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Das Erfurter "Tatort"-Team: Friedrich Mücke, Alina Levshin, Benjamin Kramme

© MDR

Update

ARD-Krimi: “Tatort” aus Erfurt wird beendet

Ein Konzept ist gescheitert. Dem MDR laufen die Erfurter “Tatort”-Kommissare davon. Friedrich Mücke und Alina Levshin werfen das Handtuch nach nur zwei Ausgaben

Besser ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende. Das werden sich auch die Schauspieler Friedrich Mücke und Alina Levshin gedacht haben. Die beiden MDR-„Tatort”-Kommissare aus Erfurt werfen das Handtuch. Und das nach nur zwei Ausgaben, die zwar durchaus gute Quoten holten, von den Kritikern aber überwiegend zerrissen wurden. „Friedrich Mücke und Alina Levshin haben sich entschieden, sich von ihren Reihenrollen zu verabschieden. Wir bedauern das sehr, auch wenn wir die Entscheidung der Schauspieler natürlich respektieren. Damit verabschieden wir uns nicht nur von wunderbaren Schauspielerpersönlichkeiten, sondern in der Folge auch von der Idee des Erfurter Ermittlertrios“, sagte eine MDR-Sprecherin dem Tagesspiegel.

Selten hat sich ein Ableger von Deutschlands beliebtestem Krimi-Format so schnell erledigt wie dieser MDR-„Tatort“, nach nur zwei Folgen. Die Sender-Sprecherin schickt auch gleich hinterher: Mit dem Premiumformat „Tatort“ sei der MDR ja weiter in Thüringen präsent. „Nora Tschirner und Christian Ulmen ermitteln auch in 2015 in Weimar und Umgebung.“ Dieses neue Duo komme bei Fans und Kritikern gleichermaßen gut an, auch wenn es mit der Tonqualität mal nicht stimmt wie zuletzt. Es sorgt zumindest für Innovationen und Diskussionen, der Weimarer „Tatort“ könnte demnach nach zwei Event-Ausgaben Ende 2013 und 2014 in Serie gehen.

Das hatte man von den drei neuen Ermittlern in Erfurt auch erhofft. Sie sollten dem etwas ergrauten MDR-„Tatort“ ein jüngeres Publikum verschaffen. Gerade Alina Levshin, 30 („Im Angesicht des Verbrechens“, „Kriegerin“), gilt als Shootingstar der Branche. 2010 erhielt Levshin den Deutschen Fernsehpreis. Diese Erwartung konnte im Krimi-Format des MDR nicht erfüllt werden, trotz leichter Besserungstendenz in der Folge „Der Maulwurf“ am Sonntag kurz vor Weihnachten.

Die Sache hat System

Die Sache hat System, nicht nur beim MDR. Zuletzt war immer wieder auch die Schwemme all der neuen „Tatort“-Regional-Formate und -Kommissare kritisiert wurden, die in keinem Verhältnis zur Qualität der Bücher und vielleicht auch zur Erwartungshaltung der Zuschauer stehen, selbst wenn der ARD die Quoten gewohnheitsmäßig meist locker für den Tagessieg reichen. Um Weihnachten und Silvester herum liefen allein fünf neue „Tatort“-Primetime-Ausgaben im Ersten. Eine Inflation. Was gut ist, wird durch Noch-mehr nicht immer besser. Ob „Tatort“ oder auch „Polizeiruf“ – kaum eine mitteldeutsche Stadt ohne eigenen Serienermittler. Münster, Kiel, Magdeburg, Erfurt, Weimar, Dortmund, Nürnberg, überall wird ermittelt, getreu dem Motto: Welcher Schauspieler will noch mal, wer hat noch nicht? Und: Wer soll das noch würdigen? Welcher Zuschauer hat da noch den Überblick?

Der große Mitteldeutsche Rundfunk jedenfalls muss nun seine Krimi-Landschaft neu aufstellen, mit leichter Verlagerung in Richtung Sachsen. Für die prominenten Leipziger Ermittler Simome Thomalla und Martin Wuttke, die bekanntlich ihren Abschied nehmen und in diesem Jahr zum letzten Mal im Einsatz sind, ist keine Nachfolge geplant.

Bücher von Ralf Husmann

Dafür bekommt Sachsen einen neuen „Tatort“, nachdem die Hauptkommissare Ehrlicher (Peter Sodann) und Kain (Bernd Michael Lade) bis 2000 in Dresden ermittelten. Dort wird – das erste Mal in der über 40-jährigen „Tatort“-Geschichte – demnächst ein rein weibliches Team Mörder jagen. Drei Engel für Sachsen sozusagen, die Hauptrollen spielen Karin Hanczewski, Alwara Höfels und Jella Haase, ihr Vorgesetzter wird der renommierte Schauspieler Martin Brambach. Die Geschichten dürften hier nicht das Problem sein. Für die Drehbücher sorgt der preisgekrönte Autor Ralf Husmann („Stromberg“).

Nicht zu vergessen seit 2013 Sachsen-Anhalt mit seiner Landeshauptstadt Magdeburg und den „Polizeiruf“-Ermittlern Sylvester Groth und Claudia Michelsen. Auch Görlitz (Beiname „Görliwood“) bekommt neue illustre Ermittler, mit „Wolfsland“. Yvonne Catterfeld und Götz Schubert spielen in dem neuen Krimi in der östlichsten Stadt Deutschlands ein „ungewöhnliches Ermittlerduo“, einen eigenbrötlerischen Haudegen und eine moderne Kriminalistin, so die Ankündigung der Dreiländeranstalt.

Es wird spannend sein, zu beobachten, was der MDR aus dem Erfurter „Tatort“-Debakel mit den „unglaubwürdigsten Kommissaren der ganzen Krimi-Reihe“ (Zeit online) lernt.

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