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Arte: Russland gibt Gas

Was haben Altbundeskanzler Gerhardt Schröder und Bundesligist Schalke 04 gemeinsam? Gasprom. Der Sender Arte widmet dem russischen Monopolisten auf Erdgas und Co. einen Themenabend.

Die Flamme, die auch auf den Trikots des Bundesligisten Schalke 04 züngelt, repräsentiert den ungeheuren Reichtum des lange Zeit so schwach und zerrissen scheinenden Russland: Gasprom ist Monopolist in dem Land mit den größten Erdgasvorkommen der Welt. Nach aktuellen Meldungen hat der Konzern mit 400 000 Beschäftigten einen Börsenwert von über 300 Milliarden Dollar.

Mehrheitsaktionär ist der russische Staat, und der sitzt somit an den Hebeln des wertvollsten Unternehmens Europas, das ein Viertel des Erdgasbedarfs der Europäischen Union deckt. So viel Macht, die sich nicht zuletzt in der Ukrainekrise vor zwei Jahren offenbarte, weckt Misstrauen. „Wir sind genauso von Europa abhängig wie Europa von uns“, beruhigt Alexander Medwedew, Vizepräsident von Gasprom, in der 90-minütigen Dokumentation „Das Gasprom-Imperium“ (Arte, 21 Uhr). Sein Namensvetter, der Aufsichtsratsvorsitzende Dmitri Medwedew, soll Wladimir Putin als russischen Staatspräsident beerben.

Autor Alexandre Dolgorouky erläutert sachlich die Hintergründe des Aufstiegs von Gasprom. Zu Gasprom-Chef Alexej Miller wurde Dolgorouky nicht vorgelassen, der Mann an der Spitze des Konzerns gibt keine Interviews. Die Dokumentation belegt die bedeutsame Rolle, die Gasprom innerhalb der russischen Gesellschaft und vor allem im Kampf Russlands um die Anerkennung in der Welt spielt. Deutschland gilt als wichtigster Partner. Während Kanzler Schröder und Präsident Putin mit der Vereinbarung für eine Ostsee-Pipeline für Unruhe bei den Nachbarn gesorgt hatten, bemühen sich Amerikaner und Europäer durch die Südkaukasus-Pipeline um größere Unabhängigkeit von Gasprom. Russland wiederum hofft auf den großen Absatzmarkt China und bereitet eine Art Opec für den globalen Gasmarkt vor. In der Energieversorgung steckt jede Menge Konfliktstoff, aber die Fülle der Gasprom-Beteiligungen, die Frage einer Expansion ins Ausland und der gewaltige Einfluss des Konzerns auch in anderen Bereichen wie den Medien bleiben hier ausgeblendet.

Den Arte-Themenabend „Russland gibt Gas!“ schließt die 26-minütige Dokumentation „Der Gefangene des Kreml“ (22 Uhr 30) ab. Michail Chodorkowski war durch die Übernahme und Sanierung des Ölkonzerns Jukos zum Milliardär geworden. Als der Oligarch jedoch gegen Korruption wetterte, Jukos-Anteile an einen US-Konzern verkaufen wollte und seine Lobbyisten im Parlament Steuerpläne der Regierung zu Fall brachten, schlug die Staatsmacht zu. Chodorkowski sitzt wegen Steuerhinterziehung und Betrugs in einem sibirischen Straflager. Thomas Gehringer

„Russland gibt Gas“, Arte, 21 Uhr

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