hat am Donnerstag einen herben Rückschlag erlitten. Wie die Axel Springer AG und die WAZ-Gruppe in einer gemeinsamen Fünf-Zeilen-Mitteilung erklärten, ziehen sich die Verlage aus der Entwicklung eines neuen, wöchentlichen Nachrichtenmagazins zurück. Stefan Aust, der ehemalige Chefredakteur des „Spiegel“, hatte seit dem Sommer 2009 mit einem Team von Journalisten und Grafikern an dem Projekt unter dem Namen „Woche“ gearbeitet. Aust selbst gibt sich optimistisch. „Ich bin zuversichtlich, dass wir das Projekt mit anderen Gesellschaftern weiter verfolgen werden“, sagte er dem Tagesspiegel.

Als Grund für den Ausstieg gaben die „potenziellen Gesellschafter“ Springer und WAZ das „gegenwärtige wirtschaftliche Umfeld“ an: „Die WAZ-Gruppe und die Axel Springer AG bedauern, dass sie daher von der Realisierung einer attraktiven journalistischen Idee Abstand nehmen müssen.“ Aust hatte das neue Magazin, dessen Redaktion nach letzten Meldungen in Berlin arbeiten sollte, im Auftrag des WAZ-Konzerns entwickelt, der auf einen weiteren Partner gedrängt hatte. Die Springer-Gruppe hatte einen Einstieg als Mehrheitsgesellschafter aber von der Prüfung der Vermarktungschancen abhängig gemacht. Nach mehreren Nullnummern war der Marktstart für Sommer oder Herbst erwartet worden.

Um welche neuen Partner es sich handeln könnte, verrät Aust nicht. Es müssten jedenfalls keine Großverlage sein, die derzeit viele eigene Probleme zu lösen hätten. So hätten WAZ und Springer ihre Beteiligung nicht nur von der gesamtwirtschaftlichen Situation abhängig gemacht, sondern ebenso von der eigenen Lage.

Der Magazin-Markt steht wie die Printbranche insgesamt unter starkem Druck. Die Auflage von Marktführer „Spiegel“ sank im ersten Quartal im Vorjahresvergleich um vier Prozent auf knapp über eine Million Exemplare, der „Focus“ liegt nun bei 588 000 (minus 14 Prozent) und die „Stern“-Auflage ging um 6,9 Prozent auf 897 000 Exemplare zurück.

Was der Ausstieg von WAZ und Springer für die rund 20 Leute starke Entwicklungsredaktion bedeutet, bleibt offen. „Zuerst einmal werden wir unseren Entwicklungsauftrag zu Ende bringen. Und der läuft noch bis Ende des Monats“, sagte Aust. Aber nicht nur darum macht er ein Geheimnis. Bislang sei das Projekt in den Medien nie wirklich beschrieben worden, sagte er – ohne weitere Aufklärung zu bieten.“ Kurt Sagatz

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