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Medien: Appetit auf mehr

Die Käufer des Berliner Verlages führen Gespräche mit fünf Zeitungsunternehmen in Deutschland

Der deutsche Zeitungsmarkt bleibt im Fokus der amerikanischen Beteiligungsgesellschaft Veronis Suhler Stevenson (VSS). Nach dem Kauf des Berliner Verlages und der Übernahme der „Hamburger Morgenpost“, gemeinsam realisiert mit der Investorengruppe Mecom des Briten David Montgomery, hofft der Deutschland-Chef von VSS, Johannes von Bismarck, auf mindestens eine weitere Übernahme in diesem Jahr. Derzeit würden Gespräche mit fünf möglichen Verkäufern geführt. Die derzeit zum Verkauf stehende „Frankfurter Rundschau“ sei nicht darunter, „weil sie keinen Gewinn macht. Wir investieren aber nur in profitable Unternehmen“, sagte von Bismarck am Dienstag in Frankfurt. Regional sei man nicht festgelegt. „Auch ein Verlag in Bayern kann interessant sein.“

Derzeit verfügt VSS für Investitionen in Medienunternehmen in den USA und Europa über einen mit 1,25 Milliarden Dollar gefüllten Fonds. Verbunden mit Krediten können bis zu vier Milliarden Dollar investiert werden. Im Auge habe man Unternehmen mit einem Umsatz zwischen 20 und 500 Millionen Euro. „Wir konzentrieren uns auf den Mittelstand. Wir backen kleinere Brötchen, um sie größer zu machen. Restrukturierungen sind für uns nicht interessant.“ Dabei zielt VSS auf eine Eigenkapitalrendite vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen von 20 Prozent. Chancen in der deutschen Zeitungslandschaft sieht von Bismarck vor allem, „weil der Markt noch nicht konsolidiert ist“.

Ein „Geheimrezept“ für die Neuausrichtung der Zeitungen haben die Briten nicht. Drei Bereiche seien, so von Bismarck, allerdings zentral: Der Umsatz müsse durch mehr Anzeigen und durch neue Produkte wie Sonntagszeitungen oder Internetangebote ausgebaut werden. Gerade bei Anzeigen gebe es in Hamburg und Berlin erhebliches Potenzial. Zum anderen hält er das Liquiditätsmanagement der Verlage für schlecht und damit für viel zu teuer. Dritter Punkt sind die Kosten, „aber da agieren wir genauso wie jeder andere Verleger auch. Da passiert nichts Außergewöhnliches.“ VSS zielt etwa auch durch das Engagement in Hamburg und Berlin auf Synergieeffekte durch die Bündelung zentraler Aufgabenbereiche. Auch gemeinsame Mantelredaktionen gelten als gangbarer Weg. Schließlich schwebt den Briten eine vertikale Integration vor: An die Zeitungsverlage könnten lokale Telefonbuchverlage, Online-Werbeanbieter oder andere Medienfirmen angebunden werden.

Von Bismarck tritt entschieden dem Vorwurf entgegen, unter der Strategie von VSS würden die journalistische Qualität und die Meinungsvielfalt leiden. „Das Gegenteil ist der Fall. Wir wollen mehr Qualität. Wir wollen die Verlage nicht aussaugen, sondern anreichern. Wir würden uns doch den Ast absägen, auf dem wir sitzen.“ Schließlich wolle man mit Gewinn verkaufen. Mehr als zehn Jahre wird es seiner Auffassung nach noch dauern, bis die deutschen Zeitungsverlage konsolidiert sind. Gründe: Das restriktive Kartell- und Arbeitsrecht, vor allem aber die „Wagenburg-Mentalität“ der regionalen Zeitungsverleger. „Die Forderung der Verleger, die Beteiligung ausländischer Investoren auf 49 Prozent zu begrenzen, ist ein Rückschritt in die Steinzeit.“ Allerdings hat von Bismarck auch für die Redakteure, auf deren qualitativ hochwertige Arbeit er baut, nicht nur freundliche Worte übrig. Dass die Redaktion der „Berliner Zeitung“ wegen ihres Einsatzes für die journalistische Qualität und die Arbeitsplätze nach dem Verkauf an die BV Deutsche Medienholding (VSS/Mecom) mit dem „Preis der Pressefreiheit“ ausgezeichnet worden ist, hält er für „fast eine „Beleidigung aller bisherigen Preisträger“. Die hätten sich unter autoritären Regierungen oder in anderen schwierigen politischen Bedingungen für die Pressefreiheit eingesetzt.

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