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Füße hoch, Kopf klar. Katty Salié und Jo Schück moderieren „Aspekte“.

© ZDF und Svea Pietschmann

"Aspekte" im ZDF: Alles Kultur oder was?

Zwei Moderatoren, Gäste, Musik, Publikum: „Aspekte“ im ZDF hat der Wandel im Sendeformat gut getan

Gut, der Sonntag wäre ihnen schon lieber. Der Sonntag ist der Fernsehtag der Deutschen, da wird sich vor dem Bildschirm auf die Woche eingestimmt. Wer am Sonntagabend senden darf, der sendet automatisch auf der Sonnenseite der Quoten. Das ARD-Kulturmagazin „ttt“ ist so ein Profiteur von Fernsehgewohnheit und Programmplanung, „Aspekte“ im Zweiten ist es erst mal nicht.

„Aspekte“ läuft am Freitag, meist so um 23 Uhr herum, eher später. Kulturelles, Hochkulturelles an dem Tag, an dem Volk und Fernsehen auf Abspannen und Entspannen ausgerichtet sind? Die ZDF-Sendung hat die Herausforderung angenommen, mehr noch, es hat sie bestanden. Was im Ersten das klassische Format aus Moderator und Beiträgen ist, kommt im Berliner Studio als Sendung mit zwei Moderatoren, Gästen, Beiträgen, Musik und Publikum daher. Seit fünf Jahren, als eine der ältesten ZDF-Programmmarken stark überarbeitet wurde. Mit respektablem Erfolg. Daniel Fiedler, Leiter der Redaktion Kultur Berlin, sagte beim Pressegespräch, „Aspekte“ würde im Schnitt eine Million Zuschauer ziehen, so viel wie vor zehn Jahren. Das seien fünf Prozent Marktanteil – und das Publikum jünger als der ZDF-Schnitt.

Bands ziehen Jugend

Was auch am Sendeelement des Music-Acts liegt. Gerade waren die Bands „AnnenMayKantereit“ und „The Kooks“ zu Gast. Das lässt die jungen Fans sofort nach den 80 Studiotickets greifen. Die fünf Kameras suchen während der Aufzeichnung zwischen 18 und 20 Uhr im Hauptstadtstudio Unter den Linden dann gerne nach jungen Gesichtern, sind im ZDF ja nicht so häufig. Die Darreichungsform von „Aspekte“ ist jünger geworden.

Was auch den Moderatoren liegt: Katty Salié, 43, und Jo Schück, 38. Sie schätzen die Resonanz und die Reaktionen des Publikums, Salié sagt, „im Studio sitzt und steht eine Gemeinschaft von Menschen, die an Kultur interessiert sind“. Stehen muss auch Schück, wenn er wie seine Kollegin zwischen dem Studiogespräch, den einzelnen Filmbeitrag und dem Band-Auftritt von einer Position zur anderen gewechselt ist. Flexibilität ist während der 45 Minuten „Aspekte“ Trumpf. Schück betont den „Bildungsauftrag“, zugleich unterstreicht Salié, dass in der Art und Weise ihrer Sendung jede Form von Barriere verhindert werden soll. Die immerhin 30-köpfige Redaktion, die 80 bis 90 Prozent der Beiträge selber produziert, will nicht im Elfenbeinturm der Kunst- und Kultur-Checker Furore machen. Wichtig dabei ist auch, dass die Sendung gendert, nicht nur bei der Moderation, sondern auch bei Themen, Autorinnen und Autoren sowie Expertinnen und Experten. „Gerade bei den Expertinnen sind uns großartige Entdeckungen gelungen“, sagt Fiedler. Was ihn bekümmert, das ist das Durchschnittsalter der Macher, das liegt bei 40 Jahren mit Tendenz zu stetig älter. Die Sparzwänge im öffentlich-rechtlichen ZDF würden eine bessere Durchmischung verhindern.

Inklusion der Zuschauer wichtig

„Aspekte“ ist über die Neuausrichtung nicht simpel geworden, hinter dem gewollten Anspruch steht die Eigenerwartung, dass bei aller Exklusivität auf die Inklusion der Zuschauer gesetzt wird. Wobei, ergänzt Planungschef Achim Zeilmann, das Bekannte – zum Beispiel neue Erkenntnisse über den Polarforscher Roald Amundsen – gehe besser, das Unbekannte sei das Schwierige. Um möglichst viele der rund vier Millionen Zuschauer der meist vorlaufenden „heute-show“ zu halten, werden zum Start von „Aspekte“ gerne leichtgängige Beiträge eingesetzt, ehe die Stoffe härener werden.

In bestimmten Kreisen gilt die Sendung als „linksgrün versifft“. Auch eine Reaktion darauf, dass zum Exempel der türkische Exiljournalist Can Dündar zur Gastmoderation gebeten wurde. Solche Aktionen und monothematische Ausgaben (Brexit!) soll es mehr geben. „Aspekte“ will Aufmerksamkeit. Joachim Huber

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