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Querdenker. Küppersbuschs allerletzte Sendung 1997: „Privatfernsehen“, in der ARD. Die wenigen Haare sind geblieben. Der Biss für eine neues Magazin auch? Screenshot: Tsp

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ARD-"Tagesschaum": Friedrich Küppersbusch kehrt ins Fernsehen zurück

Friedrich Küpperbusch ist Journalist, Autor und Produzent - mit "Tagesschaum" wird er auch wieder als Moderator tätig sein. Zumindest bis zur Bundestagswahl.

Als Querdenker wird jemand bezeichnet, der sich die Freiheit herausnimmt, nicht mit dem Strom zu schwimmen. Schlimm genug, dass das an dieser Stelle anlässlich eines bemerkenswerten TV-Comebacks überhaupt in Erinnerung gerufen werden muss, wo sonst viel von Kerner, Quote, Jauch oder Lanz die Rede ist. Einer hat da nie so richtig mitmachen wollen. Der Journalist, Autor, Produzent und, ja, der Moderator Friedrich Küppersbusch, der am späten Montagabend nach fast 15 Jahren zurück auf den Bildschirm kommt. Rund vier Monate vor der Bundestagswahl startet der WDR ein neues tagesaktuelles Format, mit Anchorman Küppersbusch, und – „mit Haltung“. Es ist wohl nötig, das mit der Haltung auf der WDR-Seite im Internet herauszustellen.

In „Tagesschaum“ soll das Nachrichtengeschehen „pointiert und gewollt unausgewogen“ kommentiert werden, immer montags, dienstags und donnerstags, zunächst auf Youtube um 22 Uhr 45, dann auf Einsfestival um 22 Uhr 55, schließlich um 23 Uhr 15 im WDR. Ungewöhnliche Programmierung, ungewöhnlicher Hinweis. Mit Haltung? Das versteht sich doch eigentlich von selbst. Küppersbusch hat den frechen, selbstbewussten, politischen Magazin-Journalismus in den 1980er und 90er Jahren mit „Zak“ und mit „Privatfernsehen“ in neue Wirkungsräume katapultiert. Er hat gezeigt, wozu öffentlich-rechtliches Fernsehen in der Lage ist. Und er wird wissen, was er tut, wenn er sich nach 15 Jahren Produzententums hinter den Kulissen wieder auf das Wagnis Fernsehmoderation einlässt.

Selber zu befragen ist er nicht. Keine Interviews. Sonst kaum um Worte verlegen, hat er nur der „taz“, in der Küppersbusch Kolumnen schreibt, zum neuen Tun Auskunft gegeben und sich gleich mal selber interviewt. „Tagesschaum“ sei „ein Meinungs- und Kommentarmagazin, mit dem wir die Leute bis zur Bundestagswahl begleiten. Eine Viertelstunde Haltung, Erbauung und Trost. Die ,Tagesschau’ auf Koks.“ Aus dem WDR-Studio der letzte Kommentar zu Themen des Tages, der Woche. Man liegt nicht ganz so falsch, wenn man sich das Ganze in etwa so vorstellt wie die „heute-show“ mit Oliver Welke, nur ohne Gäste. Auf Sparflamme natürlich.

Bei Küppersbuschs letzter Sendung 1997, „Privatfernsehen“, sagte sein damaliger Gast Roger Willemsen, auch so ein Querdenker: „Man wird sich daran gewöhnen müssen, dass die Zeit, in der wir massenpopuläres Fernsehen machen, vorbei ist.“ Küppersbusch blickte in die dröge Zukunft einer ARD, die, aus der Perspektive von damals, an fünf ununterscheidbaren Talkshows kranken wird. Damals gab’s Biolek, Christiansen, Kerner, Beckmann.

Populär oder nicht, man kann nur mutmaßen, was Küppersbusch bewogen hat, jetzt wieder moderierend dazwischenzufunken, außer dass er mit Youtube auch auf neue Sehgewohnheiten setzt. Die Themenauswahl soll subjektiv sein, die Sendungslänge von 13 Minuten netzkompatibel und das Verfallsdatum mit der Bundestagswahl am 22. September bereits eingebaut. In Schalten oder Mini-Reportagen soll „Tagesschaum“ den Ereignissen des Tages mit wenigen klaren Fragen begegnen: Wem nützt es? Was bedeutet es wirklich? Wie kann man das auch sehen?

Mit "Zak" hat Friedrich Küppersbusch von 1988 bis 1996 TV-Geschichte geschrieben.

Ja, wem nützt so eine Sendung jetzt? Die Latte hängt hoch beim Namen Küppersbusch, immer noch. Bissig, satirisch, unerschrocken – „Zak“ setzte Maßstäbe, von 1988 bis 1996, in 271 Folgen, das Magazin, das den politischem Popjournalismus der Bonner Republik erfand. Mit dem fitten Moderator, dessen unerschrockene Interviews und halsbrecherischen Wortspiele unnachahmlich waren. Danach wirkte Küppersbusch vor allem als Produzent mit seiner Firma probono. Maischberger, Bauerfeind, Brender, solide Fernsehware. Und in Artikeln stand bei seinem Namen meistens: Ex-„Zak“Moderator.

2009 wurde Küppersbusch die Leitung als Intendant von Radio Bremen angetragen. Er lehnte ab. Letzter Versuch, warum gerade jetzt ein neuer Versuch vor den Bildschirm? „Ich werde 52“, beantwortete sich Küppersbusch augenzwinkernd die Frage selber, „altersgerecht wollte ich eigentlich ein Country-Album aufnehmen.“ Die ARD habe ihm den Hamburger „Tatort“ angeboten, aber das mache ja jeder. Es bleibt nur dies.

„Tagesschaum“, WDR, Montag,

23 Uhr 15, bereits ab 22 Uhr 45 im Internet auf Youtube

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