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Mehr Rundfunkbeitrag, weniger Werbung. Der Verzicht könnte den Charakter der Öffentlich-Rechtlichen verändern.

© dpa.

ARD und ZDF: Verzicht auf Werbung für 1,25 Euro?

Für ein bisschen mehr Rundfunkbeitrag im Monat könnte man auf Werbung im öffentlich-rechtlichen Funk- und Fernsehen verzichten. Das könnte die Qualität und die Nachfrage der Programme verbessern. Für das Modell gäbe es auch ein prominentes Vorbild.

Freiheit kostet. In diesem Falle 1,25 Euro. So viel mehr müsste jeder Rundfunkbeitragszahler im Monat aufbringen, wenn ARD und ZDF in Radio und Fernsehen auf Werbung und Sponsoring verzichten. Addiert man diese 1,25 Euro zum Monatssatz von 17,98 Euro, wären es exakt 19,23 Euro, die diese Freiheit im Monat kostet.

Verführerisch, oder? Das Ende der Werbung wäre das Ende des Werberahmenprogramms, das im ersten und im zweiten Programm bis 20 Uhr tobt. Was da geboten wird, soll möglichst vielen Zuschauern gefallen, denn über diese Quoten werden die Werbepreise fixiert. Also geht es in der ARD stets „Heiter bis tödlich“ zu, im ZDF gehen die „Sokos“ auf Ganovenjagd. Vor den „heute“-Nachrichten preist Mainzelmann all jene Produkte an, die den Beitragszahler vom vorfristigen Ableben abhalten sollen. Nach 20 Uhr gibt es diesen und jenen Sponsorenhinweis bei Unterhaltungsformaten und Sportübertragungen. Die eingebauten Gewinnspiele haben ein gewaltiges Nervpotenzial. Das wäre mit 1,25 Euro aus der Welt zu schaffen.

Veränderung des öffentlich-rechtlichen Charakters

Ausgerechnet hat den Betrag die Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs bei ARD und ZDF. Dieselben Experten haben wegen der überschießenden Einnahmen beim Rundfunkbeitrag noch eine andere Summe ermittelt: Danach könnte die Zwangsabgabe je Zahler, je Monat um 73 Cent sinken. Dieses Minus mit dem Mehr von 1,25 Euro für den Werbeverzicht ergäbe immer noch einen geringfügig steigenden Beitrag.
Aber müssen ARD und ZDF mehr als 20 Fernsehprogramme veranstalten und mit zahllosen Radioangeboten die UKW-Skala vollmachen? Der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist auch deswegen so reich alimentiert, weil er von der fixen Idee geplagt wird, er müsse alles machen. Im Radio, im Fernsehen, im Internet.

Der Verzicht auf Werbung und Sponsoring, er würde den Charakter des öffentlich-rechtlichen Rundfunks verändern. Die Macher müssten nicht länger auf (Werbe-)Verwertbarkeit starren, die Konzentration auf den Sinn und Zweck des Beitrages – öffentlich-rechtliches Programm, das diesen Namen verdient – würde gestärkt. Die Hörer der Populärwellen am Morgen zum Beispiel könnten sich über die Erlösung freuen, dass die Ranschmeiße wenigstens gemildert wird. Und, und, und ...

Es gibt ein Vorbild, und das heißt Deutschlandradio. Dessen Programme, Deutschlandfunk und Deutschlandradio Kultur, sind werbefrei. Es ist nicht bekannt geworden, dass deswegen die Nachfrage gesunken ist. Im Gegenteil, sie steigt.

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