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Wer schwenkt als Erster die Regenbogenfahne?

© Kitty kleist-Heinrich

Augenringe (3): Warten auf ein Zeichen

Noch ist es in Sotschi nicht passiert - aber es wird passieren: Ein Sportler nutzt die Siegerehrung, um gegen Putins minderheitenfeindliche Politik zu protestieren.

Plötzlich ist selbst die Siegerehrung spannend. Sogar die Aufwärmphase der Athleten. Gilt das jetzt noch als Dehnübung – oder ist das schon Protest gegen Putin? Neben den Wettbewerben interessiert den aufgeklärten Fernsehzuschauer auch die Frage, welcher Sportler zuerst die Bühne der Weltöffentlichkeit dafür nutzen wird, ein Zeichen gegen Russlands minderheitenfeindliche Politik zu setzen. Ehrenwerte Vorbilder gibt’s ja reichlich: 1968 die geballten Fäuste von Tommie Smith und John Carlos, 1936 natürlich Jesse Owens, nicht zu vergessen der Deutsche Luz Long, der Owens nach dessen Weitsprungtriumph demonstrativ gratulierte, was den Obernazis auf der Tribüne gründlich missfiel. Na gut, bei der anschließenden Siegerehrung zeigte Long doch den Hitlergruß, aber immerhin...

Unklar ist, wie genau sich der Putin-Protest materialisieren wird. Das Schwenken von Regenbogenflaggen werden Aufpasser sicher zu verhindern wissen, aber gibt es noch andere, womöglich subtilere Codes? Google sagt: haufenweise! Zum Beispiel der griechische Buchstabe Lambda, der steht für „Liberation“, also Befreiung. Oder die Silhouette einer Doppelaxt – als Symbol des Matriarchats.

Wie werden die Sportler und das Publikum in Sotschi reagieren? Werden die Fernsehkameras wegschwenken? Am ersten Wochenende war es noch nicht so weit. Die Snowboarder sprangen, die Biathleten zielten, die Eishockey-Spielerinnen waren viel zu sehr mit Rempeleien beschäftigt. So oder so, es wird ein historischer Moment werden, und er wird kommen.Sebastian Leber

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